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Der Einzelgänger

Der Einzelgänger

Titel: Der Einzelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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Angesicht hätte ihr mein Ausbruch die Haare nach hinten geweht. Auf dem Schirm besteht ihre einzige Reaktion in einem weiteren ironischen Lächeln. »Um Sie zu zitieren«, sagt sie gelassen, »vielleicht mache ich es zu meiner Sache.«
    »Warum?«
    Sie zuckt die Achseln. »Weil das eine Möglichkeit ist, den Grad Ihrer Wut richtig einzuschätzen. Den Grad Ihres Engagements.«
    Argent signalisiert wieder - ich winke wieder ab. »Engagement wofür?«
    »Dafür...« - sie hält nachdenklich inne - »...›daß der Gerechtigkeit genüge getan wird‹, drückt es vielleicht am besten aus.«
    Ich bekomme langsam ein komisches Gefühl, was diese Unterhaltung anbelangt. »Wovon reden Sie überhaupt?« frage ich mißtrauisch.
    Sie lächelt wieder, und jetzt vermischt sich die Wut in meinem Bauch mit Angst. »Ich dachte nur, wir könnten einander helfen«, sagt sie. »Wir wollen beide, daß etwas gegen Timothys Biowaffen unternommen wird. Das können Sie mir ruhig glauben. Und unsere Gründe unterscheiden sich auch nicht so sehr voneinander. Sie wollen eine Bestätigung dafür, daß etwas unternommen wird. Und Sie haben auch noch andere Bedürfnisse, aber wahrscheinlich haben Sie die noch gar nicht mit dieser Sache in Verbindung gebracht.«
    »Zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel, Ihren Namen bei Lone Star reinzuwaschen«, sagt das Elfen-Miststück gelassen. »Übrigens hat der Exekutionsbefehl für Sie immer noch Bestand. Ich habe das nachgeprüft. Offiziell erteilt von einem gewissen« - sie blickt zur Seite - »Marcus Drummond, tatsächlich aber initiiert von Gerard Schräge von der AMV.« Sie wirft mir ein Henkerslächeln zu. »Offenbar existieren zwischen Mr. Schräge und gewissen anderen Execs innerhalb Lone Star Seattle enge Verbindungen. Verbindungen, von denen der Rest der Führungsspitze Lone Stars nichts weiß.«
    Was du nicht sagst, Sherlock. Zum Beispiel Sarah Layton und Vince McMartin. Alles eine nette, glückliche verdammte Familie. »Dafür haben Sie Beweise, nehme ich an«, höhne ich.
    »Selbstverständlich«, antwortet sie schlicht.
    Ich warte einfach, daß sie die Hose ganz herunterläßt, und natürlich tut sie es auch.
    »Ich kann Ihnen den Beweis zukommen lassen, Mr. Larson. Oder Sie können die Sache auch ganz uns überlassen, wenn wir zu einer Übereinkunft gelangen.«
    Meine Haut kribbelt. »Was für eine Übereinkunft?«
    Ihr Lächeln wird breiter. »Ja, das ist die Frage, nicht wahr? Wir haben beide Probleme, Mr. Larson, und jeder von uns hat eine Antwort auf zumindest einige der Probleme des anderen. Sie wollen zum Beispiel, daß etwas gegen die Biowaffen unternommen wird, und Sie wollen auch, daß Ihr Name reingewaschen wird ... vorzugsweise auf Kosten von Schräge, Drummond, Layton und McMartin. Habe ich recht?« Ich würdige sie keiner Antwort. »Andererseits brauche ich einen Anführer für den Schlag, den ich gegen die NVC-Anlage in Pillar Rock plane.«
    Ich starre sie nur an, und dabei ist mir egal, daß ich aussehen muß wie ein Fisch auf dem Trockenen. Ar-gents Augenbrauen sind ihm bis zum Haaransatz hochgerutscht, wohl die ungezügeltste Gefühlsregung, die ich je bei ihm erlebt habe. »Sie reagieren schnell, Lady«, sage ich mit aufrichtigem Respekt.
    Sie akzeptiert das Kompliment mit einem leichten Neigen des Kopfes. »Die Angriffsplanung läuft«, fährt sie fort. »Meine Leute rekrutieren derzeit Truppen. Aber der Posten des Anführers ist noch frei, und ich möchte, daß Sie ihn übernehmen.«
    Die Dreistigkeit dieser Frau ist unglaublich. »Auf keinen Fall«, sage ich mit einem grimmigen Lachen. »Finden Sie einen anderen nützlichen Idiot, Leäl.«
    Ihre Miene verhärtet sich, und ich weiß, ich habe sie endlich gekränkt, aber ihre Stimme behält die glatte Selbstkontrolle. »Denken Sie darüber nach, Mr. Lar-son«, sagt sie gelassen. »Wir können beide profitieren, wenn Sie akzeptieren.«
    »Ach ja? Und wie?«
    »Was unsere Seite betrifft, so dürfte das ziemlich offensichtlich sein. Die Leute, die den Angriff ausführen, brauchen den Sinn des Unternehmens nicht zu kennen. Sie brauchen nur über ihre speziellen Aufgaben und über die Tatsache Bescheid zu wissen, daß sie nach Erledigung des Auftrags bezahlt werden. Sie brauchen auch das eigentliche Ziel des Angriffs nicht zu kennen - und aus offensichtlichen Gründen ist das auch genau das, was wir wollen.« Ich nicke. Ja, das ist offensichtlich - Lynne-Miststück will gewiß nicht an die große Glocke hängen, daß Timothy mit

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