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Der Einzelgänger

Der Einzelgänger

Titel: Der Einzelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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ist es eine VZ 88V. Ich frage mich, ob Lynne Tele-strian sie von den verdammten Cutters gekauft hat. Und als Krönung versuche ich meine Gedanken um einen unvertrauten Datenchip in meiner Talentbuchse herumzudrücken. Neben Argent und auf dem rückwärtigen Deck befinden sich die anderen Elemente des Angriffsteams Able - acht abgebrühte Söldnertypen, die die gleiche Rüstung wie ich und eine furchterregende Sammlung von Waffen tragen.
    Es ist ganz so wie in jenen paar Minuten mit Paco, Bart und Maria - die jetzt alle tot sind - im Bulldog, als wir zum Lagerhaus der Eighty-Eights bei den Docks fuhren. Es herrscht derselbe Grad von Anspannung, aber alles ist viel mehr auf das Hier und Jetzt konzentriert. Es gibt weniger Gequatsche und weniger gezwungenes Macho-Gehabe. All die Burschen, die um mich herum sitzen - die meisten mit geschlossenem Helmvisier, was ihnen ein unmenschliches Aussehen verleiht -, haben etwas Ähnliches schon oft zuvor getan und wahrscheinlich unter wesentlich schwierigeren Bedingungen. Klar, es werden Waffen überprüft und Messer gewetzt, aber nicht um der Schau willen wie bei den Cutters. Diese Burschen - Männer und Frauen, Menschen und Metatypen - haben so viel Drek erlebt, daß sie niemandem, sich selbst eingeschlossen, mehr etwas beweisen müssen. Das ist zumindest meine Interpretation.
    Ich werfe einen Blick auf Argent. Wie ich hat er sein Visier noch nicht heruntergeklappt. Es wird noch reichlich Gelegenheit geben, durch die Transplastplatte zu glotzen, meine eigene verbrauchte Luft wieder einzuatmen und zu hoffen, daß das Head-Up-Display nicht beschlägt, das nur darauf wartet, sich mit der Elektronik in meinem Schädel und den Schaltkreisen in meinem Gewehr kurzzuschließen. Der Wind - schneidend und kalt, durch das Wasser des Columbia noch kälter - hilft mir, mich ganz auf die Gegenwart zu konzentrieren, und hält mich davon ab, mir Katastrophen auszumalen.



Argents Blick ist starr nach vorn gerichtet, und er hat die cybermodifizierten Augen vor Wind und Gischt geschlossen. Doch er scheint meinen Blick auf sich ruhen zu spüren. Die Augen öffnen sich, und er dreht den Kopf zur Seite. Er hat eine Panther Sturmkanone, die er senkrecht zwischen den Knien hält, und seine mattschwarzen Hände sind leicht um die Kühlschlitze in dem mächtigen Lauf geschlossen. Seine Miene ist völlig gelassen, fast losgelöst, als sei er auf einer Tageskreuzfahrt zu einem verdammten Picknick anstatt unterwegs zu einem blutigen Feuergefecht. Aber natürlich hat er diesen Drek schon öfter mitgemacht. Er ist ein Soldat -ein Konzernsoldat, denn die Wüstenkriege waren Konzernkriege, aber nichtsdestoweniger ein Soldat -, also ist das nichts Neues für ihn, eine Rückkehr zu seinen verdammten Wurzeln. Plötzlich fühle ich mich sehr allein. Ich bin kein Söldner, ich bin kein Soldat, und kein neuer Chip in meiner Talentbuchse wird daran etwas ändern.
    »Wie bist du zur Undercover-Arbeit gekommen, Wolf?«
    Argents leise gestellte Frage überrascht mich völlig. Ich mustere ihn mit stahlhartem Blick, aber seine Augen sind klar, und sein Gesichtsausdruck ist milde.
    Ich bin so überrascht, daß ich ihm antworte - indem ich ihm die Standardantwort auftische, die ich nach Hunderten von Wiederholungen im Schlaf herunterleiern kann. »Damals schien mir das die beste Möglichkeit zu sein, etwas zu bewegen«, sage ich zu ihm.
    Die Lippen des Runners verziehen sich, und er lächelt mich an. Nicht spöttisch, aber eindeutig mit einem Anflug von Ironie.
    »Warum nicht?« schnappe ich.
    Er antwortet mir nicht, sondern lächelt nur weiter.
    Ich könnte ihn einfach ignorieren. Seine Meinung ist mir egal, rede ich mir standhaft ein. Sobald dieser Drek geregelt ist, sehe ich ihn erst wieder, wenn ich ihn zufällig verhaften sollte. Die Antwort, die ich ihm gegeben habe, hat bisher jeden zufriedengestellt - Kollegen, Bekannte, sogar meine Vorgesetzten beim Star. Für wen, zum Teufel, hält er sich, daß er noch tiefer gräbt?
    Folglich ist es ein absoluter Schock, als ich mich meine zweite Begründung vorbringen höre, diejenige, welche ich noch niemandem genannt habe. »Okay«, knurre ich, »wegen des Kicks. Wegen der verdammten Aufregung. Okay?«
    Sein Lächeln verändert sich nicht im geringsten, und die Wut zerrt wieder an meinen Eingeweiden. Oder ist es wirklich Wut? Im Moment könnte es auch ebensogut Angst sein.
    »Tatsächlich?« fragt Argent milde.
    »Du bist so verdammt gut im Fragenstellen, warum beantwortest

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