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Der Einzelgänger

Der Einzelgänger

Titel: Der Einzelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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verbundenen Risiken. Alle Versuche, Mana-sensitive Einschübe in genetisches Material einzuschleusen, haben zu einer drastischen Schwächung der DNS- oder RNS-Kette geführt. Wenn diese Einschübe bereits vorhanden sind - wie das in Erwachten Spezies der Fall ist -, findet offenbar keine Schwächung statt... oder nur eine ganz geringfügige. Doch bei allen Versuchen, die Einschübe... äh, nachträglich hinzuzufügen, sind die Ergebnisse völlig unvorhersehbar.«
    »Schwächung.« Das Wort rutscht mir heraus, bevor ich weiß, daß ich etwas sage. »Was für eine Art Schwächung?«
    »Sie manifestiert sich in Gestalt einer stark erhöhten Empfänglichkeit für Mikro- und Makro-Mutation«, sagt sie kategorisch. »Der genetische Code wird extrem instabil und kann sich von Generation zu Generation drastisch ändern.«
    »Antigenische Verwandlung«, murmle ich, da mir Doc Dicers Beschreibung des Virus wieder einfällt, der Paco umgebracht hat.
    Ich glaubte nicht, so laut gesprochen zu haben, daß mich jemand verstehen konnte, aber Telestrian greift meine Bemerkung sofort auf. »Ja, antigenische Verwandlung ist eine Konsequenz, aber es sind auch drastischere Veränderungen möglich. Der Grund, warum magisch zu aktivierende Viren nicht benutzt werden, liegt ganz einfach darin, daß niemand weiß, in was sie sich verwandeln.« Ihre Stimme ist kalt - oder vielleicht ist das auch nur meine Reaktion auf das, was sie sagt. »Das Antitumorvirus, das geschaffen wurde, um ausschließlich Krebszellen anzugreifen, verändert sich und greift plötzlich nur diejenigen Zellen an, die nicht befallen sind.
    Denken Sie an die potentiellen Konsequenzen«, fährt sie fort. »Wie Sie in Ihrem Bericht angemerkt haben, Mr. Larson, ist das Virus, mit dem die Cutters infiziert wurden, eng mit dem Retrovirus VITAS 3 verwandt. Er ist nicht VITAS 4 - noch nicht. Ich bin kein Virusgenetiker, aber ich habe den Eindruck, als wäre der Unterschied zwischen ansteckend und nichtansteckend -zwischen gezielter Biowaffe und tödlichem Pandämo-nium - kein besonders großer.
    Der Angriff wird stattfinden, mit oder ohne Sie, Ar-gent. Aber ich würde sagen, daß die Erfolgsaussichten dafür, das Labor in die Luft zu jagen und sämtliche Vorräte des Virus zu vernichten, mit Ihnen wesentlich größer sind.
    Und das«, kommt sie zum Schluß, »scheint mir ein Grund zu sein, der gut genug ist.«
    Schweigen. Niemand rührt sich, niemand redet. Das Schweigen dauert immer länger - wahrscheinlich sind es nur Sekunden, aber mir kommt es vor wie eine halbe Stunde. Schließlich nickt Argent einmal. »Ich bin dabei«, sagt er kurz und bündig, beinahe schroff.
    »Schön«, gurrt Lynne Telestrian. »Die Einzelheiten folgen.«

28
    Keine Ahnung, was ich davon halten soll. Langsam habe ich das unangenehme Gefühl, daß sich die ganze Welt verschworen hat, meine liebsten Ansichten und Einstellungen zu nehmen und das Klo herunterzuspülen. Zum Beispiel: »Der Star ist anders als die anderen Megakonzerne«. Falsch! Und zum Beispiel: »Sha-dowrunner interessieren sich für nichts außer Kohle«. Falsch! Beides ist für mich schwer zu akzeptieren, aber ich glaube, das zweite noch schwerer als das erste.
    Obwohl das eigentlich gar nicht stimmt, weil das zweite mit dem ersten zusammenhängt. Für mich stellt es sich folgendermaßen dar: Als Undercover-Agent des Star arbeite ich im Schatten, um den Interessen des Konzerns zu dienen, der mein Gehalt bezahlt. So ähnlich wie ein Shadowrunner, neh? Das einzige, wodurch ich mich abhebe, ist die Tatsache, daß ich das, was ich tue, aus anderen Gründen tue als den, mein Vermögen zu vergrößern, und Runner das nicht tun... Nur, daß Argent, der Inbegriff eines Shadowrunners, sich auf etwas einläßt, weil es ihm wichtig ist und obwohl es ihm keinen müden Nuyen einbringt. Wo ziehen Sie also die Trennlinie zwischen Argent und mir, können Sie mir das sagen? Das ist eine verdammt schwierige Frage, und sie zerrt an meinen Eingeweiden.
    Okay, gut, das ist nicht das einzige, was an meinen Eingeweiden zerrt. Da ist auch noch eine gesunde Portion Anspannung vor dem Einsatz im Spiel. Und warum auch nicht? Ich sitze auf einer der hinteren Bänke einer GMC Riverine, eingequetscht zwischen Argent zu meiner Linken und dem Dollbord des Bootes zu meiner Rechten, in einen Kampfanzug mit mittelschwerer Panzerung gezwängt, der sich eine halbe Nummer zu klein anfühlt, und halte ein Smartgun-mo-difiziertes Sturmgewehr in den Händen. Ironischerweise

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