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Der Einzelgänger

Der Einzelgänger

Titel: Der Einzelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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abgewickelt werden. (Warum dann die Eile?) Vielleicht hatte der für das Unternehmen Verantwortliche aber auch keinen Zugang zu allen Ressourcen der Cutters.
    Mittlerweile bin ich nur noch ein paar Kilometer von der Südgrenze zum Salish-Shidhe-Council entfernt, was gleichbedeutend ist mit Licht, Grenzstreifen und viel mehr Aufmerksamkeit und Aktivität, als ich mir momentan anzutun bereit bin. Also bremse ich ab und fahre durch die nächste Lücke in der Betonleitplanke des Mittelstreifens auf die gegenüberliegende Fahrbahn des Highways. Dann gebe ich Vollgas und düse wieder nach Norden. Da ich nicht weiß, wohin, zum Teufel, ich fahren soll, ist eine Richtung so gut wie die andere.
    So sehr ich es hasse, darüber nachzudenken, ich muß zugeben, daß der wahrscheinlichste Grund dafür, daß jemand mich umzulegen versucht, der ist, daß meine Tarnung aufgeflogen ist. Rasch lasse ich mir noch mal alle meine Aktivitäten der letzten Tage und Wochen durch den Kopf gehen. Ich habe nichts anderes getan und gesagt wie schon tausendmal zuvor. Wenn dadurch meine Tarnung also bisher nicht aufgeflogen ist, warum dann ausgerechnet jetzt? Die einzig logische Vermutung ist die, daß Mr. Nemo schließlich eingefallen ist, wer ich bin und wo er mich gesehen hat, er schließlich ein paar schmerzhaft akkurate Schlußfolgerungen gezogen und Blake dann die ganze Geschichte auf einem Silbertablett serviert hat.
    Verdammtes Arschloch, Drekschwein, verfluchtes!
    Schon gut, schon gut, reg dich ab, bleib cool. Von entscheidender Bedeutung ist die Frage, was ich jetzt, in diesem Augenblick, tun soll.
    Offiziell, laut Vorschriften und all dem Drek, müßte ich mich umgehend bei meinen Vorgesetzten beim Star melden. Wenn ich muß, könnte ich auch ein Telekom benutzen, aber ich müßte sie wissen lassen, daß ich aufgeflogen bin. Dann holen sie mich rein oder geben mir die Adresse eines Unterschlupfs - eines Unterschlupfs des Star diesmal -, wo ich untertauchen kann, bis wir alle einigermaßen sicher sind, daß niemand mehr hinter mir her ist, oder bis ich einen sicheren Weg aus der Stadt heraus ausgetüftelt habe. (Zurück nach Milwau-kee? Wer weiß?) Das müßte ich offiziell tun, und es wäre auch das Klügste.
    Aber damit ist auch das Eingeständnis verbunden, daß ich versagt habe, daß ich es verrissen habe. Zum Teufel mit der Tatsache, daß mich - offenbar - ein Gesicht aus der Vergangenheit eingeholt hat. Zum Teufel mit der Tatsache, daß ich es nicht hätte verhindern können, daß es nur eine Frage der Zeit war, bis so etwas passieren mußte. Niemand wird mir Vorwürfe machen, niemand wird mich maßregeln, es wird keinen offiziellen Tadel in meiner Akte noch inoffizielle Nackenhiebe geben. Meine Vorgesetzten werden fluchen und mit den Zähnen knirschen und mit der Faust auf den Tisch hauen, weil das Unternehmen zu einem vorzeitigen Ende gekommen ist, aber sie und ich wissen, daß ich schuldlos bin. Bei dieser Sache bin ich Teflon, und der Drek gleitet einfach von mir ab. Der Witz ist nur...
    Drek, ich werde mir Vorwürfe machen. Ich hasse es, wenn etwas schiefgeht. Ich hasse es zu verlieren. Das macht mich zu einem unerträglichen Hurensohn, wenn es um Squashspielen oder Trainingskämpfe geht, aber es macht mich auch zu einem verdammt guten Cop. Ich tue alles, was nötig ist, um zu gewinnen, und ich setze grundsätzlich Himmel und Hölle in Bewegung, bevor ich eine Niederlage eingestehe.
    Übersetzung? Zum Teufel mit den Vorschriften, bis ich alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft habe.
    Ich kann Sie förmlich fragen hören: Was für Möglichkeiten, hm, Omae? Das weiß ich auch noch nicht und werde es auch erst wissen, nachdem ich die Situation etwas genauer unter die Lupe genommen habe. Ich habe mir zwar zusammengereimt, daß ich bei den Cutters wahrscheinlich aufgeflogen bin, aber es wäre dumm, bei einem guten Unternehmen die Notbremse zu ziehen, bevor ich wirklich sicher bin.
    Aber wie kann ich es herausfinden? Blake anrufen? Ja, klar. »Hey, Blakey, habt ihr Jungs schon rausgefunden, daß ich als Undercover-Agent für Lone Star arbeite? Nicht? Sahne. Cool, Alter. Dann bis morgen.« Peng. Ja, ganz bestimmt.
    Andererseits ist ein Anruf vielleicht gar keine schlechte Idee, wenn ich es mir genauer überlege. Nicht bei Blake, auf keinen Fall. Aber wie wäre es mit Paco?
    Der Junge ist mir echt was schuldig - jedenfalls glaubt er das, was auf das gleiche hinausläuft. Ich habe in den letzten Tagen zweimal seinen Arsch gerettet.

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