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Der Einzelgänger

Der Einzelgänger

Titel: Der Einzelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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Leder aussieht. Keine der Gestalten hat eine Waffe gezogen, aber die Art, wie sie dastehen, hat etwas an sich, das den Lautstärkeregler meiner inneren Alarmsirene noch ein Dutzend Teilstriche in Richtung Anschlag dreht. Sie sind angespannt, sie sind bereit - wofür? Ich kann es mir schon denken. Drek!
    Eine der Gestalten - ich halte sie für die Anführerin -steht direkt vor der Tür, und sie hebt gerade die Hand, um noch einmal zu klopfen. Das Weitwinkelobjektiv der Videokamera macht es mir im Verbund mit dem Blickwinkel unmöglich, jemanden zu erkennen.
    Die Schnalle klopft schon wieder. Ich springe auf und ziehe den Stecker des Telekoms aus der Buchse. Ich schnappe mir meine H&K und lasse sie ein kurzes Gespräch mit der Elektronik in meinem Schädel führen. Mit der linken Hand hebe ich das Telekom auf und balanciere es wie ein Kellner ein Tablett. Ich schleiche wie ein Geist aus dem Schlafzimmer und ins Wohnzimmer, die Augen auf den Bildschirm gerichtet.
    Die Frau auf dem Bild tritt zurück und schüttelt den Kopf. Drei der Gestalten - die Anführerin und die beiden Männer - greifen in ihre Jacken und ziehen Waffen. Meine Instinkte jaulen jetzt mit ohrenbetäubender Lautstärke, aber ich brauche sie nicht mehr. Mein bewußter Verstand weiß, was Sache ist: ein Hit. Versucht eine andere Gang, eine Schlüsselperson der Cutters auszuschalten? Wer, zum Teufel, weiß das schon, und im Moment ist das auch völlig egal. Identitäten können warten.
    Auf dem Telekomschirm wendet sich die Anführerin jetzt an die zweite Frau, die keine Waffe gezogen hat. Mit einer geschmeidigen Bewegung hockt sich die zweite Frau im Lotussitz auf den Boden und schließt die Augen.
    Schamanin? Magierin? Spielt keine Rolle - es ist Magie, eine andere Erklärung gibt es nicht. Sie macht sich bereit, auf astralem Weg in meine Wohnung einzudringen, um sich dort umzusehen. Wenn sie mich hier findet, ist der Drek wirklich am dampfen.
    Die Verzerrung der Linse macht es sehr schwierig, den Standort jeder einzelnen der vier Gestalten relativ zur Tür einigermaßen genau festzulegen, aber wenigstens ist der Flur schmal. Ich reiße die H&K hoch und gebe ihr und der Elektronik einen Sekundenbruchteil Zeit, die Schußlinien zu berechnen.
    Beinahe zu lange. Die Magierin reißt die Augen auf, und ich weiß, daß sie mich ›gesehen‹ hat. (Zum Henker, dieser magische Drek ist echt beängstigend.) Sie öffnet den Mund, um etwas zu sagen.
    Und ich ziehe durch, richte einen langen, hämmernden Feuerstoß auf die Tür. Auf dem Telekomschirm kann ich erkennen, daß die Anführerin das meiste abbekommt und mehrfach in Brust und Hals getroffen wird. Einen Augenblick später geht sie, Blut spuckend, zu Boden. Ich richte die Waffe auch auf die anderen -was schwerer ist, als es sich anhört, wenn man nicht sieht, worauf man schießt - als versuchte man zu schreiben, während man in einen Spiegel sieht. Einer der Burschen hat seine MP angelegt, und ich gehe instinktiv in die Hocke, während sein Feuerstoß die bereits tote oder fast tote Anführerin endgültig erledigt, dann liegt auch er am Boden. Den zweiten Mann hat es ebenfalls erwischt - obwohl er nicht tot ist, noch nicht. Immerhin fehlt ihm ein Großteil seines Gesichts. Ich gebe einen weiteren, tiefer gezielten Feuerstoß ab und sehe, wie der Kopf der Magierin unter meinem Beschuß bis zur Unkenntlichkeit deformiert wird. Ich lasse das Telekom fallen, schleiche immer noch geduckt vor - Haben sie Rückendeckung? Wenn ja, weiß ich es gleich. - und trete das auf, was noch von der Tür übrig ist.
    Der Flur ist ein Schlachthaus und stinkt nach Blut und Drek. Mein Magen verkrampft sich und droht, zu rebellieren; mein Herz fühlt sich an, als hätte es sich in einen Eisklumpen verwandelt. Ich will, daß mir übel ist, ich will schreien, aber ich darf es nicht zulassen. Ich reiße mich zusammen und schalte die Gefühle ab. Lasse den Verstand alles regeln, aber schließe das Herz von der Party aus. Vorerst. Ich kann mir eine nervöse Reaktion später leisten. Jetzt sehe ich mich erst mal eiskalt und seelenlos um.
    Die vier sind erledigt - wenn der zweite Mann doch noch nicht tot ist, gibt es nichts, was irgend jemand noch für ihn tun kann. Ich höre Schreie und beunruhigte Rufe aus den umliegenden Wohnungen, aber niemand unternimmt etwas Hirnverbranntes wie zum Beispiel, die Wohnungstür zu öffnen. Den Göttern sei Dank für die kleinen Freuden, aber ich weiß, mehr ist es auch nicht. In meiner näheren

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