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Der Einzelgänger

Der Einzelgänger

Titel: Der Einzelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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Je nachdem, was los ist, kann ich dir bis... Mitternacht, würde ich sagen, einen ersten Vorbericht geben.«
    »Das ist früher, als ich erwartet habe«, gebe ich zu.
    Sie tut das mit einem Lächeln ab. »Ich nehme an, es gibt keine Nummer, unter der ich dich erreichen kann«, sagt sie trocken.
    »Richtig geraten«, bestätige ich. »Ich rufe dich an.«
    »Ich bin vielleicht nicht zu Hause«, erinnert sie mich. »Ich habe noch ein Leben, Omae.« Sie denkt einen Augenblick nach, dann sagt sie: »Ich speichere alles, was ich finde, sofort ab, und zwar auf meinem Telekom unter der Datei ›Besondere Gefälligkeiten‹. Wie wäre es damit?« Ich nicke. »Ich verschlüssle es«, fährt sie fort. »Nenn mir ein Paßwort, eines, an das du dich erinnerst.«
    Perfekt. Ich unterdrücke ein Grinsen. »Eines, das ich nie vergessen werde«, sage ich ernsthaft, dann benutze ich die Tastatur des Telefons, um das Wort ›Mayflower‹ einzugeben. Cat errötet schwach, eine Tatsache, die ich mir für die Zukunft merke. Man kann nie wissen, oder?

13
    Mitternacht im Sprawl. Wissen Sie, wo Ihre Kinder sind?
    Eine ganze Reihe von ihnen scheinen im Denny Park und seiner direkten Umgebung herumzuhängen, Mr. und Mrs. Seattle, direkt im Schatten der Space Needle. In dem Versuch, dem zu entkommen, was wir lächerlicherweise Realität nennen, grillen sie sich das Hirn mit Chemie oder Elektronik und sind auf die eine oder andere Weise bedröhnt. Jemand hat mir mal erzählt, der Denny Park sei vor ein paar Jahren mit dem Ziel aufpoliert worden, eine Art freundlicher Familienpark zu werden, ein Ort, den man nachmittags mit den Kindern und abends mit seiner Braut aufsuchen kann. Sieht nicht so aus, als wäre dieses Ziel auch nur in Ansätzen erreicht worden.
    Jedenfalls ist mir das im Moment völlig egal. Zum erstenmal seit langem fühle ich mich gut.
    Warum? Ich komme ins Licht, darum. Layton und ihre kleinen Freunde haben alles für mich geregelt. Wurde auch Zeit. Ich kam mir langsam wie der verdammte Fliegende Holländer oder der ewig Wandernde Jude vor, der hoffnungslos die Welt durchstreift und nach einem sicheren Hafen oder Zufluchtsort oder irgendwas Ausschau hält.
    Wie vereinbart, rief ich um 1730 an und durfte mir einen Haufen leeres Gewäsch anhören. Wir arbeiten noch daran, können's nicht ändern, halten Sie noch aus, bla bla bla... ach ja, und rufen Sie später wieder an. Also rufe ich später wieder an - aus der, wie es aussieht, einzigen funktionstüchtigen öffentlichen Telefonzelle auf dem Denny Way - und rechne mit dem gleichen Theater.
    Überraschung, Überraschimg, Überraschung. »Wir können Sie jetzt reinholen«, sagte Layton zu mir, kaum daß sie in der Leitung war. »Warten Sie noch, gleich kommen die Einzelheiten.«
    Ich wartete, und die Einzelheiten kamen. Nicht, daß sie einen Sinn ergaben, zumindest nicht von meinem Standpunkt aus. Ich hatte damit gerechnet, eine Adresse zu bekommen, wo ich mich eine Weile verstecken konnte - ein Unterschlupf, der nicht in Lone Stars Datenbanken verzeichnet war -, bis andere Arrangements getroffen werden konnten. Die Tatsache, daß Layton und Konsorten etwas Komplizierteres ausgetüftelt haben, läßt darauf schließen, daß hinter dieser Unterwanderung noch mehr steckt, als ich bisher angenommen habe. Was für einen Schlamassel hat der Star bloß am Hals? Na, was soll's, nicht mein Bier. Ich komme ins Licht, und nur das zählt im Moment.
    Nicht sofort, aber das ist nicht weiter überraschend. Wie bei so vielem, was mit Lone Star zu tun hat, heißt es auch hier ›abwarten und Tee trinken‹. Ich muß jedoch nicht allzu lange warten, und nur das zählt: drei Stunden oder so. Wenn die Sonne wieder aufgeht, dürfte ich wieder im Licht sein und vielleicht sogar etwas Schlaf bekommen. (Was für eine Vorstellung!)
    In der Zwischenzeit hat Cat gesagt, ich solle sie gegen Mitternacht anrufen, und es ist kurz davor. Also tippe ich ihre Nummer in die Tastatur desselben Telefons, von dem aus ich Layton angerufen habe, und warte darauf, daß die Verbindung zustande kommt. Es ist nicht besonders schlau, zwei Anrufe aus derselben Zelle zu tätigen, aber egal. Wiederum meldet sich Cats Anrufbeantworter, aber diesmal schaltet sie sich nicht live ein. Null Problemo. Ich fordere Zugang zur Datei Besondere Gefälligkeiten. Als das System ein Paßwort verlangt, tippe ich ›Mayflower‹ ein, und ich bin drin.
    Wahrscheinlich hätte ich mir die Mühe sparen können. Sieht nach 'nem Haufen Drek darin

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