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Der Einzelgänger

Der Einzelgänger

Titel: Der Einzelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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Schirm zurück.
    Kurz darauf habe ich meine Geschichte erzählt, und Cat schweigt zunächst. Ich weiß, daß sie die Puzzleteile hin und her schiebt und versucht, verschiedene Bilder zu formen. Daran ist Cat ziemlich gut, schon immer gewesen. Schließlich schüttelt sie den Kopf. Mit einem schiefen Grinsen fragt sie: »Wie kommt es, daß du jedesmal, wenn du in den Drek trittst, immer gleich bis zum Hals darin versinkst?«
    Ich zucke die Achseln. »Talent, nehme ich an.«
    »Aha.« Sie hält wieder inne. »Du gehst davon aus, daß es zwischen dem Tir-Konzern und der Unterwanderung des Star eine Verbindung gibt?«
    Wiederum zucke ich die Achseln. »Ja, natürlich...« Und dann unterbreche ich mich, weil ich sehe, was sie denkt. Ich habe automatisch angenommen, daß es eine Verbindung gibt. Eine unbestätigte, ungeprüfte Annahme, die wohl auf der Tatsache beruht, daß Nemo und ich einander erkannt haben und meine Tarnung relativ kurz nach dem Besuch der Delegation geplatzt ist. Doch wenn ich genauer darüber nachdenke, komme ich zu dem Schluß, daß überhaupt keine Verbindung existieren muß. Verdammt, dieser Drek ist für ein schlichtes Gemüt wie mich viel zu verworren.
    Ich lächle verlegen. »Keine Ahnung, Cat«, sage ich. »Ich weiß es nicht mehr.«
    Sie erwidert das Lächeln. »Schon gut. Ich spiele nur mit ein paar Ideen herum.« Ihre Miene wird wieder todernst. »Was soll ich tun, Omae? Du rufst doch nicht nur an, um ein paar Ideen mit mir auszutauschen.«
    »Du hast's erfaßt«, sage ich. »Ich brauche einen novaheißen Datenschnüffler, dem ich vertrauen kann, daß er mich nicht verkauft oder hintergeht.«
    »Die Tir-Connection?«
    »Genau. Was sagt die Matrix? Welche Tir-Konzerne versuchen ihr Engagement im Sprawl zu vertiefen? Welche stehen in dem Ruf, sich mit Gangs und dem organisierten Verbrechen einzulassen? Und welche Geschäfte haben sie am laufen?«
    Cat kichert. »Du verlangst nicht viel, was, Omae? Aber warum läßt du die Sache nicht einfach laufen?« fragt sie in ganz anderem Tonfall. »Du wirst bald hereingeholt, und dann kannst du den ganzen Drek offiziell bearbeiten. Warum jetzt die Eile?«
    Tja, das ist eine verdammt gute Frage. Ich kann nur die Achseln zucken. »Weil ich so ein Gefühl habe, Cat«, sage ich zögernd. »Mehr kann ich dir auch nicht sagen. Irgendwas sagt mir, daß es wichtig ist, und überhaupt...«
    »Und überhaupt«, beendet sie den Satz für mich, »ist es dein Fall. Stimmt's?«
    »Vermutlich.« Ich schaue weg. Vernünftig betrachtet, ist es völlig sinnlos, jetzt mit der Wühlarbeit anzufangen. Wenn ich wieder im Licht bin, kann ich die Suche nach der Verbindung mit allem betreiben, was der Star hat, und verschwende keine Zeit und Mühe, die ich besser dazu verwenden sollte, mein Überleben zu sichern.
    Aber die Sache einfach laufen zu lassen, widerspricht jeder verdammten Faser meiner Persönlichkeit. Ich habe immer zu der Sorte gehört, die jeden Stein umdrehen und mit einem Stock in dem Gekrabbel darunter herumstochern muß.
    Nein. Das ist auch nicht die ganze Wahrheit. Ich brauche irgendwas - irgendein Juwel von Information, eine Spur, eine Antwort -, das ich mitbringen kann, wenn Layton und Konsorten mich ins Licht holen. Irgendwas, das ich ihnen mit blasiertem Grinsen überreichen kann, irgendwas, von dem sie noch nichts wissen. Irgendwas, um zu beweisen, daß ich kein dämlicher Anfänger bin, der nicht mal seine Tarnung aufrechterhalten kann.
    An dieser Stelle unterbreche ich diesen Gedankengang. Cats Augen sind auf mich gerichtet, und ich habe das unangenehme Gefühl, daß sie sehen kann, wie mein Verstand funktioniert. Also setze ich eine starre, emotionslose Miene auf und begegne ganz direkt ihrem Blick. »Schaffst du das, Cat? Ich weiß, daß es gegen die Bestimmungen verstößt, die Datenbanken des Star für Privatdrek wie diesen zu benutzen...«
    Eine Pause, in der sie darüber nachdenkt, dann breitet sich ein warmes Lächeln auf ihrem Gesicht aus. »Ich schaffe es«, bestätigt sie, »und wir wissen beide, was du tatsächlich von den Bestimmungen hältst. Hast du irgendeinen Zeitrahmen? Und sag mir jetzt nicht, ›so schnell wie mögliche weil ich dann sofort auflege.«
    Ich antworte nicht sofort, da ich abzuschätzen versuche, wie lange sie dafür brauchen könnte. Schließlich zucke ich die Achseln. »Was soll ich dir sagen, Cat? Bald, Priyatel.«
    Sie nickt. »Ich habe zwei Tage frei, also kann ich mich dahinterklemmen, sobald ich ausgeschlafen habe.

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