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Der Einzelgänger

Der Einzelgänger

Titel: Der Einzelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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präsentieren könnte, bevor sie selbst darauf stoßen.
    »Ja, ›ach‹«, sagt sie, »und ich habe wirklich was bei dir gut. Wegen dir habe ich kaum Schlaf bekommen.«
    »Früher hat dich das nicht sonderlich gestört«, sage ich unschuldig, dann: »Aua, Drek«, als sie mir eine Kopfnuß verpaßt. Ich komme zu dem Schluß, daß ich L-Z Tsarinas doch hasse.
    »Warum denkst du zur Abwechslung nicht mal damit?« sagt sie, indem sie ihre Worte mit einer weiteren Kopfnuß unterstreicht. Doch in ihrer Stimme liegt ein Unterton, der mir verrät, daß sie nicht so genervt ist, wie sie mich glauben machen will. »Jedenfalls, was ich gerade sagen wollte... Ich habe ein paar Smartframes und Demons gestartet und ausgesandt, die Dreksarbeit zu erledigen und die Vergleiche zu übernehmen. Genau damit sind sie im Moment beschäftigt.«
    »Hä? Von allein?«
    Sie lacht laut auf. »Du bist nicht auf dem laufenden, Chummer. Man muß nicht mehr eigenhändig nach Daten suchen. Man schreibt einfach eine Prozedur, die das für einen erledigt.«
    Ich schüttle den Kopf. Manchmal glaube ich, im Finsteren Zeitalter so um 1995 wäre ich besser aufgehoben. »Und was tun sie, wenn sie gefunden haben, wonach sie suchen? Nach Hause telefonieren?«
    Das soll ein Witz sein, aber sie sagt nur: »Du hast's erfaßt. Sie sind darauf programmiert, alle Erkenntnisse in Besondere Gefälligkeiten und die nackten Fakten in ein paar anderen Dateien abzuspeichern, so daß wir sie später vergleichen können. Zufrieden?«
    »Sehr zufrieden.«
    Wir schweigen, und in diesem ersten Augenblick der Stille höre ich den Warnglocken, die seit ein paar Minuten in meinem Schädel klingeln, zum erstenmal richtig zu. Cat sagte, Drummond habe sie damit beauftragt, mich abzuholen, weil in unseren Personalakten keine Verbindung zwischen uns erwähnt ist. Aber wenn keine Verbindung erwähnt wird, woher wußte er dann davon?
    Drek, Drek, Drek... Ich öffne den Mund, um es ihr zu sagen, aber es ist zu spät, viel zu spät.
    In diesem Augenblick sehe ich einen Lichtblitz links oben auf dem Dach eines niedrigen Hauses. Gelbrotes Licht wie Feuer. Als nächstes weiß ich nur noch, daß Feuer auf uns herabregnet, ein ultraschneller Komet, dessen Bild sich in mein Blickfeld brennt.
    Übergang.
    Es ist wie in einem schlecht geschnittenen Trideo. Gerade sitze ich noch gemütlich auf dem Beifahrersitz des Tsarina, und im nächsten Augenblick liege ich in grotesker Haltung auf etwas Hartem, Kantigem, Kopf unten, Hintern oben. Mein Gesicht ist eiskalt, mein Rücken glühendheiß. In meinen Ohren rauscht und klingelt es, aber das fürchterliche Gekreisch in meinem Kopf ist zu überwältigend, als daß ich daraus schlau werden könnte. Als ich die Augen zu öffnen versuche, spüre ich zwar, daß sich die Lider bewegen, aber ich bin dennoch blind. Ich will mich bewegen, aber mein Körper achtet nicht auf die Signale, die mein Verstand aussendet. Ich komme mir vor wie in einem verdammten Alptraum, was mich plötzlich in Panik versetzt. Oder vielleicht ist es auch das turboaufgeladene Nervenflattern der Furcht. Meine Beine und mein Rücken zucken, und ich wälze mich auf die rechte Seite. Etwas Spitzes und Hartes sticht in meine linke Arschbacke.
    Es ist der Schmerz - präzise, kristallin, genau lokalisiert -, der meinen Kopf zu klären scheint. Ich liege auf der Straße, und zwar mitten auf irgendwelchem Schrott. Meine Augen sind offen, aber ich kann nichts sehen, weil etwas Warmes und Klebriges darin ist -Blut, was sonst? Ein Autounfall... Dann fällt mir der flammende Komet wieder ein.
    Und ich wälze mich herum - wie verrückt, immer wieder nach rechts. Weg aus der Richtung, aus der der Komet gekommen ist, herunter von dem Schrott und auf den kalten, nassen Asphalt. Zum Teufel mit den Schmerzen, zum Teufel damit, daß mir irgend etwas tief im Hinterteil sitzt, zum Teufel damit, daß sich mein Rücken anfühlt, als stünde er in Flammen. Wenn ich nicht schnell reagiere - jetzt -, bin ich tot. Mich immer noch herumwälzend, reibe ich mir mit der linken Hand die Augen in dem Versuch, das Blut wegzuwischen, während meine rechte die H&K zieht.
    Ich kann wieder sehen, wälze mich jedoch so schnell herum, daß ich aus nichts von dem, was ich sehe, schlau werde. Nachthimmel, Flammen, nasser Asphalt, Flammen, wieder Nachthimmel. Das Klingeln in meinem Kopf läßt nach, und jetzt kann ich auch das Prasseln der Flammen hören. Und das Schreien einer Frau -gellend, ohne Unterbrechung,

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