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Der Einzelgänger

Der Einzelgänger

Titel: Der Einzelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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bestehen zu lassen.«
    Drek. Es widerstrebt mir, aber ich muß es zugeben: »Ja, da ist was dran.«
    »Es könnte auch noch andere Gründe geben. Das sollten wir nicht aus den Augen verlieren.«
    »Wir?«
    Er grinst trocken. »Ich meinte natürlich, ›du‹.«
    »Natürlich.« Ich setze mich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch. »Und, o großer und mächtiger Shadow-runner?« frage ich sarkastisch. »Wie lautet das Urteil?«
    Argent fixiert mich mit zusammengekniffenen Lippen, vielleicht eine halbe Minute lang. Zuerst glaube ich, er wird mich auflaufen lassen - Drek, genau das will ich doch, so, wie ich ihn reize, oder? Aber er tut es nicht. Schließlich zuckt er kaum merklich die Achseln. »So oder so«, sagt er gelassen, »stimmt irgendwas mit Lone Star nicht. Entweder ist der Konzern ernstlich unterwandert worden oder...« Seine Stimme verliert sich.
    »Oder was?«
    »Oder...« Er zuckt wieder die Achseln. »Oder es geht irgendwas vor, das wir ganz einfach nicht verstehen. So oder so ist der Konzern mehr oder weniger außer Kontrolle, und diese Vorstellung will mir absolut nicht gefallen.«
    »Ach?« Das überrascht mich zutiefst.
    Der Shadowrunner setzt wieder ein ironisches Grinsen auf. »Woher hast du nur deine Vorstellungen von Runnern, Wölf?« fragt er leise.
    Darauf habe ich keine Antwort, außer einem verlegenen Achselzucken.
    »Es ist nicht so, daß Lone Star der Feind ist oder so«, fährt er fort - leise, nachdenklich, als rede er mit sich selbst und nicht mit mir. »Lone Star ist wie jeder andere Konzern. Manchmal arbeite ich gegen ihn, meistens habe ich nichts mit ihm zu tun, und manchmal arbeite ich fiir ihn.«
    Ich versuche meine Reaktion darauf zu vinterdrücken, doch Argents Grinsen verrät mir, daß es mir nicht gelungen ist.
    »Du hast wohl nicht gewußt, daß Lone Star manchmal Shadowrunner anwirbt, was?« fragt er mich. »Aber es stimmt. Vielleicht nicht so oft wie andere Konzerne. Aber es gibt Zeiten, in denen Bedarf an inoffiziellen Mitarbeitern besteht.« Sein Lächeln ist plötzlich wie weggewischt. »Und manchmal auch nach entbehrlichen.«
    »Schwachsinn«, entgegne ich.
    »Ich habe keinen Grund, dich deswegen zu belügen, Chummer«, fährt er fort, als hätte ich ihn nicht unterbrochen. »Ich habe bisher ungefähr ein halbes Dutzend Lone Star-Kontrakte vermittelt und zwei selbst übernommen. Und ich habe keinen Grund zu glauben, daß ich der einzige Schieber im Plex bin, mit dem der Konzern Geschäfte macht.« Er zögert. »Das ist überhaupt ein Gedanke«, sagt er einen Augenblick später. »Wenn Lone Star beschlossen hat, dich abzuservieren, besteht die Möglichkeit, daß sie nicht ihre eigenen Leute einsetzen.« Er hebt eine mattschwarze Hand, um meinem Einwand zuvorzukommen, und fährt fort: »Ich weiß, daß sie den ersten Anschlag verübt haben, aber so, wie ich das sehe, war das ein eiliger Job. Jetzt hatten sie Zeit, sich alles durch den Kopf gehen zu lassen, und wenn sie immer noch hinter dir her sind, werden sie wahrscheinlich Leute einsetzen wollen, die keine offizielle Verbindung zu Lone Star haben.« Er deutet mit einem Metalldaumen auf seine Brust. »Wie mich und meine Kollegen. Ich sollte ein paar Fühler ausstrecken«, sinniert er, »und sehen, ob sie Leute anwerben.«
    »Damit du den Kontrakt selbst übernehmen kannst?«
    »Hör endlich mit dem Blödsinn auf, ja?« sagt er matt. »Es ist nur eine Möglichkeit herauszufinden, wie ernst es ihnen damit ist, dich umzulegen.«
    Ich nicke zögernd. Ich reize ihn immer wieder und weiß nicht mal, warum. Es ist idiotisch, es ist kontraproduktiv - er ist die einzige Hilfe, die ich im Augenblick habe -, aber ich weiß, ich werde es wieder tun. »Du sagtest gerade...?« bringe ich ihn zum Thema zurück.
    »Ich sagte gerade, ich habe keinen Grund, Lone Star zu hassen. Manche Leute haben Grund, die Messer zu wetzen, aber die echten Profis - die echten Shadowrun-ner - können es sich nicht leisten, solch einen Groll zu hegen.« Er kichert leise. »Klingt das söldnermäßig, Wolf?« fragt er. »Wie zum Beispiel: ›Ich kann Lone Star nicht böse sein, weil sie mir sonst kein Geld mehr geben.‹ Aber es steckt mehr dahinter.«
    »Was?« Ich stelle fest, daß es mich gegen meinen Willen interessiert.
    »Lone Star ist... ›der Deckel auf der Mülltonnen« Er lächelt wieder, diesmal jedoch ein wenig befangen. »Besser kann ich es nicht formulieren. Lone Star hält alles unter Kontrolle. Jedes Geschäft erfordert eine stabile,

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