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Der Einzelgänger

Der Einzelgänger

Titel: Der Einzelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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berechenbare Umgebung, in der es betrieben werden kann...«
    »Also reduziert sich alles aufs Geschäft.«
    Er wirft mir einen komplizierten Blick zu. »Ich muß hier auch leben, Wolf. Würdest du noch im Plex bleiben wollen, wenn Lone Star die Kontrolle verlöre?«
    Ich schüttle langsam den Kopf. »Und ist das Grund genug, um mir zu helfen?«
    »Im Augenblick schon.« Er richtet sich auf. Die Nachdenklichkeit ist gewichen, und er ist wieder ganz Geschäftsmann. Der vollendete Shadowrunner. »Ich werde Peg, meine Deckerin, auf Timothy Telestrian ansetzen«, sagt er, »aber das könnte eine Weile dauern. In die Datenbanken eines Tir-Konzerns zu decken, ist kein leichtes Unterfangen. Mindestens zwölf Stunden, würde ich sagen.« Ich hebe eine Augenbraue. Diese Peg muß ja novaheiß sein. Ich hätte eher mit ein paar Tagen gerechnet. »Hast du einen sicheren Schlafplatz?«
    Ich denke einen Augenblick darüber nach. »Keinen, an dem ich mich besonders sicher fühlen würde«, gebe ich zu.
    Argent nickt. »Ich rede mit Jean. Sie hat eine Bude oben, die du wahrscheinlich benutzen kannst.«
    Echt Sahne. Eine Bude über einer Bar, die von Schattenabschaum besucht wird. Dort werde ich mich verdammt sicher fühlen. Ganz bestimmt.
    »Wolf.« Die Stimme ist leise und ganz nah.
    Ich tauche aus dem Abgrund des Tiefschlafs auf -desorientiert wie nur was, aber zu sehr damit beschäftigt, mich herumzuwälzen und nach meiner H&K neben dem Bett zu greifen, um mir deswegen Gedanken zu machen. Elektronik und Smartgun synchronisieren sich, bevor ich die Augen geöffnet habe. Dann öffnen sich meine Augen, und ich sehe, wer gesprochen hat.
    Drek, Drek, Drek... Meine Waffenhand fällt herunter, und ich lasse mich wieder auf das Bett sinken. Mein Herz hämmert wie verrückt, und ich habe das Gefühl, gerade noch einem idiotischen Unfall entgangen zu sein. »Du Arsch«, keuche ich.
    Argent der Shadowrunner sitzt gemütlich auf einem Sessel an der gegenüberliegenden Wand der Zimmer-mit-Klo-Bude über dem Loch in der Wand. Ich hatte alle Fenster geschlossen, von denen sowieso keines groß genug ist, daß sich mehr als eine Ratte hindurchquetschen könnte. Was bedeutet, Argent muß durch die einzige Tür gekommen sein und dabei irgendwie den Holzstuhl entfernt haben, den ich unter die Türklinke gestemmt habe. Und das alles, ohne mich zu wecken.
    »Du hast einen tiefen Schlaf«, stellt der verchromte Runner fest.
    »Eigentlich nicht«, kontere ich, wobei ich immer noch an die Decke starre und versuche, meinen Herzschlag zu beruhigen, bevor ich einen Anfall bekomme. »Du verdammtes Arschloch. Ich hätte dich wegpusten können.«
    Argent grinst wie ein verdammter Bandit. »Eigentlich nicht«, sagt er mit einer Stimme, die er für eine Imitation meiner eigenen zu halten scheint.
    Ich hebe die H&K wieder, und diesmal achte ich darauf, was mir die Elektronik über den Status der Waffe zu sagen hat. Mit einem matten Seufzer lasse ich die Waffe zu Boden sinken und halte Argent die Hand hin. Er wirft mir etwas zu. Ich fange es und drehe und wende es träge in der Hand herum. Das Magazin von meiner H&K. Er hat nicht nur meine - zugegebenermaßen rudimentären - Vorsichtsmaßnahmen überwunden und ist in das Zimmer eingedrungen, sondern hat mir auch noch die Munition aus der verdammten Waffe gestohlen, und das alles, ohne mich zu wecken. Ich schüttle den Kopf. Ich werde langsam zu alt für diesen Drek.
    Ich wälze mich herum und fixiere ihn mit, wie ich hoffe, stählernem Blick. »Also schön«, sage ich mit kalter, harter Stimme. »Alles klar. Du hättest mich umlegen können. Die Botschaft ist angekommen.«
    Sein Lächeln verblaßt ein wenig. »Aber ich habe es nicht getan«, stellt er fest. »Und das ist die Botschaft.«
    »Wenn du versuchst, mich zu beruhigen, laß dir was anderes einfallen«, knurre ich. Was ich nicht sage, ist die Tatsache, daß er seine Botschaft tatsächlich klar und deutlich übermittelt hat. Wenn er mich tot oder gefangen oder was auch immer sehen wollte, wäre ich jetzt nicht wach - oder wenn doch, dann nicht hier.
    Ohne hinzusehen, ramme ich das Magazin in den Kolben der H&K und lasse mir von der Elektronik be- stätigen, daß alles Sahne ist. Dann sehe ich mich in dem schäbigen Zimmer um. Nach dem Licht zu urteilen, das durch die winzigen Fenster fällt, ist es Mittag. Um das zu bestätigen, nehme ich meine Uhr vom Nachtschrank. Es ist 1235, was bedeutet, daß ich fast zwanzig Stunden lang geschlafen habe. Ich reibe mir

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