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Der Einzelgänger

Der Einzelgänger

Titel: Der Einzelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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Röhren vorgesehenen Halterung an der Decke.
    Aber ich mustere das Büro selbst nur flüchtig. Meine Aufmerksamkeit gilt der Gestalt, die hinter dem Schreibtisch sitzt. Argent. Er muß es sein.
    Ich hatte keine vorgefaßte Meinung über diesen Burschen, aber offenbar habe ich welche über Shadowrun-ner im allgemeinen. Ein Wiesel, das habe ich erwartet -einen verschlagenen, verstohlenen Drekhaufen, der mehr einer Ratte als einem Menschen ähnelt. Schmutzig und ungekämmt, kein Charisma oder das, was man sich als Persönlichkeit vorstellt, die Art Kerl, der man keine Sekunde lang den Rücken zudreht, aus Angst, er könne ein Messer hineinjagen. Vielleicht ist das eine Vorstellung, die mir das Trideo vermittelt hat und dann durch meine eigenen Vorurteile verändert und gefiltert wurde, bis sie sich so tief in mich eingebrannt hat, daß ich nicht einmal wußte, daß es sie gab, bis sie über den Haufen geworfen würde.
    Und über den Haufen geworfen wird sie. Argent ist ein großer Mann, kein Wiesel. Ich schätze ihn auf über zwei Meter Größe und fünfundneunzig Kilo Gewicht, wobei das einzige Fett an seinem Körper von dem Hamburger stammt, den er zu Mittag gegessen hat. Breite Schultern, vorgewölbte Brust. Auf eine harte, granitene Art hübsch. Kurzgeschnittenes dunkles Haar mit grauen Stellen. Gelassener Gesichtsausdruck, stetig blickende, kalte graue Augen, die im Licht stechend glitzern. Seine Hände liegen flach auf dem Tisch und sind leer, vermutlich um mich zu beruhigen, aber sie haben genau die gegenteilige Wirkung.
    Argents Hände sind beides Cyberglieder - eckige Metalldinger, die brutal und absolut tödlich aussehen und mattschwarz lackiert sind. Grausig. Ich versuche mir nichts anmerken zu lassen, aber ich weiß, daß es mir nicht gelingt.
    Der Runner bemerkt meine Reaktion, soviel ist sicher. Man kann darauf wetten, daß ihm nicht viel entgeht, aber er nickt mir lediglich zu und sagt: »Schließ die Tür und setz dich, Wolf.«
    Ich schließe die Tür, aber ich setze mich nicht. Ich fühle mich unwohl, und wenn ich mich unwohl fühle, muß ich auf und ab gehen können. »Wolf«, wiederhole ich. »Was soll eigentlich dieser Wolf-Drek?«
    Seine Lippen verziehen sich zu einem trockenen Lächeln. »Du brauchst einen Straßennamen«, sagt er gelassen. »Benutze nie deinen richtigen Namen, wenn du es vermeiden kannst.«
    »Und warum Wolf?«
    »Hast du nie Bücher gelesen?« fragt er ruhig. »Jack London? Wolf Larson...« Er schüttelt den Kopf. »Vergiß es.« Er verschränkt die Finger, und Metall klickt auf Metall. Ich erschauere. »Du hast dein Treffen, Wolf«, fährt er gelassen fort. »Und wie soll es jetzt weitergehen?«
    »Hast du die Geschichte mit dem Raketenangriff nachgeprüft, die ich dir erzählt habe?« frage ich.
    »Ein Mitarbeiter hat für mich nachgeforscht«, sagt er, und ich weiß, er meint einen Decker.
    »Und?«
    Der Runner macht eine längere Pause, in der er mich mit seinen kalten Augen stetig fixiert. »Interessant«, sagt er schließlich. »Erzähl mir noch mal, was du mir am Telefon erzählt hast.«
    »Warum, zum Teufel, willst du es noch mal hören? Ein Taktisches Einsatzkommando Lone Stars hat auf den Dächern Stellung bezogen und eine Rakete auf den Wagen abgeschossen. Ich bin herausgeschleudert worden, die Fahrerin ist verbrannt. Sonst noch was, Drekhead?«
    Wiederum antwortet er nicht sofort, sondern mustert mich nur mit jenen ein wenig unnatürlichen Augen. Dann schüttelt er den Kopf. »Das reicht«, stellt er gelassen fest.
    Ich versuche krampfhaft, mich zu beruhigen - mit minimalem Erfolg. Werde ich je in der Lage sein, über den Anschlag zu reden, ohne dabei Cats Schreie zu hören? »Was hat dein Decker also herausgefunden?« will ich von ihm wissen.
    »Es gibt eine Nachrichtensperre und Hinweise auf Vertuschungen. In der offiziellen Stellungnahme heißt es, Terroristen hätten den Wagen für einen Sprengstofftransport benutzt, und die Bombe sei zu früh hochgegangen. Das hat der Star den Medien erzählt... und ihnen dann gesagt, sie könnten es nicht senden.« Er zuckt die Achseln. »Die übliche Verfahrensweise, wie du sicherlich weißt. Unter der Oberfläche sehen die Dinge jedoch ganz anders aus. Es geht ein Haufen Drek ab - personelle Verschiebungen, erhöhte Sicherheit hinsichtlich der Kommunikationskanäle, solche Dinge. Kurz, das, was man erwarten würde, wenn der Star seine Beteiligung vertuschen will.«
    Ich nicke langsam. Ja, genau das, was man erwarten würde,

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