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Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman

Titel: Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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hier ist nicht Floras Bereich? Ich bin vielleicht ein Trottel. Danke, Melania.
    Er setzte sich um, Flora kam.
    Es tut mir leid, ich hab’s nicht mehr rechtzeitig geschafft, ich bin herumgelaufen wie ein scheißender Köter, aber schau, was ich dir geklaut habe.
    Scheißende Köter laufen nicht herum, im Gegenteil, Danke für die Blume, ist die von nebenan? Und ansonsten, was soll’s, ich bin’s ja gewohnt. Was darf ich bringen?

    Das größte Bier, das ihr habt, ich bin am Austrocknen.
    Sie brachte das Bier, er fragte, warum sie angerufen habe. Der Chef war nicht da, sie konnten ein wenig entspannter reden als sonst.
    Nichts weiter. Das heißt, sie war - nicht das erste Mal - von einem dämlichen Werbeanruf geweckt worden.
    Was für einem Werbeanruf?
    Was weiß ich. Versicherung, Telefon, irgendwas. Ich hab gleich wieder aufgelegt. Aber sie ärgerte sich, denn sie hatte ihn schon 100mal gebeten, ihr zu erklären, wie man bei ihrer Anlage das Telefon aus- oder wenigstens leise stellen kann.
    Ich weiß es doch auch nicht. Steht bestimmt im Handbuch.
    Und wo ist das Handbuch?
    Das wusste Kopp nicht.
    Es wird irgendwo in deinem Misthaufen sein. … Eines Tages wird uns dieses Chaos verschlingen. Flora sah es bildlich vor sich. Es sieht aus wie ein Monster aus einer Kindergeschichte, ein großer Kloß, Arme, Beine unwichtig, entscheidend ist der Bauch, es ist ein Bauch und ein riesiger Schlund in einem, der aufgeht und: hamm!
    Kopp lachte ein wenig.
    Außerdem ist ein Brief vom Steuerberater gekommen.
    Ein Brief vom Steuerberater? Wieso schreibt er mir einen Brief? Wieso ruft er nicht an?
    Das wusste Flora nicht.
    Was steht drin?
    Ich habe ihn nicht aufgemacht. Aber was wird es schon sein? Du hast seit zwei Jahren keine Steuererklärung abgegeben. Tu mir den Gefallen und regle endlich deine Finanzen, ja? Das ist auch so ein Chaos. Wirklich. Tu mir den Gefallen.
    Ja, ja. Sobald ich Zeit habe. Ich hab ja nicht einmal Zeit, mir ein neues Spray zu holen.

    Dazu sagt sie nichts. (Was soll ich dazu sagen? Das kann ich dir nicht abnehmen. Das Gesetz verbietet es mir. Du musst selber zum Arzt.)
    Er weiß das sehr gut und sagt ebenfalls nichts mehr.
    Sie ging weg, sie arbeitete. Sobald er wieder Blickkontakt hatte, winkte er sie heran. Sie kam.
    Kann ich ein Glas Wasser für meine Rose haben?
    Sie ging, kam mit dem Wasser zurück.
    Warum regst du dich eigentlich auf? Wir sind getrennt veranlagt.
    Aber wir haben ein gemeinsames Budget. Wenn du wieder hunderte oder tausende Euro Strafe zahlen musst, spielt das auch für mich eine Rolle.
    Ja, ja, ja, er versprach, er werde sich darum kümmern.
    Er saß eine Weile da, sah ihr zu. Glaub’s oder nicht, er bekam wieder Hunger. Aber er bestellte nichts mehr, auch kein Bier.
     
    An der S-Bahn, nach dem Aussteigen, kaufte er sich dann einen Döner. Er aß ihn, während er nach Hause lief. Nicht durch den schlecht beleuchteten Grünstreifen, sondern über die Straße. Es war noch nicht so spät, aber hier war schon keiner mehr unterwegs. Das Klopfen seiner Absätze.
     
    Flora hatte auch etwas zu essen eingekauft. Wurst, Käse, Gemüse, Obst, Brot. Keine Schokolade. Kopp nahm einen Whisky. Und Stavridis’ Wein? Den hatte er im Büro vergessen. Besser so. Sonst würde ich den auch noch trinken. Als Bernard das erste Mal im Leben Wodka zu trinken bekam, kotzte er nachher an die Wand des Hotelflurs. Am nächsten Morgen entschuldigte er sich bei uns. Dabei hatten wir es gar nicht gesehen.
    Der Steuerberater hatte eine Mahnung geschickt. Sie haben meine letzte Rechnung immer noch nicht bezahlt. Nach nunmehr
2 Jahren empfand der Steuerberater es als angebracht , ihm Zinsen zu berechnen. Außerdem teilte er mit, dass er ihn nicht mehr vertreten würde. Zuletzt wies er noch darauf hin, dass, wenn Kopp weiterhin keine Steuererklärung abgäbe, ihm in naher Zukunft eine Schätzung von Amts wegen drohe, und zwar auf der Grundlage des letzten versteuerten Einkommens. Kopp warf den Brief auf den Tisch zurück. Er holte das Bügelbrett hervor und stellte es vor dem Fernseher auf. Er bügelte Hemden und sah dabei sinnlos fern.
    Später, nachdem das Bügeln beendet war, holte er sich noch einen Whisky und setzte sich auf das Sofa.
    Wie man nicht aufhören kann, immer und immer wieder von vorne durch zu zappen, obwohl nichts kommt. Vor allem sah er gar nicht hin, er sah sich den Bildschirm selbst an. Das Problem war schon einige Wochen alt, bis jetzt hatte er darüber hinweggesehen, um sich nicht

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