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Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman

Titel: Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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ärgern zu müssen. In der Mitte des Bildschirms waren zwei dunkle Streifen entstanden, als wäre er gewellt, wie eine schlecht gespannte (alte) Kinoleinwand. Ich habe Funkmechaniker gelernt, mit Röhrenfernsehern, die heute kein Mensch mehr benutzt, dennoch, so viel war ihm klar: von einer Reparatur konnte nicht die Rede sein. Das teure Scheißding ist kaputt. Es muss ein neuer her. Aber vielleicht doch lieber ein Beamer.
    Er holte seinen Laptop und recherchierte nach Beamern.
    Später bekam er Hunger, nahm ein Würstchen aus dem Kühlschrank, riss ein grünes Blatt von einer Porreestange ab, hielt beides in einer Hand und biss ab, während er mit der anderen surfte. Später nahm er noch einen dritten Whisky.
    Der Gedanke, früh ins Bett zu gehen, tauchte auf, aber dann surfte er weiter und weiter, sah dabei weiter und weiter fern, mit der Zeit wurde das Programm auch ein wenig besser, er legte den Laptop beiseite. Er sah sich einen Schieß- und Verfolgungsfilm
an, schlief darüber ein, wachte mitten in einem anderen Schieß- und Verfolgungsfilm auf und brauchte eine Weile, bis er begriffen hatte, dass das nicht dieselben Autos und nicht dieselben Kanonen waren. Später kam ein Western, später wurde es wieder schlimmer, es kamen fast nur noch kein bisschen erotische Titten und Ärsche und hirnverbrannte Spiele. Sie bekommen 40 000 Euro (Sternchen: 2000 garantiert), wenn Sie diese Buchstaben zu einem sinnvollen Wort ordnen: FELPA.
    Na! Jetzt aber! Ran ans Telefon und angerufen! Was ist los mit Ihnen? Wieso rufen Sie nicht an?
    Weil ich vielleicht viel Dummes denke, sage und tue, aber ein Idiot bin ich nicht. Er schaltete trotzig den Fernseher aus und ging ins Bett, noch bevor Flora zu Hause war.

DIENSTAG
    Er erwachte von einem Traum. Ich mag es nicht, wenn ich mich an meine Träume erinnere. Im Traum erwachte er von einer harten Flugzeuglandung. Und dann noch einmal. Als hätten sie einen kleinen Hüpfer drangehängt. Oder es noch einmal gemacht. Oder Kopp hatte es noch einmal begreifen müssen. Kopp begriff es mit leichter Übelkeit, Schwindel und Frösteln: mit diesem Traum war nicht zu spaßen. Die üble Kälte einer im Flugzeug durchschwitzten Nacht auf der Haut, schmerzhaft ziehende Trockenheit in Nase, Mund und Rachen. Er zog die Verdunkelungsblende am kleinen, ovalen Fenster hoch, um ein wenig Wärme(!) hereinzulassen, und wich sofort zurück. Draußen war es so blendend hell, dass er erst gar nichts sah. Später ein Rollfeld. Es war aus grauen Betonplatten zusammengefügt, die Nahtstellen mit Teer gefüllt, im Beton glitzerte es. Am Rand kurz gemähtes, struppiges Gras, braun und grün.
    Später stand er schon auf der Treppe. Die Maschine parkte auf einer Außenposition. Auf der Treppe war es windig, der Wind war heiß. Eine Hitzewelle in ihrer xten Woche. Oder ein Ort mit entsprechendem Klima. Da wusste er, er war in Kalifornien. Sein Herz schlug höher. Ich weiß nicht, wie, wann und wieso ich hierhergekommen bin, aber ich bin froh darüber. Ich liebe es, im sonnigen Kalifornien zu sein.
    Das Flughafengebäude, das er von der Treppe aus sehen konnte - es war nah, es wird nicht notwendig sein, mit dem
Bus zu fahren - war ein zweistöckiger Flachbau. Ich dachte, der Flughafen von San Francisco wäre größer. Beziehungsweise: ich weiß aus der Erfahrung, dass er es ist. Das hier war etwas anders. Möglicherweise ein kleinerer, möglicherweise ein privater Flughafen. Von denen gibt es bekanntlich so viele wie Sand am Meer. Die Maschine war auch klein. Habe ich das Umsteigen verschlafen? So muss es sein. Das Umsteigen, die schwarzen Bänder in Hüfthöhe und die aufgeklebten auf dem Boden, das One-by-one, den Immigration Officer. Wenn ich die Wahl zwischen vacation und business habe, wähle ich sicherheitshalber vacation . Das kann einem keiner verbieten. Ich reise nur mit einem kleinen silbernen Handkoffer, weil ich nur übers Wochenende bleibe. Das ist vielleicht unüblich, aber verbieten kann einem auch das keiner.
    Später stand er neben dem Kofferband und sah durch eine Glaswand zurück zum Rollfeld. Dahinter die gemähte Wiese. Heu auf große Rollen gewickelt, die lange Seite in weißer Folie, die runde frei. Der Wind wehte auch hier weiter, aber das war die Klimaanlage, also war dieser Wind kalt.
    Aber wieso stand er da, wenn er doch kein Gepäck hatte und das silberne Köfferchen in der Hand?
    Warum bin ich hier? Haben sie mich aus aktuellem Anlass eilig herbeordert? Bin ich aus eigenem Antrieb

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