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Der einzige Sieg

Der einzige Sieg

Titel: Der einzige Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Resignation erneut zu lesen begann, diesmal, um alles aufzuschreiben, was er nicht verstand oder wonach er sich erkundigen mußte. Strenggenommen verstieß er jetzt gegen ausdrückliche Anweisungen, da er einen Diebstahl einiger Kartons mit Multbeeren aufklären sollte, einen Fall von geringer Bedeutung, und keinen eventuellen Mord, der sich als plötzlicher Kindstod erwiesen hatte. Falls ein Mann, der dreißig Jahre alt war, überhaupt an so etwas sterben konnte, was immer es war.
    Eino Niemi begann von vorn, las langsam und versuchte, alle Details zu ordnen.
    Die Identität der Leiche sei durch einen Namenszettel geklärt, der am Körper befestigt sei, hieß es gleich zu Anfang. War es denkbar, daß sie die falsche Person obduziert hatten?
    Er notierte sich die Frage, strich sie dann aber durch. Es war zu dumm.
    Punkt 4. An der Unterseite der Schenkel und der Gesäßmuskulatur sind ziemlich dunkle, blaulila Leichenflecke zu sehen.
    Warum stand dort »ziemlich dunkle«? Wie sahen Leichenflecken sonst aus, und was würde eine Farbabweichung eventuell bedeuten?
    Er notierte sich die Fragen und nickte vor sich hin. Zumindest brauchte er kein Idiot zu sein, um danach zu fragen.
    Punkt 7. Im Mund befinden sich eigene, sanierte Zähne. Im vorderen Teil des Mundes farbloser Schleim. Hinten im Mund sind kleinere Mengen halbverdauten Mageninhalts zu sehen.
    Mageninhalt, kein Essen, etwas, was Essen gewesen war und dann halbverdaut wieder hochgekommen war. Kurz, hatte der Mann sich etwa übergeben?
    Punkt 21. Die Lungen sind etwas schwerer und stärker mit Flüssigkeit gefüllt als normal, von etwas reduzierter Elastizität und dunkler, blau-lila Farbe. Unter dem Lungenfell sind mehrere, bis 0,2 cm im Durchmesser große, blaurote aderähnliche Verästelungen zu sehen. An den Schnittflächen lassen sich kleine bis mäßige Mengen einer schäumenden Flüssigkeit hervorpressen sowie reichliche Mengen dunkelblauen, leicht fließenden Bluts. Überdies tritt aus beschnittenen feineren Bronchien trübes, halbflüssiges Material aus. Herdförmige Veränderungen sind nicht zu erkennen.
    Eino Niemi saß eine Zeitlang da und schnippte die Spitze des Kugelschreibers mal hinein, mal heraus. Diesen Lungen ging es offensichtlich nicht gut. Blaurote blutende Verästelungen, dunkelblaues, leicht fließendes Blut und außerdem – das Wort deutete ja darauf hin, daß hier etwas zusätzlich zu finden war – halbflüssiges Material.
    Die Frage, die er hier zu Papier bringen mußte, war vielleicht einfacher, als es den Anschein hatte: Wie ging es den Lungen? Ist der Mann erstickt?
    Punkt 24 beschrieb das Herz. Es schien über längere Textpassagen hinweg ein normales, ordentliches Herz eines jungen Mannes aus dem Tornedalen zu sein, bis ein aber auftauchte:
    Die inneren Schleimhäute sind normal, aber unter ihnen finden sich über der Lappentrennwand im linken Lungenlappen fleckenweise vorkommende, frische, dünne Verästelungen von Blut in einem insgesamt etwa drei Zentimeter langen und zwei Zentimeter breiten Feld.
    Im übrigen schien das Herz in gutem Zustand gewesen zu sein. In den Herzkranzgefäßen war nichts von Verkalkung zu sehen, und die Herzmuskulatur war fest, ohne jedes Anzeichen von was auch immer und von normaler Farbe.
    Der Kugelschreiber schnippte wieder, und Eino Niemi nahm eine neue Prise Schnupftabak. Aber hier gab es irgendwelche Blutflecken an einer Steile, die Lappentrennwand genannt wurde. Dieses Aber bedeutete etwas Anomales. Welche Frage sollte er dazu stellen? Hatten die anomalen Blutflecken im Herzen irgendeinen Zusammenhang mit blauem und anomalem Blut in den Lungen und den Blutflecken dort?
    Er las weiter, erfuhr etwas über verschiedene Organe, die entweder ohne Befund oder glatt und glänzend waren, hielt beim Bauchteil der großen Körperschlagader inne, da, wie es hieß, sie »einzelne, weiche, gelbe Ablagerungen an den Wänden« aufwies. Das klang nicht sonderlich aufgeregt, und Eino Niemi versuchte, sich vorzustellen, daß ein dreißigjähriger Mann nur ein paar vereinzelte gelbe und überdies weiche Ablagerungen an den Aderwänden hatte, und zwar an den Stellen, die zwanzig Jahre später verkalken und das letzte Kapitel im Leben einleiten würden.
    Da die Schnittflächen der Nebennieren »normal« waren, setzte er die Lektüre fort und übersprang auch die Fettkapseln der Nieren, die »normal entwickelt« waren. Er konnte es recht deutlich vor sich sehen. Das Ganze sah vermutlich wie bei Elchen aus,

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