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Der einzige Sieg

Der einzige Sieg

Titel: Der einzige Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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wenngleich kleiner. Die Milz war »glänzend«, und bei einem Leberschnitt »zeigte das Messer keinen Fettbelag«, was er als etwas Positives deutete. Eine große Zahl der Menschen, mit denen er es als Polizeibeamter des Tornedalen im Dezernat für Gewaltverbrechen zu tun gehabt hatte, hatte vermutlich fettere Lebern gehabt.
    Nach einer normalen Gallenblase und einer Bauchspeicheldrüse, »deren Schnittflächen keine der üblichen Veränderungen« aufwiesen, hielt er bei Punkt 32 inne, bei dem es um den Mageninhalt ging. Der Magen sollte »etwa 150 ml einer recht gut durchgekauten und halbverdauten Nahrung« enthalten haben, »von der Fleischfasern und Erbsenschalen nachgewiesen worden sind«. Im übrigen schien auch der Magen in gutem Zustand gewesen zu sein, wie Eino Niemi vermutete, da kurz vermerkt war, daß von Wunden oder Narben nichts zu sehen sei.
    Die letzte Mahlzeit hatte also aus Fleisch und Erbsen bestanden.
    Gegen Endes des Protokolls wurde beschrieben, wie weitere Proben entnommen worden waren, um für nähere Laboranalysen weggeschickt zu werden. Es handelte sich um Blut und Mageninhalt, um Urin, Leberstücke und einige Muskelproben. Anschließend folgte ein Verzeichnis verschiedener Gewichte. Das gesamte Körpergewicht und das Gewicht von Gehirn, Lungen, Leber, Milz und so weiter.
    Nach eingehender Untersuchung festgestellt, nach bestem Wissen und Gewissen diktiert und von dem Südschweden mit Professorentitel bezeugt. Ein weiblicher Name bestätigte, daß alles nach Diktaphon richtig abgeschrieben worden war.
    Eino Niemi blieb eine Weile sitzen und versuchte, sich das Ganze vorzustellen. Er hatte schon lange keine Obduktion mehr gesehen, nicht mehr seit der Polizeischule unten in Stockholm. Wenn die Ärzte jedoch keine Zeugen hatten, waren vielleicht auch sie etwas leichtsinniger und weniger pädagogisch, außerdem war es vor Weihnachten gewesen. Möglicherweise hatten sie über verschiedene Dinge gesprochen, die sie noch rechtzeitig erledigen wollten.
    Nein, Eino Niemi schob diese Überlegung beiseite. Ein Pathologe war wohl nicht besser oder schlechter als andere Menschen, und wenn man kurz vor dem Weihnachtsurlaub einen Job zu erledigen hat, möchte man ihn am liebsten korrekt erledigen, um nichts wiederholen zu müssen. So hätte er es zumindest selbst empfunden, und so hatte er auch reagiert, als das, was zunächst eine Ermittlung in einem Mordfall zu werden schien, anfing.
    Er hatte den jungen Lasse Holma ein wenig gekannt. Dieser war weder besonders helle noch besonders dämlich gewesen, war irgendwann einmal betrunken in eine Schlägerei verwickelt und festgenommen worden. Aber falls das in dieser Gegend als verdächtig galt, würde man eine große Zahl von Mitbürgern unter die Lupe nehmen müssen. Lasse Holma war wohl weder besser noch schlechter gewesen als sonst jemand, doch jetzt war er tot.
    Jemand hatte ihn ermordet, möglicherweise durch Vortäuschung eines »plötzlichen Kindstods«, davon war Eino Niemi überzeugt. Er war zwar nur Polizist, und seine Allgemeinbildung war in medizinischer Hinsicht allerhöchstens mäßig, aber selbst seine ganz normale polizeiliche Erfahrung protestierte entschieden. Ein plötzlicher Kindstod mußte bei Lastwagenfahrern der 90-Kilo-Klasse mit im übrigen glatten Organen und allem Drum und Dran extrem ungewöhnlich sein. Extrem ungewöhnlich dürfte auch der vermeintliche Raubüberfall auf eine Multbeerenlieferung gewesen sein, oder, wenn er seinen Auftrag jetzt dienstlich sah, der Diebstahl von Multbeeren in Verbindung mit einem rätselhaften plötzlichen Kindstod.
    Das Problem war, daß die medizinische Wissenschaft es anders sah, denn für sie galten nur objektive Wahrheiten.
    Dem Obduktionsbericht war ein Fax beigefügt, Absender Gerichtschemisches Labor in Linköping. Man brauchte kein Chemiker zu sein, um es zu lesen, da es ebenso kurz wie klar formuliert war.
    Auf Verlangen des Gerichtsmedizinischen Instituts in Umeå, wohin man den Verstorbenen von Haparanda zur Obduktion verfrachtet hatte, hatte das staatliche Gerichtschemische Labor einige Proben von Schenkel und Herzblut analysiert. Es enthielt weder Arzneimittelspuren noch Morphin, Kodein, Amphetamin, auch kein Tetrahydrocannabinol oder Alkohol.
    Die wissenschaftliche Wahrheit schien mit anderen Worten einfach zu sein.
    Lasse Holma, ein kräftig gebauter und nach wissenschaftlicher Untersuchung normaler dreißigjähriger Lastwagenfahrer ohne erkennbare Gebrechen und ohne jedes Gift im

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