Der einzige Weg, Oliven zu essen und andere intime Gestaendnisse
zusammenzog, begann für uns eine schreckliche Zeit mit den Kindern. Sie
machten ständig Krach und wurden zeitweise sogar hysterisch. Dann fanden wir
Notizzettel. Ich fand eine Notiz über Familien — »Familien haben Väter, Mütter
und Kinder«. Daraufhin gingen wir zur Familientherapie. Das half, aber erst im
letzten Jahr schließlich sagte ich laut und deutlich, daß ich Lesbierin sei und
daß Ellen und ich ein Liebespaar bildeten. Ich meine, sie wußten es und bin auch heute noch dieser Ansicht. Aber ich hatte niemals
direkt mit ihnen darüber gesprochen. Tiffany war neun, Polly elf Jahre alt. Ich
sagte: >Wir brauchen Abgeschlossenheit für uns. Wir wollen miteinander Sex
haben. Wißt ihr das? Wißt ihr, daß es das ist, was hier geschieht ?< Und beide sagten ja. Es war, als sei damit die
Spannung gelöst, weil irgend etwas Schwieriges gesagt
wurde. Sie sagten: >Okay, du kannst das tun !< Und das war ein Riesenschritt. Es war, als seien die beiden letztendlich
bereit, damit zu leben, auch wenn sie noch böse waren, was sie übrigens auch
heute noch sind. Polly, die Ältere, ist sich durchaus bewußt, wie böse sie
darüber ist, daß ich Lesbierin bin. Es ist eine Qual für sie. Sie würde auch in
der Schule gequält werden, wenn es dort bekannt würde. Sie sieht, wie es
anderen Kindern ergeht. Aber nachdem sie das Geheimnis ihren Freundinnen
anvertraut hat, einer nach der anderen, als sie dann feststellte, daß ihre
Freundinnen nach wie vor gern zu uns kommen, um mit ihr zu spielen und auch
sonst nichts geschah, ist sie nicht mehr so ängstlich und böse. Ihre Einwände
waren zivilisationsbedingt und realistisch. Deshalb war es schwierig, dagegen
zu argumentieren. Sie sagte, warum wir nicht die zehn Jahre warten könnten, bis
sie beide erwachsen seien. Ich sagte darauf: >Ich habe sehr lange Zeit
gewartet, und es gibt einfach Dinge, die ich tun muß .< Ich weiß genau, daß es noch eine Zeitlang Ärger geben wird, aber ich weiß auch,
daß sie mich ganz innig liebt.«
Diane, eine 32 Jahre alte
Lesbierin und Pflegemutter, gibt eine gute Beschreibung, wie sie ihre acht
Jahre alte Pflegetochter Sarah auf mögliche Reaktionen anderer vorbereitete:
»Da war ein Lesbierinnen-Club
neu eröffnet worden, hatte aber von der Nachbarschaft harte Anfeindungen zu
bestehen. Ich sagte zu Sarah einiges darüber, ich erzählte ihr, daß dieser Club
gegenüber auf der anderen Straßenseite von der Umgebung angefeindet wurde und
daß man versucht hatte, ihn anzuzünden. Sie fragte darauf: >Warum mochten
sie ihn denn nicht ?< Und ich sagte: >Die Leute,
die dorthin kommen, sind meistens Lesbierinnen. Weißt du, was Lesbierinnen sind ?< Sie sagte nein. Ich erklärte ihr: >Das sind Frauen,
die gern beisammen sind<, und fügte dann hinzu, >wie ich<. Ich erzählte
ihr, daß manche Leute Lesbierinnen ablehnen, weil sie denken, es sei nicht in
Ordnung, wenn zwei Frauen zusammen sein wollten. Ich kann mich nicht erinnern,
ob ich ihr auch sagte, daß die Frauen sexuell miteinander verkehren. Ich
erklärte ihr aber, daß sie genau entscheiden müsse, was sie davon erzählen
wolle und wie es sich auswirken würde, wenn sie das den falschen Leuten
erzählen würde.
Etwa sechs Monate lang verlor
sie kein Wort darüber, daß ich eine Lesbierin bin. Und dann gab es plötzlich
einen Riesenrummel in den Zeitungen über schwule Lehrer in den Schulen. Deshalb
erzählte ich einer Frau in der gleichen Straße, die eine Tochter in Sarahs
Alter hatte, daß ich Lesbierin bin, und wir sprachen über den ganzen Wirbel,
der da gerade veranstaltet wurde. Ich berichtete Sarah darüber, daß ich dieser
Frau gesagt hatte, daß ich Lesbierin bin und sagte ihr, wenn sie es deren
Tochter erzählen wolle, mit der sie befreundet war, dann fände ich das völlig
in Ordnung. Offensichtlich hat sie das auch getan, denn die Frau erzählte mir
später, daß Sarah gesagt hätte, ich sei Lesbierin und Lesbierinnen seien
Frauen, die sich ununterbrochen gegenseitig küssen würden .«
Den Kindern eine
gesunde sexuelle Haltung vermitteln
Ein wesentliches Anliegen fast
aller Mütter, die wir interviewten, bestand darin, ihren Kindern zu gesünderen
Einstellungen zu verhelfen, als sie sie von ihren Müttern mitbekommen hatten.
Ihnen war die für ihr Gefühl schädliche Einstellung vermittelt worden, daß Sex
eine zu verheimlichende und ungesunde Sache sei, über die in ihren Familien
niemals offen und klar gesprochen wurde. Diese Frauen hatten den festen
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