Der einzige Weg, Oliven zu essen und andere intime Gestaendnisse
das Gespräch über Sex die
Eltern verunsichert, obwohl sie kaum verstehen, warum das so ist. In solchen
Fällen besteht immer die Gefahr, daß sie daraus auf irgendetwas Schlechtes oder
Negatives schließen im Zusammenhang mit dem Sexus und von daher eine Begründung
für die Ängstlichkeit des aufklärenden Elternteiles herleiten. Hat man, wie es
bei den meisten Eltern der Fall ist, wenig Erfahrung mit Diskussionen dieser
Art, ist es besser, den Kindern ganz offen die eigenen Gefühle zu erläutern. Da
kann man zum Beispiel sagen: »Gespräche über Sexualität sind für mich sehr
schwierig, denn meine Eltern haben mit mir nie darüber gesprochen. Aber der Sex
ist für mich sehr wichtig. Es ist eine Sache, die ich wirklich genieße. Deshalb
bin ich auch froh, daß ich nun die Chance habe, besser darüber reden zu lernen .« Auf diesem Wege erspart man dem Kind das Dilemma, daß es
nicht zwischen gesprochenem Wort (Sexualität ist positiv) und den Gefühlen (ich
habe Angst) zu unterscheiden vermag.
Letztendlich liegt die
wesentlichste Information über den Sex aber in der Haltung, die die Eltern
selbst zu erkennen geben. Diese Haltungen werden den Kindern in der Art
vermittelt, wie man körperlich und emotionell mit seinem Partner umgeht. Man
gibt seinem Kind eine weitaus nachdrücklichere Bestätigung des eigenen
positiven Standpunktes zum Sex, wenn das Kind sieht, daß man sich zu seinem
Partner körperlich hingezogen fühlt. Damit ist selbstverständlich nicht
gemeint, daß man vor den Kindern Geschlechtsverkehr miteinander haben sollte.
Aber das Kind soll durchaus die Möglichkeit haben, zu sehen, wie sich die körperliche
Anziehung ausdrückt, etwa durch schmusen, sich umarmen oder küssen.
Einen starken Widerstand gegen
freie und offene sexuelle Gespräche mit den Kindern, aber auch gegen offenes
körperliches Sichhingezogenfühlen zu dem Partner bedingt eine negative Einstellung
der Frau zu ihrem eigenen Körper. Viele solcher negativen Einstellungen
resultierten aus der Tatsache, daß wir zum großen Teil in Haushalten
aufwuchsen, in denen man niemals einen nackten Körper gesehen hat. Viele von
uns benötigten Jahre, um sich mit ihrer eigenen Nacktheit befreunden zu können,
vor allem wenn auch die Geschlechtsteile unbedeckt sind. Gabrielle stammte aus
solch einem Elternhaus:
»Als ich jung war, wurde ich
von meinen Eltern durch keinerlei direkte Aufklärung mit dem Sex vertraut
gemacht. Ich bin ihnen deshalb nicht gram, denn das ist eine zivilisatorische
Neurose, die gleichsam von Generation zu Generation weitergereicht wurde. Ich
hätte gar nicht erwarten können, daß meine Mutter in der Lage gewesen wäre,
etwas zu tun, was ihre Mutter auch nicht tat. In ihrer Generation war Sex
etwas, über das man einfach nicht zu sprechen hatte.
Die Zurückhaltung meiner Mutter
lag zudem darin, daß sie eine Brustamputation hinter sich hatte. Wenn ich ihr
ein Kleid reichte, mußte ich es ihr durch einen Spalt in der Tür geben. Sie
trug immer Schlüpfer, Unterwäsche und Büstenhalter. Ihre Genitalien habe ich
nie in meinem Leben gesehen. Das äußerste, wie ich meinen Vater zu sehen bekam,
war in seiner Boxerhose, und die war immer geschlossen. Sogar im Schlafanzug
hielt er immer die Hosenbändel fest, denn Verschlüsse gab es da nicht. Wenn ich
als Teenager den Kopf in den Wohnwagen steckte, kam er zwar im Schlafanzug
heraus, hielt aber seinen Hosenladen sorgfältig zu — als ob sich irgendjemand
dafür interessiert hätte. Zum ersten Mal sah ich einen nackten Mann in der
Zeitschrift einer Nudistenkolonie, die wir auf einem Campingplatz fanden.
Deshalb bin ich eisern entschlossen, meinen Sohn nicht auf dem gleichen Wege
aufwachsen zu lassen. Ich bin sicher, daß viele meiner Hemmungen auf meine
Erziehung zurückzuführen sind. Noch heute fühle ich mich gehemmt, wenn ich
nackt bin. Ich will deshalb, daß mein Sohn so aufwächst, daß er sich in seinem
Körper wohlfühlt und genau weiß, daß es absolut nicht unnatürlich ist, wenn man
jemanden nackt sieht .«
Die Anatomie
Aus den Erzählungen der Frauen
ergab sich, daß sie sich viel unwohler fühlten als ihre Kinder, wenn sie mit
ihnen über Sexualität sprachen. Wenn sie die Kinder lehrten, die einzelnen
Sexualgegenden ihres Körpers zu bezeichnen, nahmen die meisten Kinder das
völlig natürlich als Information auf. Einige Frauen brachten es sogar fertig,
ihren Kindern ihre Genitalien zu zeigen, damit sie über diese meist
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