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Der Eiserne König

Der Eiserne König

Titel: Der Eiserne König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Henry Eagle
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hoher Herren. Sie spürte, wie sich ihre blonden Haare durch die Hitze auf der Schläfe kräuselten. Nur noch wenige Schritte, und sie würde Blaubart ihr Schwert in den Leib stoßen.
     
    Rumpenstünz sah entsetzt, wie Sneewitt fiel. »Nein!«, brüllte er. »Nein! Nein! Nein!«
    Der schwitzende, blutende Helmdag fuhr herum, Hans hielt mitten im Hieb inne. Die Kraft des Zorns erfüllte sie, als sie sich, gedeckt von den Recken, zu Sneewitt durchkämpften. Sie war über dem Eisernen König zusammengebrochen, der immer noch mit den Beinen zuckte, mit den Armen drosch, röchelnd um Atem rang. Asseln und Spinnen wimmelten auf seinem Schuppenpanzer, krochten über die leblose Sneewitt. Die Karontide, die ihr das Schwert in den Rücken gestoßen hatte, stellte sich schützend vor ihren Herrn. Sie riss das mit Hauern bewehrte Maul auf, brüllte, dass die Hornfortsätze von Schritt und Brust bebten, und hob das Schwert. Der Hieb, der auf Helmdags Schild donnerte, war so heftig, dass es ihn von den Beinen riss. Die Karontide holte sofort wieder aus. Ihr Schwert prallte von Hans’ Helm ab, sank in seine Schulter und wurde mit einem schmatzenden Geräusch wieder herausgerissen. Rumpenstünz nutzte den Augenblick – ein Ausfallschritt, dann stieß er den Zweihänder in den Spalt zwischen Brustharnisch und Rückenpanzer. Die Karontide röhrte. Helmdag, der wieder aufgesprungen war, setzte nach. Seine Klinge schnitt durch die Brünne und schlug eine tiefe Wunde in den Hals des Ungeheuers, das blindwütig tobte und schließlich zusammenbrach.
    Hans stand da, eine Hand auf seiner verwundeten Schulter. Rumpenstünz rollte die blutende Sneewitt behutsam vom Eisernen König. Erst schien es, als wollte er ihn mit dem Zweihänder durchbohren. Dann trat er mit dem Hacken auf den Eschenpflock, rammte ihn noch tiefer in die Brust. Der dunkle Dunst des Dornenhags entwich der Wunde und verflog im Wind. Der Eiserne König zappelte und zuckte wie ein Fisch an Land. Schaum brodelte über seine Lippen. Er versuchte vergeblich, etwas zu sagen. Asseln und Spinnen wogten so panisch auf seinem Schuppenpanzer, als wüssten sie nicht, wohin.
    Hans’ Schulter brannte. Er biss die Zähne zusammen, senkte den Blick auf die leblos am Boden liegende Sneewitt.
    Sie schlug die schwarzen Augen auf und lächelte ihn an. Aus einem Mundwinkel lief Blut über die schneeweiße Wange und tropfte in ihr Haar.
    »Sneewitt …«, flüsterte Hans verzweifelt.
    Ihr Blick wurde starr, schien auf etwas gerichtet zu sein, das nur sie sehen konnte.
    Dann sank ihr Kopf zur Seite.
    Asseln und Spinnen gefroren. Die Karontiden, die die Recken bis dicht an die drei Gefährten gedrängt hatten, senkten die Schwerter. Stille hielt Einzug auf dem Hügel, während der dunkle Dunst des Dornenhags aus der Wunde quoll und das Leben des Eisernen Königs mit sich nahm.
     
    Auf dem Unkengrund wurde weiter gekämpft. Bedrängt von Karontiden, Kultknechten, Raubrittern und dem schlimmsten Gesindel, das in Pinafor je sein Unwesen getrieben hatte, wehrte sich der Rest des Heeres mit letzter Kraft. Trotzdem erwog niemand, die Waffe zu strecken. Der Flammenwall brannte immer schwächer, das Dunkel der Nacht gewann die Oberhand. Der Fuchs lag wie tot in der Weide, die Welse ruhten auf dem Grund, umweht von Algen, umströmt vom Wasser. Im Uferschilf stöhnten Verwundete wie Geister ihrer selbst, und die auf den Bäumen sitzenden Krähen und Raben krächzten frohlockend.
    Hilck von der Usse, der mit seinen Rittern vom Heer getrennt worden war, sah aus den Augenwinkeln zu Hella, die sich an Blaubart anpirschte. Wegen dieser Unachtsamkeit gelang es einem Gegner, ihn am rechten Arm zu verwunden. Jubel erschallte unter den Raubrittern, und Blaubart schrie von hinten: »Die Schlacht ist verloren! Gebt auf!« Dann lachte er hämisch und melodisch zugleich.
    Der Gograf ignorierte die Wunde und drängte die Raubritter mit seinen Männern immer weiter zum Flammenwall zurück. »Stell dich, Blaubart, du erbärmlicher Feigling!«, brüllte er. »Du kannst dich nicht für immer hinter deinen Männern verkriechen!«
    »Hoh-hoh!«, schrie Blaubart. »Und du kannst nicht für immer leben. Du bist so gut wie tot. Schau dein Heer an. Es geht gleich unter. Du wirst in einem Meer von Leichen ersaufen!«
    In die Augen des Gografen trat eine Wut, die seine Mitstreiter zurückzucken ließ. Er riss einem Ritter die Streitaxt aus dem Gürtel und warf sie mit all der Kraft, die seinem verwundeten Arm geblieben war.

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