Der eiserne Skorpion - Roman
Grün schreiten. Es sah groß aus, und der Metallrücken schien in Segmente unterteilt. Als sie darüber hinwegflogen, hob es das vordere Ende vom Erdboden an und wedelte mit den Antennen; dann hob es eine gepanzerte Klaue, als wollte es sie damit vom Himmel rupfen, und offenbarte sich damit als riesiger Eisenskorpion.
»Was ist das?«, fragte er und vermutete, dass es sich um eine exotisch geformte Grabungsmaschine handelte, gelenkt von der KI, die das Fossilgenprojekt leitete.
Mit einem Stirnrunzeln antwortete seine Mutter: »Eine Kriegsdrohne.« Unvermittelt stoppte sie ihr Fahrzeug mit Gravobremsung direkt über der Drohne. Cormac versuchte aufzustehen und nach unten zu blicken, aber seine Mutter packte ihn an der Schulter und zog ihn auf den Sitz zurück.
»Benimm dich, oder ich schalte die Kindersicherungen wieder ein.«
Eine Kriegsdrohne!
Ian Cormac versuchte sich zu benehmen, konnte aber einfach nicht ruhig sitzen bleiben, während seine Mutter das Fahrzeug zum Boden absenkte. Sie landeten in einer Wolke aus Staub und toten Blättern. Hannah schaltete den Antrieb aus und blickte durch die Wolke zur Position der Drohne hinüber. Wenig später wurde diese wieder sichtbar und näherte sich ihnen wie ein Albtraummonster, das aus unheildrohendem Nebel auftauchte.
»Du bleibst hier«, sagte Hannah, zog sich am Fahrgastkorb hinauf und kletterte hinaus, ohne die Tür zu öffnen.
»Och!«, jammerte Cormac.
Sie ging um die Flanke des Wagens herum und auf die näher kommende Drohne zu, und sie wies mit dem Finger auf Cormac. »Du bleibst da – diese Dinger kämpfen vielleicht für uns, aber manche von ihnen können verdammt gefährlich sein!«, sagte sie und näherte sich der Kampfmaschine.
Zehn Meter vor dem Fahrzeug standen sich die Drohne und seine Mutter direkt gegenüber, und Cormac hatte auf einmal Angst, als sich das mechanische Monster über Hannah aufrichtete und die gerippte Unterseite und die Vorderbeine zeigte. Es griff mit den Klauen in die Luft, als versuchte es erneut, etwas Unsichtbares zu ergreifen. Hannah wirkte vor diesem Hintergrund klein und verletzlich, und Cormac glaubte schon, die Drohne stünde im Begriff, auf sie zu kippen. Dann gab Hannah mit der flachen Hand ein Signal und deutete damit auf den Erdboden, und die Drohne senkte sich wieder herab. Cormac hatte das Gefühl, dass Hannah sie gerade gerüffelt hatte, verstand aber nicht, was sie sagte.
Die beiden standen eine kurze Zeit lang da und redeten miteinander, und Hannah gestikulierte manchmal, und manchmal wedelte die Drohne mit einer Klaue, aber sie waren gerade weit genug entfernt, dass ihr Gespräch nur ein unbestimmbares Geräusch bildete, ohne dass ein einzelnes Wort deutlich vernehmbar geworden wäre. Cormac zappelte auf seinem Platz herum und fragte sich, ob er wohl damit durchkam, wenn er jetzt ausstieg und sich an seine Mutter heranschlich.
»Nein!«, schrie seine Mutter und sank unvermittelt auf ein Knie, als könnten die Beine sie nicht mehr tragen. Die Drohne redete nach wie vor und schnippte mit einer Klaue, um jeden Punkt zu unterstreichen.
»Mutter!«
Cormac kletterte aus dem Wagen und näherte sich ihr zögernd. Die Drohne senkte den Albtraumschädel, wedelte mit den Antennen über Hannah herum und sagte noch etwas. Hannah erhob sich sofort und wirbelte herum.
»Steig wieder in den Wagen!«
Er hatte sie noch nie so wütend gesehen und konnte jetzt erkennen, dass sie weinte. Er zögerte.
»Ich sage es dir nicht noch mal!«
Cormac kehrte zum Fahrzeug zurück. Er spürte eine Spannung im Bauch und stand kurz davor, in Tränen auszubrechen. Beim Einsteigen sah er, dass seine Mutter sich wieder zur Drohne umdrehte, kurz etwas sagte und zurückkam. Die Drohne hockte einen Moment lang völlig reglos da und folgte ihr abrupt. Als Hannah am Wagen eintraf, drehte sie sich zu ihr um.
»Mehr ist nicht zu sagen«, erklärte sie ihr, und die Stimme erstickte ihr beinahe.
Cormac vergaß die eigenen Tränen gleich wieder und starrte gebannt in die Peridotaugen der Maschine, auf die langsam knirschenden Mandibeln und das, was nach Raketen- und Strahlgeschützluken unterhalb des Mauls aussah.
»Der Junge sollte es erfahren«, sagte sie in einem Singsangton, die Stimme klangvoll, aber mit einem Hauch Stahl.
Hannah trat an die Seite des Wagens, packte eine Stange des Fahrgastkorbs und wuchtete sich hinein. »Das ist meine Entscheidung.« Sie wischte sich die Tränen mit dem Ärmel aus dem Gesicht, schaltete die
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