Der eiserne Skorpion - Roman

Titel: Der eiserne Skorpion - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe

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Energiezufuhr ein, packte den Lenkhebel und zog das Fahrzeug vom Boden hoch.
    Die Drohne warf sich vor und packte die Tür direkt neben Cormac krachend mit einer Klaue. Das Fahrzeug jaulte und kippte auf die Seite, als es Höhe zu gewinnen versuchte.
    »Ich denke, ich weiß besser als du, was für meinen Sohn gut ist«, sagte Hannah. »Und soweit ich weiß, hättest du mit deiner Eins-null-eins-Klassifizierung nicht einmal herkommen dürfen. Lass uns los! Sofort!«
    Die Drohne gehorchte unvermittelt, und der Wagen stieg in die Luft.
    »Was sollte ich erfahren?«, wollte Cormac wissen.
    Hannah rammte den Joystick nach vorn, aber ihr Kopfschütteln teilte sich dem Fahrzeug mit, das schlingernd seine Bahn zog. Auf einmal wurden
    Sicherheitsmaßnahmen aktiv; eine Plastikzunge entfaltete sich neben Cormac aus dem Sitz und schloss sich um seine Taille, und eine Stimme drang aus der Konsole.
    »Hast du Schwierigkeiten, Hannah Lagrange?«
    »Habe ich«, antwortete sie. »Kannst du mich per Automatik zu unserem Haus zurückbringen?«
    »Wird gemacht.« Der Wagen stabilisierte sich sofort, wurde jetzt von einer KI per Fernsteuerung gelenkt, aber Hannah hielt den Joystick fest.
    »Wovon hat die Drohne gesprochen?«, beharrte Cormac.
    »Sei still«, sagte sie sanft, griff in die Hemdtasche, holte die Sonnenbrille hervor und setzte sie sich vor die geröteten Augen.
    Der Lagerplatz am See tauchte bald vor ihnen auf, und Hannah sagte: »Okay, ich kann jetzt wieder übernehmen.«
    Diesmal landete sie den Wagen nicht neben ihrem Blasenhaus, sondern lenkte ihn in den Hangar, und beim Aufsetzen sendete sie das Signal, die Bodenklammer auszufahren.
    »Brechen wir auf?«, fragte Cormac.
    »Das tun wir allerdings«, antwortete seine Mutter.
    Beim Aussteigen betrachtete er die Beschädigung, die die Drohne an der Tür hinterlassen hatte, und lief dann seiner Mutter nach, als sie nach ihm rief.

    Kaum öffnete Cormac die Augen, da fühlte es sich so an, als rammte ihm jemand einen Dolch voll durch die Stirn. Eine kurze Zeit lang fiel es ihm schwer, auch nur an die fehlende Erinnerung zu denken, die er gerade nacherlebt hatte. Das rechte Auge schien mit einem großen schwarzen Tropfen gefüllt, und Zickzackmuster blitzten am linken Blickfeldrand des anderen Auges. Er tastete zum Medizintisch auf der rechten Seite, fand ihn nicht, drehte sich um und wollte nachsehen und spürte, wie etwas über die linke Schulter streifte.
    Da.
    Er packte einen Streifen mit drei schmerzstillenden Pflastern, zog eines ab und klatschte es sich direkt auf eine Schläfe, zog einen Augenblick später ein weiteres ab und drückte es sich an den Hals.
    »Vorsicht mit der Optik!«, mahnte ihn Sadist.
    Erst da erinnerte er sich an das optische Kabel, das über die Schulter führte. Als vorhin der Verstärker aufklappte und zahlreiche optische Anschlüsse freilegte, hatte es Cormac überrascht, dass tatsächlich sogar der größte Teil des Gerätevolumens davon beansprucht wurde und die eigentliche Rechnerhardware nicht viel größer war als eine seiner Daumenspitzen.
    »Kannst du die Kabeltrennung initialisieren?«, fragte die Schiffs-KI.
    »Ich denke nicht«, brachte Cormac hervor.
    »Kein Problem.«
    Wörter flitzten in rascher Folge durch sein Blickfeld, aber er konnte keines davon erkennen außer »GESCHLOSSEN«, was sich aus irgendeiner mentalen Laune heraus den Zickzackmustern anschloss, um eine Party zu feiern.
    »Du kannst jetzt das optische Kabel lösen«, informierte ihn Sadist.
    Cormac hob die Hand, packte das Bündel aus optischen Fasern, das im Verstärker steckte, und zog daran. Sie lösten sich mühelos, und als er sie losließ, spulte das Gerät an seiner Seite – das nur vage einem sockelmontierten Autodok ähnelte – sie schnell ein und zog sich anschließend quer durch die Medibucht in seine Nische zurück.
    »Wie fühlst du dich?«
    Cormac blickte auf und sah Gorman, der gerade einen Schritt weit hereingekommen war. Cormac hatte es gar nicht gehört.
    »Als hätte jemand meinen Schädel mit einem rostigen Messer ausgekratzt.«
    »Ja klar, habe ich selbst schon erlebt.«
    Cormac glotzte ihn an. »Wirklich?«
    »Es waren nicht meine Erinnerungen, sondern die eines Menschen wie Sheen«, antwortete Gorman. »Man hat mir gesagt, dass der Vorgang gerade dadurch erleichtert wurde, dass es nicht meine eigenen Erinnerungen waren. Hat sich für mich aber nicht leicht angefühlt.«
    Die Schmerzen ließen jetzt nach, und Übelkeit trat an ihre Stelle.