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Der eiserne Skorpion - Roman

Der eiserne Skorpion - Roman

Titel: Der eiserne Skorpion - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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ich – kenne. Er erfuhr von deiner Anwesenheit dort, und soweit ich gehört habe, konnte er in einen Einsatz eingreifen, an dem du beteiligt warst, ja? Wie auch immer ...«
    Cormac fühlte sich für einen Moment erheitert. Wie es schien, hatte die Drohne zumindest gelernt, sich diplomatisch auszudrücken, und war nicht im Detail auf diesen speziellen Einsatz eingegangen. Aber warum hatte sie überhaupt Verbindung zu seiner Mutter aufgenommen?
    »Du hast mir gesagt, du hättest von der Editierung deines Verstandes erfahren, als du mit einem Verstärker ausgestattet wurdest, aber ich kann nicht umhin, mich zu fragen, ob nicht das Auftauchen der Drohne dich dazu brachte, nachzudenken und – nachzuforschen.« Sie schüttelte den Kopf, und ihm fiel auf, dass Tränen in ihren Augen schimmerten.
    »Cormac, du befindest dich da draußen in der Nähe des Planeten Patience, wo der Hessick-Feldzug geführt wurde und dein Vater – ums Leben kam. Amistad konnte dir nie die Wahrheit übermitteln, also werde ich es ihm jetzt überlassen, das zu tun. Er möchte dir die Wahrheit dort, auf diesem Planeten erzählen. Ich bin sicher, dass du unter diesen Umständen einen Urlaubsantrag stellen kannst ... Als Anhang zu dieser Memodatei findest du eine Netzadresse, über die du die Drohne erreichst. Rufe Amistad einfach, und er wird dich auf Patience finden ... Und bitte verzeih mir!«
    Die Szene verschwand, und eine Sekunde lang schien es, als schwebte Cormac einfach in Schwärze und säße dabei immer noch in diesem Sessel. In diesem Augenblick spürte er ein Grauen vor den bevorstehenden Nachwirkungen. Dann lag er unvermittelt wieder flach auf dem Rücken, auf dem Operationstisch, und ein unsichtbarer Dolch hing über seiner Stirn. Wut stieg in ihm auf, und statt einfach dazuliegen und auf die Schmerzen und die Übelkeit zu warten, setzte er sich auf.
    Sobald sich die optischen Fäden gelöst hatten, diese Verbindung zu der Maschine, die ihn mit der falschen Erinnerung versorgt hatte, hob er die Hand und klappte die Abdeckung des Verstärkers zu, warf einen Seitenblick auf die Rolle mit Schmerzpflastern, schwenkte die Beine vom Tisch und stand auf. Schwindelgefühl und Übelkeit breiteten sich aus, aber er stand einfach nur da, atmete gleichmäßig und verbannte diese Nachwirkungen mit Willenskraft. Dann sah er in der Eingangsbox des Verstärkers nach und fand dort eine kleine Datei, die seiner Aufmerksamkeit harrte ... Es würde interessant sein zu sehen, was eine Kriegsdrohne auf ihrer Netsite anbot.
    »Interessant«, meinte Sadist.
    »Ach wirklich?«
    »Jedoch«, fuhr die KI fort, »ist es gar kein so großer Zufall, dass Patience einer unserer möglichen Zielplaneten ist. Leute, die in ECS-Ausbildung sind, werden im Allgemeinen hierhergebracht, denn hier wird die ECS nach wie vor am dringendsten benötigt, und außerdem ist es wichtig für angehende Soldaten, die Auswirkungen eines Krieges zu sehen. In der abschließenden Analyse ist es schließlich das, was zu verhindern der Sinn ihrer Ausbildung ist.«
    »Du predigst«, sagte Cormac.
    »Ist das so offenkundig?«
    »Ja.«
    »Und du planst noch immer, aus der ECS auszuscheiden?«
    »Das tue ich, wenn du dich schließlich überwinden kannst, mir mitzuteilen, was ich dazu tun muss.«
    »Ich fand es nötig, dass du zumindest eine Zeit der Abkühlung erlebst«, sagte Sadist. »Mir ist vollkommen klar, dass Creans Selbsttötung dich schwer getroffen hat.«
    Das war ihm wie der letzte Strohhalm vorgekommen, und Cormac hatte noch nie zuvor solche seelischen Schmerzen erfahren wie in diesem Augenblick, als alles in ihm hochkam: Carls Verrat und die Ermordung Yallows, die Verletzungen, die Cormac selbst erlitten hatte, und die Wirkung, die es auf ihn gehabt hatte, seine Möchtegernmörder zu töten, dann die Todesfälle von Gorman, Spencer, Travis und Crean, schließlich die Entdeckung, wie ihn die eigene Mutter verraten hatte. Er fühlte sich geschafft, innerlich zerbrochen, und natürlich war plausibel, dass dieser Schmerz reichte, seine Stellung in der ECS zu kündigen. Es war vollkommen verständlich, vollkommen, und trotzdem eine komplette Lüge. Er wusste als ECS-Soldat, dass er im Rahmen eines Befehls zum »Ausruhen und Erholen« bestimmte Dinge nicht tun konnte, Dinge, die auf Patience getan werden mussten. Und wie perfekt günstig, dass diese abschließende Memoladung ihm einen unbestreitbaren Grund lieferte, dorthin zu gehen.
    »Mein Entschluss zur Kündigung muss nicht auf

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