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Der eiserne Skorpion - Roman

Der eiserne Skorpion - Roman

Titel: Der eiserne Skorpion - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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zwischen den Häusern um. Keine Spur von dem Einheimischen, aber Carl war ein kleines Stück weit auf der Straße entfernt, wo er dahinschlenderte, als hätte er keine Sorge auf der Welt, was Cormac sehr merkwürdig erschien.
    »Geh du ihm nach«, sagte Yallow. »Ich nehme den Weg hinten herum.«
    Dort fand sie bessere Bedingungen vor – war es doch ihr liebster Zeitvertreib, in der Dunkelheit herumzuschleichen.
    Cormac sorgte dafür, dass er Carl auf der gebogenen Straße im Auge behielt, und sah schließlich, wie der andere plötzlich nach links zur Kaserne abbog. Das entsprechende Wegstück lag im Dunkeln, und so ging Cormac schneller, entdeckte aber keine Spur mehr von Carl, als er die Abzweigung erreichte.
    Plötzlich schien jemand aus dem Nichts aufzutauchen, um Cormac mit der Eleganz eines Balletttänzers die Beine wegzutreten, dann an ihm vorbeizugehen und sich hinzuhocken.
    »Carl ...«
    Carl zielte mit einer scheußlichen dicken kleinen Impulspistole auf Cormacs Kopf.
    »Ach Scheiße!«, sagte Carl, richtete sich plötzlich wieder auf und blickte sich forschend um. Aus der Dunkelheit heraus wurden Blitz und Krachen einer Geschosswaffe vernehmbar. Das Geräusch eines fleischigen Einschlags war zu hören, und Carl wurde nach hinten umgerissen.
    »Danke, Junge«, sagte eine Gestalt, die aus einer nahen Seitenstraße hervorkam.
    Cormac erstarrte einen Augenblick lang und bewegte sich dann auf den Eindringling zu.
    »Möchtest du auch eine abbekommen, Soldat?«, fragte der Mann und richtete den Stummellauf irgendeiner Waffe auf ihn. Carl hustete Blut – noch nicht tot. Vielleicht war dazu lediglich noch ein weiterer Schuss nötig ...
    Etwas prallte auf den Rücken des Mannes. Die Luft entfuhr ihm, und er stolperte. Cormac sah einen Stein, der dumpf am Boden aufschlug, ging dicht heran und trat dem Mann die Pistole aus der Hand. Als die Waffe durch das Gitter rutschte und in den Matsch fiel, näherte sich Cormac noch weiter, um mit dem Handballen zuzuschlagen, konnte dann jedoch dem Schwung eines Messers gerade noch ausweichen. Der Typ war schnell – an Zusammentreffen dieser Art gewöhnt –, und als Cormac die Haltung seines Gegners sah, wurde ihm klar, dass ein sichelförmiger Fußtritt, wie er ihn eben ausgeführt hatte, nicht noch einmal funktionieren würde.
    »Komm schon, Yallow!«, schrie Cormac.
    »Oh, ich bin doch da«, antwortete Yallow direkt hinter dem Mann.
    Erneut ertönte ein dumpfer Schlag, und der Mann wurde von den Beinen gerissen und krachte der Länge nach zu Boden. Cormac dachte, dass Yallow zugeschlagen hatte, aber als er sich umblickte, sah er, wie Carl seine Waffe senkte – sicherlich kein übliches Militärgerät und ganz gewiss nichts, das er hier hätte tragen sollen. Carl ließ die Waffe aufs Bodengitter fallen und verlor das Bewusstsein.
    »Wir müssen ihn ins Krankenhaus bringen«, sagte Cormac.
    »Ich habe schon ein Rettungsteam gerufen.« Yallow tippte an ihren Verstärker.
    Cormac hockte sich neben den Angreifer, tastete nach einem Puls und fand keinen. Dann entdeckte er das angekohlte Loch direkt über dem Herzen, drehte die Leiche um, starrte auf die faustgroße Höhle im Rücken und wusste, dass hier ein Impulsschuss mit geringer Energie abgefeuert worden war. Ein Impuls mit mehr Energie hätte ein perfektes Loch durch den Körper geschlagen; so etwas wie das hier erzeugte auf kurze Distanzen jedoch stärkere Verletzungen und führte eher zum Tod. Cormac stand auf und ging zu Carl hinüber.
    Yallow hatte inzwischen ihre Jacke zusammengefaltet und drückte sie auf Carls saugende Brustwunde. Cormac bückte sich, hob die Pistole auf, die Carl fallen gelassen hatte, und musterte sie. Die Waffe musste intern auf Schüsse mit geringer Energie eingestellt werden – wozu Carl absolut in der Lage war –, aber um das zu tun, hatte er damit rechnen müssen, diese Funktionsweise zu benötigen. Carl war hier in irgendetwas verwickelt, das war mal sicher.
    Wenig später erhellten blitzende Lichter die Nacht über ihnen, und eine Gravoambulanz landete. Drei Sanitäter stiegen aus, gefolgt von selbstgesteuerten Schwebetragen. Die Sanis schickten Cormac und Yallow weg und machten sich an die Arbeit, und wenig später lagen Carl und sein Gegner auf den Tragen und waren unterwegs zur Ambulanz. Und natürlich: Ehe Cormac und Yallow den Schauplatz verlassen konnten, sank ein weiteres Gravofahrzeug herab, und auf dessen Türen leuchtete das Emblem der ECS-Militärpolizei. Cormac fühlte sich

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