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Der eiserne Skorpion - Roman

Der eiserne Skorpion - Roman

Titel: Der eiserne Skorpion - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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mehr passiert, da Meecher gelernt hatte, diese Impulse, die seinen erwachenden Hormonen entstammten, besser zu beherrschen.
    Da das Ballspiel jetzt vorbei war, stieg Cormac auf ein nahes Klettergerüst und blickte sich um. Auf der anderen Straßenseite ragten dreistöckige Wohnhäuser mit Balkonen auf, die Dächer mit Solarzellen gedeckt, die Lücken zwischen den Blocks gefüllt von geschlossener Abfallkompostierung und -verbrennung sowie Pflanzen, die Wasser wiederaufbereiteten. Ein breiter, von Bäumen gesäumter Gehweg führte im Bogen zu einem großen Erlebnisbad, hinter dem die mehr als kilometerhohen Gebäude des Stadtzentrums emporragten. Der Blick in die andere Richtung zeigte Cormac die weitläufige Vorstadt, die, wie er wusste, bis zur Küste und darüber hinaus reichte, da sich dort eine Unterwasserstadt anschloss. Er blickte weiter in diese Richtung, bis etwas an ihm zu nagen begann und er sich schließlich wieder dem bogenförmigen Gehweg zuwandte.
    Auf den ersten Blick hin hatte es wie ein Auto ausgesehen, aber jetzt richtete es sich auf seinen vielen Beinen auf, wedelte mit den Antennen und schwenkte den Kopf von einer Seite zur anderen, als versuchte es, etwas zu wittern. Zwei grüne Peridotaugen wirkten blind. Das Ding war mit etwas ausgestattet, was an kurze Mandibeln erinnerte, aber sie dienten vermutlich nicht der Nahrungsaufnahme – sondern eher der Reinigung und Wartung der Partikelkanone und der beiden Raketenwerfer, die dort saßen, wo das Maul hätte sein müssen.
    Eine Kriegsdrohne!
    Das war doch sicher nicht dieselbe, die sie in Montana gesehen hatten? Ian Cormac war überzeugt, dass sie es war, und er war überzeugt, dass sie nach ihm suchte.
     
    Das Schiff ragte auf wie ein angelaufener Bronzeberg, während es langsam durch die Automatikplanierraupen freigelegt wurde, die verkohlte Erde und Gestein ringsherum abräumten. Ein Teil der geräumten Stellen war durch Zäune gesichert worden, aber die noch zu leistende Arbeit machte erforderlich, dass zahlreiche Zugangswege für die benötigten Geräte offen gelassen wurden – weshalb jetzt Moskito-Automatikgeschütze die Wachmannschaften ablösten, die ihre Stellungen auf den Abraumhalden ringsherum hatten.
    Vor einem tiefen Loch, das man in den Boden gegraben hatte – augenscheinlich war hier ein großer Laderaum geöffnet worden – ragte eine kleine Stadt aus Blasenhäusern auf. ECS-Personal, nicht alles in Uniformen, wimmelte wie Ameisen vor diesem Giganten.
    »Findet man immer noch Prador an Bord?«, fragte Yallow.
    »Bestimmt«, antwortete Olkennon. »Zu viele Verstecke, und die exotischen Metalle der Schiffskonstruktion gestalten eine effektive Sondierung schwierig.«
    »Wie konnten sie so lange überleben?«
    Olkennon warf ihr einen Blick zu. »Alte Vorräte, Kannibalismus und eine oder zwei andere Methoden. Sie sind primitiv – waren gerade erst aus den Eiern geschlüpft, als dieses Schiff abgestürzt ist.«
    »Es hat also Probleme gegeben?«, deutete Cormac an.
    »Zwei unserer Leute für das Reverse Engineering sind vor etwa einem Monat verschwunden. Wir haben ihre Knochen unterhalb einer Luke auf der anderen Schiffsseite gefunden. Und man hat Prador-Zweit- und -Drittkinder gesehen – normalerweise, wie sie jeweils davonliefen.«
    »Weshalb wir jetzt hier sind«, sagte Cormac.
    »Weshalb wir jetzt hier sind«, pflichtete ihm Olkennon in neutralem Ton bei.
    Cormac wusste nicht recht, ob er ihr glaubte. Seit die Automatikgeschütze in dem Gebiet aufgestellt wurden, das bislang die Soldaten bewacht hatten, war deren Versetzung unausweichlich geworden, aber Cormac hegte den Argwohn, dass diese Versetzung etwas mit Carl zu tun hatte und mit dem subtilen Verhör, dem Agent Spencer sie unterzogen hatte. Spencer hatte sich nach jeder Einzelheit der jüngsten Ereignisse erkundigt und nach vielen Details über ihre frühere Verbindung mit Carl. Dann hatte sie gelächelt und gewinkt und war gegangen – ohne eine Erklärung für die gestellten Fragen zu bieten. Cormac vermutete, dass Yallow und er als einfache Soldaten nichts zu erfahren brauchten.
    Nachdem sie aus dem Gravofahrzeug gestiegen waren, das sie neben dem Schiff abgesetzt hatte, folgten Yallow und Cormac Olkennon zu dem Lager aus Blasenbauten. Der Erdboden war orangefarben und durchsetzt mit kieselähnlichen Steinen und Stücken von etwas, das nach versteinertem Holz aussah. Cormac achtete auf solche Details, aber sein Blick schweifte immer wieder zum Pradorschiff ab. Manche

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