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Der eiserne Skorpion - Roman

Der eiserne Skorpion - Roman

Titel: Der eiserne Skorpion - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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zu trinken bekommen«, ergänzte Yallow nach einer peinlichen Pause.
    Die Stadt bestand wiederum aus Verbunderdekuppeln, der Schlamm zwischen ihnen überbrückt durch Plastongitter. Hier wimmelte es von Soldaten und von Einheimischen, die aus der teilweise zerstörten Stadt in der Nähe gekommen waren, um ihre Waren zu verkaufen. Etliche Esslokale hatten aufgemacht, dazu eine Auswahl an Kneipen, die schon an dem Ruf arbeiteten, nicht die idealen Etablissements zu sein, wenn man ein intaktes Gebiss behalten wollte. Das ECS-Kommando hätte dieses Treiben unterbinden können, fand aber, dass Möglichkeiten für die Soldaten, auch mal Dampf abzulassen, eine bessere Alternative zu verordneten Medikamenten und Zerebralbehandlungen bildeten. Darüber hinaus fand man hier viele Veteranen, die diesen altmodischen Ansatz bevorzugten. Sie vertraten den Standpunkt, dass man angeknackste Schädel und kaputte Knochen reparieren konnte, wohingegen Naivität tödlich sein konnte.
    Die erste Kuppel mit beleuchteter Fassade, die sie erreichten, nannte sich Krong’s. Cormac blickte auf das Schild und lächelte vor sich hin, da er sich an die Faszination erinnerte, die diese Persönlichkeit für ihn als Kind gehabt hatte. Anscheinend hatte Jebel Aus-Nächster-Nähe-Krong den Krieg überlebt und betrieb jetzt eine Lachsfarm auf einem abgelegenen Planeten, obwohl Cormac nicht sicher war, ob er an diese Geschichte glaubte.
    Er und Yallow betraten die rauchige Atmosphäre und blickten sich um. Das Lokal wurde allmählich voll, aber noch waren einige Tische frei, und so schnappte sich Yallow einen davon und setzte sich, wobei sie Cormac mit einem Wink zur Bar dirigierte. Er ging hinüber, schob sich durch das Gedränge dort, bestellte zwei Bier und nahm die Umgebung in Augenschein, während der Barkeeper, eine Spinne aus gebürstetem Aluminium, deren Gliedmaßen in dreifingrigen Händen zuliefen, die Getränke ausschenkte.
    Carl?
    Carl saß mit einigen Einheimischen an einem kleinen Tisch in einem fahler beleuchteten Winkel der Kneipe. Sie tranken und redeten, zeigten aber nicht die Lebhaftigkeit, wie sie an den Tischen ringsherum herrschte. Ihr Gespräch wirkte ernst, wurde geflüstert, aber vehement geführt. Sobald die beiden Bier vor ihm standen, nahm Cormac sie zur Hand, kehrte zu Yallow zurück und erzählte ihr, was er gesehen hatte.
    »Er ist aber schnell«, kommentierte sie. »Ich denke nicht, dass ich bislang mit einem Einheimischen auch nur geredet hätte.«
    »Die Leute dort sehen nicht fröhlich aus. Sollen wir hinübergehen?«
    »Nee. Wenn sie anfangen, ihn herumzuschubsen, wird sich das als charakterbildend für ihn erweisen.«
    So sah Yallows Einstellung zur Gewalt von jeher aus, aber andererseits würden nur wenige Menschen je robust genug sein, um sie herumzuschubsen. In der Ausbildung hatte er erlebt, wie sie einen der Ausbilder, einen Golem, auf die Matte legte – etwas, was nur einer von hundert Rekruten fertigbrachte. Als er dann wieder an ihre Bemerkung von eben denken musste, erinnerte sich Cormac daran, wie er selbst zum ersten Mal die Oberhand gegen den gleichen Ausbilder behalten hatte. Vielleicht nahm er die eigenen Leistungen zu leicht. Er runzelte die Stirn, nahm einen Schluck Bier und entschied, ein wachsames Auge auf jede Neigung zur Arroganz zu richten, die sich in ihm rührte. Dann trank er mehr, hielt so mit Yallow Schritt.
    Sie wechselten sich darin ab, an der Theke die nächste Runde zu holen, und Cormac hatte einen wohligen Schwips, als er sah, wie einer der Einheimischen aufstand und mit einem drohenden Finger auf Carl wies. Carl stand ebenfalls auf, blickte sich vorsichtig um und beugte sich dann vor, um etwas zu sagen. Der Mann versetzte ihm einen Rückhandschlag, und Carl steckte diesen ausdruckslos ein, wandte sich ab und ging weg. Cormac blickte ihm bis zur Tür nach, sah ihn hinausgehen und wurde dann Zeuge eines Streits an dem Tisch. Der Mann, der Carl geschlagen hatte, wandte sich unvermittelt ab und beeilte sich, ebenfalls die Tür zu erreichen, und es entging Cormacs Aufmerksamkeit nicht, dass er dabei die Haltung von etwas prüfte, das er unter der Jacke trug.
    »Ich denke, wir sollten lieber austrinken und einen Spaziergang machen«, sagte Yallow, die die Ereignisse anscheinend auch verfolgt hatte.
    Sie tranken ihr Bier aus, standen auf und gingen rasch zur Tür. Sobald sie draußen waren, blickten sie sich sorgfältig in der von Flutlampen erzeugten Helligkeit und in den tiefen Schatten

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