Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der eiserne Skorpion - Roman

Der eiserne Skorpion - Roman

Titel: Der eiserne Skorpion - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
»Erwachsenes« gesagt hatte.
    »Genau«, sagte sie.
    Er war nicht ganz sicher, was sie damit meinte, wie er auch nicht ganz sicher war, dass er begriff, was er selbst gerade gesagt hatte. Er zuckte die Achseln und zitierte etwas, was er kürzlich gelesen hatte: »Krieg ist die Hölle.« Und er widmete sich wieder seinem P-top.
    Aber Hannah war nicht bereit, es dabei bewenden zu lassen. »Ist es die Sache wert, einen Krieg zu gewinnen, wenn man dabei schlimmer wird als das, was man bekämpft?«
    Cormac dachte lange und intensiv darüber nach und antwortete dann: »Aber man kann wieder gut werden, was nicht mehr geht, wenn man tot ist.«
    »Du bist zu jung, um das zu Ende denken zu können«, sagte sie abschätzig.
    Cormac nahm den Saft zur Hand und trank einen Schluck, statt etwas darauf zu erwidern.
    Eine halbe Stunde später ging die Tür auf, und Dax spazierte herein, aufrechter und irgendwie solider wirkend als zuvor. Er lächelte, und obgleich er müde aussah, wirkte er nicht mehr so angespannt.
    »Das war es«, sagte er. »Der Krebs wurde entfernt.«
    Cormac meldete sich zu Wort. »Hat der Krebs nicht auch ein Recht zu leben?«
    Seine Mutter warf ihm einen giftigen Blick zu.
     
    Stadtstreife – genau die Art Job, die die KIs jemandem gaben, an dessen Loyalität sie zweifelten. Die Stadtstreife diente der Unterstützung der örtlichen Polizei, deren Personalstärke nicht annähernd ausreichte und die hart zu kämpfen hatte, um die zählebige organisierte Kriminalität in den Griff zu bekommen, die laut Agent Spencer kontinuierlich Geld in die Schatullen der Separatisten spülte. Die Unterstützung bestand allerdings nur darin, auf den Straßen Präsenz zu zeigen und bei den wenigen Anlässen, die es erforderlich machten, die militärische Ausbildung in die Waagschale zu werfen.
    »Man sollte denken, dass wir inzwischen nicht mehr verdächtigt werden«, sagte Yallow, die von ihren aktuellen Pflichten nicht im Mindesten begeistert war. »Wüsste ich nicht, dass er ohnehin die Gedankenfräse zu erwarten hat, würde ich es mit einem rostigen Messer selbst besorgen.« Von Carl war sie noch weniger begeistert.
    »Es ist eine statistische Erwägung«, sagte Cormac. »Die KI weiß vermutlich, dass wir nicht an seinen Machenschaften beteiligt waren, aber ein kleiner Zweifel reicht ihr, um uns lieber mit Aufgaben fern vom Schiff zu betrauen.« Er fügte hinzu: »Ich finde nicht, dass es besser wäre, dort Wache zu schieben, falls wir dafür gebraucht würden.«
    »Ja, schätze ich auch.«
    »Im Grunde haben wir hier eine größere Chance, etwas zu tun zu kriegen.«
    Yallow knurrte unverbindlich. Sie waren sechs Stunden lang Streife gegangen und jetzt unterwegs zum Treffpunkt mit ihrer Ablösung. Die einzige Aufregung in dieser Zeitspanne war der Anblick eines Säufers gewesen, der in einen Gulli kotzte und dann ohnmächtig wurde.
    Da sie Anfänger waren, bestand nur eine geringe Chance, dass sie etwas »zu tun«, bekamen, was nicht leicht beherrschbar war. Der Zwischenfall mit dem Prador an Bord des Schiffs war ein Ausreißer gewesen, wie er offenkundig nicht noch einmal passieren sollte, ehe sie nicht ausreichend Erfahrung gewonnen hatten. Das ärgerte Yallow, umso mehr, als Gerüchte von einem Aufstand dreihundert Kilometer weiter nördlich kursierten, von Schusswechseln in dem Skarchwald dort oben, von Aufklärung, von Such- und Zerstörungseinsätzen und von Waffenhändlern, die in jenem Gebiet tätig waren. Yallow wäre gern dabei gewesen, denn das war eine Umgebung, für die man sie ausgebildet hatte, und jetzt durfte sie nicht mal daran schnuppern. Stattdessen gingen sie beide hier auf fast leeren Straßen Streife, ohne die Vollmacht, Verdächtige zu durchsuchen, und hatten Befehl, sich bekannten Separatistenkneipen oder sonstigen Versammlungsorten fernzuhalten und nur zu reagieren, wenn entweder ein Zivilist oder die Ortspolizei um Hilfe baten.
    Cormac hätte Yallow so gern von seinem geheimen Einsatz erzählt – der Wunsch brannte in ihm, aber er wusste, falls er den Mund aufmachte, würden die Entlassungspapiere auf dem Fuße folgen, wahrscheinlich kurz nachdem Agent Spencer einen Stepptanz auf seinem Gesicht aufgeführt hätte. Vielleicht konnte er Yallow zur Teilnahme an künftigen Einsätzen verhelfen, vorausgesetzt, er wurde selbst zu solchen herangezogen. Die Chance erschien ihm gering – seit einiger Zeit hatte er keine Verbindung mehr zu Spencer, und Olkennon antwortete auf seine Fragen mit den

Weitere Kostenlose Bücher