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Der eiserne Skorpion - Roman

Der eiserne Skorpion - Roman

Titel: Der eiserne Skorpion - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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mich hergebracht?«
    »Weil du dir das Recht erworben hast, informiert zu werden.« Olkennon wirkte einen Augenblick lang verärgert. »Nach deinen jüngsten Leistungen sieht es danach aus, als wollte man dir die Chance anbieten, zum Agenten ausgebildet zu werden, und eine Szene dieser Art zu sehen gehört zur entsprechenden Ausbildung.«
    Cormac nickte und beförderte durch Schulterzucken den Gurt des Impulsgewehrs in eine festere Position. Er wusste nicht recht, was er dazu sagen sollte, und im Grunde glaubte er nicht, dass er für einen solchen Karrieresprung bereit war.
    »Geh jetzt zurück und tu dich wieder mit Yallow zusammen«, wies ihn Olkennon an. »Ob du ihr von all dem hier erzählst, ist deine Entscheidung.«
    Cormac drehte sich um und ging hinaus. Ihm summte der Kopf. Carl würde sich wahrscheinlich wieder den hiesigen Separatisten anschließen, und sobald das geschah, wussten diese Bescheid, dass er nicht sein Partner war. Von dem Zeitpunkt an war er ein Ziel und eine Gefahr für alle in seiner Umgebung. Deshalb flog man sie beide aus, und er vermutete nicht, dass Yallow allzu begeistert davon war.
    Innerhalb von fünf Minuten erreichte er die gemeinsame Unterkunft, gerade rechtzeitig, um auf Yallow zu stoßen, die zwei schwere Gepäckstücke nach draußen schleifte. Er ging ihr entgegen, stellte das Gewehr ab, während er sein Gepäck aufnahm, und hängte sich die Waffe dann erneut an die Schulter.
    »Hast du vor, mir zu erklären, was hier vor sich geht?«, fragte sie und wuchtete dabei den eigenen Rucksack hoch.
    Cormac stockte einen Augenblick lang. Wie sollte er das alles erläutern?
    »Olkennon hat mir gezeigt, wie Carl entkommen ist«, sagte er. »Er hat eine Ärztin umgebracht. Ich denke, sie hat mir das gezeigt, um deutlich zu machen, dass Carl ganz sicher nicht mein Freund ist. Ich denke, die KI hat dabei zugesehen – meine Reaktionen kontrolliert. Sie vertrauen mir nach wie vor nicht, weil ich mit Carl in dem Schützenloch saß.«
    Die Lügen gingen ihm so mühelos über die Lippen, und sie waren simpler als die Wahrheit. Vielleicht war er ja für die Ausbildung zum Agenten geschaffen.
    »Aber mich musste die KI nicht studieren?«
    »Ich habe keine Ahnung, Yallow. Ich bin keine KI«, sagte er. »Gehen wir.«
    Auf dem Weg zum Haupttransportdepot des Lagers war Yallow still und nachdenklich, und sie warf Cormac immer wieder Blicke zu, als hoffte sie, seiner Miene etwas entnehmen zu können. Er wahrte ein leicht verwirrtes und zorniges Gesicht, und nach einer Weile schien sie zu akzeptieren, was er ihr gesagt hatte.
    »Ich begreife immer noch nicht, warum wir fortgehen müssen«, sagte sie.
    »Vertrauen, denke ich«, sagte Cormac. »Ich vermute, sie können sich nicht erlauben, uns auf einem Planeten Vertrauen zu schenken, wo Separatisten derart aktiv sind.« Er blickte sie an. »Oder genauer gesagt, können sie mir nicht vertrauen – und du wirst einfach mit weggeschickt. Tut mir leid für dich.«
    Yallow schnitt eine Grimasse.
    Der Hydrovan, der langsam an ihnen vorbeiflog, war kein besonders seltener Anblick. Es handelte sich um eines der langweiligen grün und beige gefärbten Fahrzeuge, die ECS-Ausrüstung beförderten. Es wurde vor ihnen langsamer, fuhr an die Seite und stoppte, und die Hecktür ging einen Spalt weit auf.
    Von dem Fahrzeug ging ein stotterndes Prasseln aus, das Cormac einen Augenblick lang auf den Auspuff zurückführte, aber Yallow verschwand einfach aus der Peripherie seines Blickfelds. Er drehte sich um und sah, wie sie mit schlaffen Gliedmaßen der Länge nach am Boden aufschlug. Ihre Uniform wirkte unordentlich – zerfetzt und ausgefranst; dann stieß Yallow ein seltsames Ächzen aus, und das Blut floss. Scheinbar wie in Zeitlupe drückte Cormac die Schnellfreigabe seines Tornisters, warf sich zur Seite und nahm das Impulsgewehr von der Schulter. Er schlug mit der Schulter am Boden auf, rollte sich ab, wobei er sich die Waffe an die Brust drückte, kam wieder hoch, das Gewehr jetzt an der Schulter, und feuerte in die Rückseite des Vans. Die Impulse aus ionisiertem Aluminium zogen eine punktierte Linie über die Hecktüren. Etwas prallte vor seinen Füßen auf und detonierte krachend; unter der Druckwelle stolperte er rückwärts. Rings um ihn explodierten Dinge in der Luft und jagten so etwas wie Nadeln in die freiliegenden Hautstellen. Er landete mit einer Hand auf dem Boden und schüttelte sich, versuchte sich wieder hochzustemmen und weiterzukämpfen, bekam

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