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Der eiserne Skorpion - Roman

Der eiserne Skorpion - Roman

Titel: Der eiserne Skorpion - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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und Carl ins Freie. Ein kurzer Blick unter der Hutkrempe hervor bestätigte die Angabe vom bewölkten Himmel, sodass kaum eine Möglichkeit bestand, von dort oben entdeckt zu werden. Sie wandten sich nach links; dort parkte eine große alte Hydrolimousine gegenüber dem Ausgang der Gasse. Dahinter erblickte Cormac den oberen Teil einer eingerüsteten Statue und wusste somit, dass er sich hier nicht weit von der Stelle befand, wo er Samara zum ersten Mal begegnet war. Ein Blick nach rechts zeigte ihm, dass die Gasse dort noch zehn Meter weiter führte und in unkrauterstickten Ruinen mündete. Er hätte zwar losrennen können, bezweifelte aber, dass er weiter als drei Meter gekommen wäre, ehe ihn jemand niederriss.
    Carl legte den Kasten in den Kofferraum der Limousine und ging um das Fahrzeug herum, um einzusteigen. Erst aus größerer Nähe erkannte Cormac, dass Sheen die Fahrerin war. Pramer stieg neben ihr ein, wohingegen Samara sich hinten zu Carl setzte. Dort standen sich zwei Sitzbänke gegenüber. Skyril gab Cormac mit einem Wink zu verstehen, er möge als Nächster einsteigen, und folgte ihm.
    »Rücke dichter an die Tür«, wies Skyril Cormac an und zielte mit der Flakpistole auf dessen Beine.
    Der Mann hatte nicht vor, seinen Fehler von neulich zu wiederholen und sich ganz dicht neben Cormac zu setzen.
    Mit dem jaulenden Unterton einer nicht ausbalancierten Turbine fuhr die Limousine los. Cormac beschloss, sich so gut wie möglich zu entspannen, da er zurzeit nicht in der Verfassung für einen Fluchtversuch war. Er hatte die volle Wucht einer Neurotoxin-Betäubungsgranate abbekommen und brachte somit inzwischen jedes Mitgefühl für den ECS-Agenten auf, den er zuvor mit einer Pepperpot-Betäubungspistole niedergeschossen hatte, die das gleiche Toxin benutzte. Ohne Behandlung dauerte es anscheinend sechzehn Stunden, bis das Toxin aus dem Blut ausgeschieden wurde. Mittlere Funktionsfähigkeit kehrte, wie der Kampflehrer einmal Cormacs Klasse erklärt hatte, innerhalb von zwei Stunden zurück. Falls keine andere Möglichkeit bestand, sollte man Vitaminpräparate einnehmen und viel Wasser trinken.
    »Habt ihr hier was zu trinken?«, fragte er.
    Carl grinste ihn an. »Möchtest du auch ein paar Vitamine haben?«
    Cormac wandte sich ab und blickte zum Fenster hinaus. Einen Augenblick später fragte er: »Warst du es, der Yallow umgebracht hat?«
    »Sicherlich«, sagte Carl. »Diese Frau war mein persönlicher Fluch, seit ich vor drei Jahren die Grundausbildung begann.«
    Die frustrierte Wut, die in Cormac aufstieg, war fast unerträglich, und er wusste, dass es daran lag und keine Nachwirkung der Betäubung war, dass ihm jetzt übel wurde. Er hätte sich am liebsten auf Carl gestürzt, aber da er vermutete, dass es Carl gern gesehen hätte, beherrschte er seinen Zorn und bemühte sich, ihn in Eis zu verwandeln.
    »Verständlich.« Er nickte. »Sie hat dich im Nahkampf regelrecht angepinkelt und war, ungeachtet all deiner Beteuerungen, der bessere Schütze.«
    Carls Grinsen hatte Bestand, verlor jedoch an Aufrichtigkeit. Einen Augenblick später verschränkte er die Arme, wandte sich ab und blickte zum Fenster hinaus. Samara griff unter ihren Sitz, holte eine Spritzflasche Würzsaft hervor und warf sie Cormac zu. Carl blickte zurück und machte finstere Miene dazu, wobei seine Augen auf Samara ruhten, aber einen Moment später zuckte er die Achseln und widmete seine Aufmerksamkeit wieder der vorbeiziehenden Szenerie. Cormac bemühte sich, seine Übelkeit zu beherrschen, trank die gesamte Flasche aus und legte sie auf den Platz neben sich, wo Skyril sie an sich nahm und hinter sich rammte. Dabei hätte sie als dünnes Stück Plastik keinen Nutzen als Waffe gehabt.
    »Danke«, sagte Cormac zu Samara.
    »Du wirst noch deine ganze Kraft brauchen«, sagte sie unwirsch.
    Cormac verschränkte die Arme, machte es sich so bequem wie möglich, starrte Carl an und versuchte aus ihm schlau zu werden.
    »Wie alt bist du?«, fragte er.
    »Ich habe schon Grünschnäbel von ECS-Soldaten umgebracht, ehe du in den Hoden deines Vaters aufgetaucht bist.« Carl sah ihn an. »Das heißt, wenn du bist, was du zu sein scheinst.«
    Das klang völlig unpassend aus dem Mund des Rekruten, den Cormac mehr als zwei Jahre lang gekannt hatte, so unpassend von jemandem, den er als Gleichaltrigen einschätzte. Er versuchte, auf eine weitere Frage zu kommen, die er ihm stellen konnte, aber es war fast so, als hätte der Saft, den er gerade

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