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Der eiserne Skorpion - Roman

Der eiserne Skorpion - Roman

Titel: Der eiserne Skorpion - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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dem Fahrzeug weg, das er benutzt hatte. Es zitterte, fuhr aber weiter. Reines Glück, das kein Treffer unter dem Beifahrersitz erfolgt war, denn die Kabine erinnerte jetzt an einen Pfefferstreuer. Das feindliche Fahrzeug wurde langsamer. Ein zweiter Geschosshagel prasselte auf Cormacs Wagen ein, aber dieser explodierte noch immer nicht und fuhr immer noch weiter. Das andere Fahrzeug drehte plötzlich und hielt an. Cormacs Wagen fuhr weiter und kippte auf die Seite, wobei sich die Räder nach wie vor drehten. Dann ging unvermittelt etwas darin kaputt, und es bebte noch ein wenig und wurde still.
    Drei mit Impulsgewehren bewaffnete Soldaten drängten ins Freie. Cormac bemerkte, dass nur der Fahrer im Wagen sitzen blieb, und ging also davon aus, dass Carl und eine weitere Person dort zurückgeblieben waren, woher das Fahrzeug kam. Die Soldaten sorgten sich erkennbar nicht um irgendjemanden, der womöglich noch in Cormacs AGW saß – und wozu auch? Jede Person darin wäre längst zu Brei zerschossen. Einer stieg hinauf, kämpfte ein wenig mit der Tür und konnte sie öffnen, und sie kippte aus den Angeln und stürzte herab.
    ... siebzig, neunundsechzig ...
    Verdammt, er lag eine Minute daneben!
    Der Mann sprang wieder auf die Erde hinab und wandte sich an seine Kameraden. Er sagte etwas und deutete dann auf den umstehenden Wald.
    Scheiße!
    Licht flammte in der zerstörten Fahrgastzelle auf, und dann verschwand das Fahrzeug einfach mit einem rauen Donnern. Objekte zischten durch die Skarchbäume der Umgebung, rissen dicke trockene Blätter ab und erzeugten staubige Explosionen faseriger Brocken. Eine Wolke öligen Rauchs behinderte die Sicht. Im Zentrum der Wolke brannte ein rotes Feuer, und jemand brüllte. Cormac vermutete, dass er beim Countdown zu langsam gezählt hatte. Er kam aus der Deckung, starrte einen Augenblick lang auf einen Schraubenschlüssel, der in dem toten Stamm steckte, hinter dem er gehockt hatte, und trabte auf die Verwüstung zu. Die wachsende Brandhitze trieb den Qualm in größere Höhe, aber von den drei Soldaten war nichts mehr zu sehen. Cormac wurde langsamer, bis er im Schritttempo ging, und musterte vorsichtig die Umgebung. Dann sah er an der ihm zugewandten Seite eines Skarchbaums Fleisch- und Kleidungsfetzen kleben, und nicht weit davon lag ein qualmender Stiefel, so als bildete hier ein Comiczeichner die Folgen einer Explosion ab, nur dass in diesem Stiefel noch ein Fuß steckte. Cormac trat auf ein Stück Eingeweide, das sich unter dem nackten Fuß warm anfühlte, und vermutete, dass nur eine wirklich präzise Suche noch alle Überreste finden würde.
    Das Brüllen ging jetzt zu einem qualvollen Keuchen zurück. Es kam aus der Kabine des anderen AGW, der jetzt auch brannte. Cormac zielte mit seiner Doppelwaffe auf die Stelle, wo der Fahrer sein musste, und schoss. Eine Doppellinie aus Impulsfeuer zuckte zu der Fahrgastzelle hinüber, schlug Löcher durchs Metall und jagte brennende Trümmer in alle Richtungen. Das Stöhnen verstummte. Cormac ging weiter und trabte wieder los.
    Vier böse Buben waren ausgeschaltet, aber Carl und der andere hatten jetzt vierhundert Meter voraus jede Menge Vorwarnung. Cormac trabte in gleichmäßigem Tempo weiter und folgte der Spur ihres AGW. Schließlich musste er einen Hang hinauflaufen, der mit totem Gestrüpp aus gewundenen Ästen übersät war, brüchig und flachgedrückt. Dort wurde er langsamer, denn er wusste, dass er kurz vor dem Ziel war, senkte sich auf den Bauch und kroch weiter. Als er schließlich auf dem Kamm eintraf, konnte er zwischen den Skarchbäumen hindurch die Ruine eines kleinen Kompositkuppelhauses erkennen, aber keinerlei Personen ausmachen. Er hätte jetzt langsam und vorsichtig dorthinunterkriechen sollen, fühlte sich dazu aber körperlich nicht in der Lage. Er holte einen der beiden Sprengkörper aus der Werkzeugtasche, stellte den Timer auf zehn Minuten, drückte die Zündtaste und schob das Ding ins Gebüsch vor ihm. Dann kroch er zurück, bis die Ruine außer Sicht war, stand auf und lief nach links, wo die Bodenwelle, auf der er sich befand, zur Ruine hin abfiel. Das war die unpraktische Lösung, denn die beste taktische Position hätte er gehabt, wäre er von höherem Gelände weiter rechts gekommen.
    Im Laufen fluchte er über die trockenen Skarchabfälle am Boden, da sie es fast unmöglich machten, lautlos zu laufen. Bald war er auf einer Höhe mit der Ruine, konnte sie aber durch die Bäume noch nicht sehen. Er hockte

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