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Der eiserne Skorpion - Roman

Der eiserne Skorpion - Roman

Titel: Der eiserne Skorpion - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Spartasoldat zu werden, war es Pflicht, ein solches Gerät zu tragen.
    »Ich habe jedoch genügend Mittel, um mir etwas Moderneres zu leisten«, wandte Cormac ein. Ihm gefiel die Idee nach wie vor nicht, kein bisschen, aber wenn er schon einen Verstärker tragen musste, dann wollte er den besten haben, den er kriegen konnte.
    »Ich gebe diesen Rat jedes Mal«, sagte der Arzt, »und meistens wird er ignoriert.«
    »Dann erklären Sie mir, warum Sie ihn überhaupt geben.«
    »Sie wissen, dass der Verstärker in Ihrem Kopf synaptische Verbindungen durch Nanofasern herstellt?«
    »Wer weiß das nicht?«
    Der Mann verzog das Gesicht. »Sie wären überrascht, wie viele das sind, aber wie dem auch sei – bis vor wenigen Jahren war es nicht möglich, diese Faserverbindungen wieder zu trennen oder die Fasern ganz aus dem Schädel zu entfernen. Man kann natürlich den eigentlichen Verstärker entfernen, aber die Fasern bleiben an Ort und Stelle. Sie schaden nicht – na ja, nicht viel jedenfalls. Es bedeutet auch, dass man nur den eigentlichen Verstärker selbst aufbessern kann, nicht die Fasern.«
    »Das ist doch sicher ein Grund, sich den besten zu besorgen, den man bekommen kann?«, deutete Cormac an.
    »Könnte man denken, aber nein.« Der Arzt seufzte und suchte offensichtlich nach dem besten Weg, diesem dummen Soldaten etwas so Kompliziertes zu erklären. »Heute sind gerade mal die ersten Verfahren einsetzbar, um die Fasern zu extrahieren, und die Entwicklung der Verstärkertechnik verläuft derweil sehr schnell. Innerhalb eines Jahres wird man einen Verstärker wie diesen hier vollständig entfernen können – allerdings wird das nicht bei einem der höher entwickelten Geräte möglich sein, die man derzeit erhält.«
    »Ja«, sagte Cormac und wusste nicht so richtig, worauf der Mann hinauswollte.
    »Was ich sagen möchte: Für militärische Zwecke ist der Standardverstärker mehr als ausreichend. Sie brauchen keine komplexen Datenmodelle zu entwickeln oder einen Angriffsplan für eine ganze Armee, und ich vermute mal, dass Sie auch keine genetische Forschung betreiben oder Studien der Subraummechanik?«
    »Nein«, sagte Cormac und verstand ihn noch immer nicht.
    »Na ja«, sagte der Arzt, »worauf ich hinauswill: Falls Sie einen der moderneren Verstärker nehmen, ist er innerhalb weniger Monate überholt, und Sie können ihn nicht mehr austauschen. Falls Sie diesen Verstärker hier nehmen, kann man ihn wieder vollständig entfernen, sobald Sie nach einiger Zeit der Verstärkernutzung entschieden haben, welche Anforderungen Sie haben und welchen Verstärker Sie dann möchten. Verstehen Sie?«
    »Ja, ich verstehe«, antwortete Cormac, aber was seine Entscheidung wirklich trug, war dieses »kann man ihn wieder vollständig entfernen«, denn ihm gefiel die Idee dieser Dinger nach wie vor nicht. »Nur zu, rüsten Sie mich mit dem da aus.«
    »Wie Sie möchten.« Der Arzt deutete auf den Operationstisch.
    Cormac setzte sich darauf, schwang die Beine herauf und legte sich hin. Sein Hals ruhte in einer v-förmigen Stütze, wobei sein Kopf über das Tischende hinausragte. Mehrere Klammern warteten dort darauf, an ihm befestigt zu werden. Der Arzt schloss sie schnell, tat einen Schritt rückwärts und schwenkte den Autodok über Cormacs Gesicht.
    »Ich habe Ihre Krankendatei abgespeichert«, sagte er, »aber ich möchte erst noch diese Editierung bestätigt haben.«
    Editierung?
    Die Unterseite des Autodoks bot einen albtraumhaften Anblick – als blickte man auf den Bauch einer Assel aus Chrom und Glas.
    »Schließen Sie die Augen.« Cormac tat es und spürte, wie ein grelles, heißes Licht von der Stirn bis zum Kinn über sein Gesicht wanderte. »Okay, das wäre geschafft.«
    Cormac öffnete die Augen. »Editierung?«
    »Ja«, sagte der Arzt nachdenklich und studierte wahrscheinlich gleichzeitig die Ergebnisse der Sondierung. »Offenkundig wurde sie vorgenommen, als Sie noch ein Kind waren, was mir ziemlich drastisch erscheint, aber andererseits war das im Krieg auch kein ungewöhnlicher Vorgang.«
    Jetzt streckte der Autodok neben Cormacs Gesicht eines seiner vielen Instrumente aus. Etwas stach Cormac in die Schädelbasis, und sein Kopf verwandelte sich sofort in totes Gestein. Der Blick folgte einem dunklen Tunnel, und das Gehör schien Geräusche nur noch aus der Ferne heranzutragen, beides von der Realität abgeschieden. Er konnte nicht mehr reden, keine Fragen mehr stellen, aber was sollte ihm dieser Mann auch noch

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