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Der eiserne Skorpion - Roman

Der eiserne Skorpion - Roman

Titel: Der eiserne Skorpion - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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dir?«
    Cormac hatte nicht die geringste Ahnung, wovon sie redete. Er starrte sie einfach nur an und wusste nicht, wie er das unheimliche Déjà vu ausdrücken sollte, das er gerade hatte – die Empfindung, Erlebtes noch einmal zu durchleben, und der Verdruss, weil die Erinnerung nicht zur Realität passte. Hannah zog einen Memotab aus der Seite des Laptops, steckte den Tab in die Hemdtasche, schob den Computer in die Tragetasche zurück und hängte sich diese an einem Gurt über die Schulter. Cormac starrte sie weiter an, während irgendetwas in seinem Kopf versuchte, zu einem Verständnis zu gelangen. Dann wurde ihm unvermittelt klar, dass Erinnerung auf Realität folgte und dieser nicht vorausging. Sie waren nicht mit Dax hier – das lag in der Vergangenheit, und Dax war jetzt viele Lichtjahre entfernt auf einem Planeten, der Cheyne III hieß.
    »Was?«, fragte er und setzte nach langer Unterbrechung hinzu: »Was ist passiert?«
    Hannah stand auf, schloss die Hand um seine und zog ihn auf die Beine. Er fühlte sich ein bisschen wackelig auf den Beinen und wurde sich darüber klar, dass er geschlafen haben musste oder so was.
    »Du hast dich matt gefühlt«, erklärte sie, »und hier bot sich die am nächsten liegende Gelegenheit, dich hinzusetzen.« Sie betraten den Zwischengang und machten sich auf den Weg zum Ausgang. »Am besten lasse ich dich mal untersuchen«, setzte Hannah hinzu, »obwohl es wahrscheinlich an der Aufregung der letzten paar Tage liegt.«
    Cormac bekam die Dinge im Kopf nach wie vor nicht sortiert. Sie hatten Dax an der Runcible-Station Paris verabschiedet und waren mit der Magnetbahn nach Tritonia zurückgekehrt, aber er wusste nicht, ob sie schon das Hotel Watts aufgesucht hatten oder noch auf dem Weg dorthin waren.
    Sie traten auf die Straße hinaus, wo sich seine Mutter sorgfältig umsah, ehe sie ihn Richtung Watts hinter sich her zog. Ja, jetzt fiel es ihm wieder ein. Sie waren erst ins Hotel gegangen, um sich zu waschen und umzuziehen, ehe sie ausgegangen waren, um ein Restaurant am Ort auszuprobieren. Er wusste nicht mehr, ob sie gegessen hatten. Er hatte eindeutig das Gefühl, dass dies nicht geschehen war.
    »Wollten wir nicht etwas essen?«, fragte er.
    Hannah blieb plötzlich stehen und blickte zu ihm herab. »Fühlst du dich dafür fit? Ich hatte gedacht, es wäre besser, wenn wir erst ins Hotel zurückkehren und uns ausruhen ...«
    »Ich habe Hunger!«, beklagte er sich.
    Sie lächelte geheimnisvoll, und sie kehrten um und gingen in Gegenrichtung weiter. Innerhalb weniger Minuten trafen sie vor einem Restaurant ein, wo sich Tische und Stühle durch die Torbögen auf die Straße hinaus ergossen. Und klar doch, entsprechend der Lage wurden hier Meeresfrüchte serviert. Die beweglichen holografischen Schilder über den Torbögen bildeten einen Krebs mit einer großen Schusswaffe in einer Klaue ab, der in der Gegend herumballerte. Der Waffe ging dann offenkundig die Munition aus, und jetzt wich der Krebs vor dem Menschen zurück, der ins Blickfeld trat – Jebel Aus-nächster-Nähe-Krong – und mit einer Impulspistole in einer Hand und einer Mine in der anderen vorrückte. Der Krebs wich schließlich über eine Planke zurück, die ihn über einen Kochtopf voll mit kochendem Wasser führte, wo er hineinfiel, als Krong auf das andere Ende der Planke sprang.
    Cormac war gebannt; er mochte dieses Lokal sofort.
    Sie setzten sich an einen der Außentische, und ein Metallhaut-Androide mit einem Kopf wie eine Platinameise trat auf sie zu. Cormac traf sofort seine Auswahl aus dem Menü, und der Androide sagte: »Gute Wahl.« Dann wandte er sich an Hannah. »Auch für Sie Krabbensalat, Madam?«
     
    Cormac justierte seine Nachtsichtbrille und blickte sich kurz um, und er registrierte beeindruckt, wie gut sie funktionierte – er nahm die Umgebung kaum anders wahr, als er es bei Tage getan hatte. War das womöglich ein Nachteil? Nutzte er die Möglichkeiten der Dunkelheit, sich zu tarnen, vielleicht zu wenig, weil er ihrer weniger stark bewusst war? Andererseits war es vielleicht keine so tolle Idee, allzu selbstzufrieden alle seine Feinde für blind zu halten, denn jeder von ihnen konnte eine ähnliche Brille tragen. Trotzdem stellte er die Brille jetzt so ein, dass die Umgebung eine unnatürliche Färbung zeigte, als Erinnerung daran, dass nicht Tag war; dann widmete er sich wieder seinen Kameraden. Derzeit war nicht viel von ihnen zu sehen, denn wie Cormac trugen sie

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