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Der eiserne Thron

Der eiserne Thron

Titel: Der eiserne Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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sich weiter durch die Hitze, kroch auf
Händen und Knien voran, die aus einer einzigen feurigen,
schmerzenden Masse zu bestehen schienen. Hazel konnte den
Gestank ihres verbrennenden Fleisches riechen. Tränen rannen über ihre Wangen, genausosehr aus Frustration wie wegen der Schmerzen, und sie verdunsteten, noch bevor sie an
ihrem Hals ankommen konnten.
Dann war sie hindurch. Die Hitze blieb hinter ihr zurück
wie ein brennendes Tuch. Sie hatte es geschafft. Hazel war in
dem offenen Korridor auf der anderen Seite angekommen.
Die kühle Luft erschien ihr wie ein Segen. Sie erhob sich
taumelnd auf die Beine und biß wegen der Schmerzen in
Händen und Knien die Zähne zusammen. Ihre Hosen waren
durchgesengt, und die geschwärzten Lappen an ihren Händen
fielen auseinander, als sie versuchte, sie abzuwickeln. Hazel
stolperte weiter, wagte nicht, auf ihre Hände zu blicken, und
versuchte genügend Kraft zu sammeln, um weiterzueilen. Sie
hatte keine Ahnung, wieviel Zeit ihr noch bleiben würde. Der
Kampf mit der glühenden Röhre schien eine Ewigkeit gedauert zu haben.
Inzwischen war fast die gesamte Beleuchtung ausgefallen.
Der Korridor lag dunkel und hallte von Hazels Schritten wider. Der Geruch von Rauch lag schwer in der Luft. Hazel
zwang sich weiterzugehen. Manchmal mußte sie den richtigen
Weg erraten, aber schließlich erreichte sie die Rettungskapseln doch. Sie lagen ruhig in ihren Verankerungen, als hätten
sie alle Zeit der Welt. Hazel blieb stehen und starrte einen
Augenblick wie betäubt auf das Bild vor ihren Augen. Sie
hatte alle Kraft gebraucht, um hierher zu gelangen, und jetzt
schien es, als hätte sie keine mehr übrig, um noch irgend etwas anderes zu machen. Eine Reihe von Explosionen erschütterte das Schiff und brachte sie wieder zu Besinnung. Hazel
stolperte zur nächstgelegenen Kapsel und hämmerte mit ihrer
geschwärzten Faust auf den Aktivierungsknopf. Die Tür glitt
mit einer Langsamkeit zur Seite, die Hazel fast den Verstand
raubte; dann fuhren die Systeme hoch, und das Innere der
Kapsel erhellte sich. Hazel kletterte hinein und ließ sich mit
einem Gefühl von Erleichterung in das Haltenetz sinken. Es
tat so gut, nicht mehr auf den eigenen Beinen stehen zu müssen. Hinter ihr schloß sich zischend das Schott, und der Luftdruck erhöhte sich. Hazel schluckte, und in ihren Ohren
knackte es.
Die Kabine der Kapsel war kaum dreieinhalb Meter lang
und bot gerade genügend Platz für zwei Passagiere. Hazel
kam der halb amüsierte Gedanke, daß die Kabine ziemlich
viel Ähnlichkeit mit einem Sarg besaß. Ein passendes Schicksal für einen Möchtergern-Grabräuber. Sie schob den Gedanken beiseite und zwang ihre schmerzenden, verbrannten und
steifen Finger zur Eingabe der Reihe von Kommandos, die die
Kapsel aus der Scherbe stoßen würden. Dann schnallte sie
sich in Erwartung der Beschleunigung an … bis ihr allmählich
dämmerte, daß nichts geschah.
Hazel ging die Startsequenz erneut durch und schrie laut
wegen der Schmerzen in den Händen, doch die Kapsel reagierte nicht. Panik flackerte in ihr auf. Plötzlich schien der
beengte Raum in der Rettungskapsel unerträglich. Hazel begann, sich aus dem Haltenetz zu befreien, und nur eine bewußte Willensanstrengung ließ sie in ihren Bemühungen innehalten. Es machte keinen Sinn, die Kapsel zu verlassen. Die Scherbe war bereits so gut wie tot, und Hazels einzige Hoffnung bestand darin, die Kapsel zu starten. Die Panik versiegte
so rasch, wie sie gekommen war, als Hazel das Problem logisch anging. Die Kapsel arbeitete einwandfrei, ansonsten
hätte sie Fehlermeldungen auf dem Schirm erhalten müssen.
Und das bedeutete, daß das Problem draußen lag. Im Startsystem. Einem System, das durch die KI kontrolliert wurde …
Hannah!
Hazel schaltete sich über ihr Implantat zur KI durch, aber
niemand antwortete. Das Schweigen war irgendwie noch beängstigender als das Gebrabbel vorhin. Hazel rief erneut. Irgend jemand hörte zu, sie konnte es beinahe spüren. Als
schließlich die Antwort kam, klang es wie ein leises nächtliches Flüstern. Als käme das Geräusch aus einer unmöglichen
Entfernung.
»Hazel, alles fühlt sich so falsch an. Teile von mir sind verschwunden, und ich kann sie nicht finden. Ich kann nicht klar
denken. Schatten legen sich über mein Gedächtnis, und sie
wachsen immer weiter. Hilf mir, Hazel! Bitte, hilf mir! Mach,
daß die Schatten weggehen … es ist so kalt hier drin, und ich
habe Angst

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