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Der eiserne Thron

Der eiserne Thron

Titel: Der eiserne Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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mit
den Windteppichen und jahrhundertealten Holos um. Jede
moderne Annehmlichkeit war vorhanden, in Griff- oder Rufweite, aber fachmännisch hinter der traditionellen Ausstattung
verborgen. Die Festung war seit unzähligen Generationen die
Heimat des Todtsteltzer-Clans, und sie hatte all ihren verschiedenen Zwecken mit gelassener Effizienz gedient. Als
Owen die Lordschaft von Virimonde gekauft hatte, hatte er
das alte Gemäuer Stein für Stein abtragen und nach Virimonde verschiffen lassen, wo es mit erstaunlicher Geschwindigkeit
von einer ganzen Armee fanatischer Experten wieder aufgebaut worden war. Solche Dinge konnte man sich eben erlauben, wenn man ein Lord war. Die Festung gehörte ihm, wo
immer er auch entschied, Wurzeln zu schlagen. Das einzige,
was von Owen verlangt wurde, war die Sorge um ihre Erhaltung, und daß er sie in Ehren für zukünftige Generationen
bereithielt. Vorausgesetzt, er käme jemals zum Heiraten und
zur Produktion einer weiteren Generation. Seine Mätresse war
eine äußerst erbauliche Gespielin, aber nicht die Art von Person, die man heiratete. Als Oberhaupt einer der ältesten Familien des Imperiums hatte Owen die Pflicht, jemanden seines
eigenen Standes und Ansehens zu heiraten. Und das würde er
auch. Irgendwann.
    Nachdenklich betrachtete Owen das riesige Holo an der
Wand gegenüber seinem Bett, das den Ersten Todtsteltzer in
all seiner furchterregenden Pracht und Würde zeigte. Oberster
Krieger des Imperiums und Gründer des Clans, der noch immer seinen Namen trug. Er wirkte ein wenig rauhbeinig in
seinen dicken Pelzen und dem Kettenhemd, waffenstarrend
und mit nach Söldnerart kahlgeschorenem Vorderschädel,
aber es brauchte nicht viel an Einbildungskraft, damit aus seiner kriegerischen Arroganz die Vornehmheit eines Lords
wurde. Der Familiengeschichte zufolge war er der größte
Kämpfer seiner Epoche gewesen, einstimmig zum Obersten
Krieger gewählt und durch Volksentscheid in die Peerswürde
erhoben. Ein harter Mann, egal unter welchem Gesichtspunkt
man es auch betrachtete, und ein ziemlicher Bastard – aber
das war genau die Mischung, die das Volk an seinen Helden
liebte. Sein Schwert hatte auf mehr als hundert Welten Blut
geschmeckt, und er war keiner Auseinandersetzung und keinem Krieg aus dem Weg gegangen.
    Und er war Herr und Schöpfer des Projektors, der die Dunkelwüste geschaffen hatte; in einem einzigen Augenblick hatte er Tausende von Sonnen abgeschaltet und ihre Planeten
alleine durch die endlose Nacht treibend zurückgelassen. Die
Dunkelwüste. Niemand außerhalb der Familie sprach mehr
darüber.
    Eine Schande, wie der Erste Todtsteltzer schließlich geendet
hatte – aber so war eben die Politik. Sein Sohn hatte anschließend den Posten des obersten Kriegers des Imperiums übernommen, und die Dinge waren einfach so weitergelaufen, wie
sie sollten. Owen dachte oberflächlich darüber nach, was der
alte Mann mit seinem letzten Nachkommen angestellt hätte.
Wahrscheinlich hätte er Owen bereits beim geringsten Anzeichen einer intellektuellen Tendenz einschläfern lassen. Owen
war das verdammt egal. Er hatte immer gewußt, daß er ein
Mann der Feder und nicht des Schwertes war. Sicher, er hatte
eine anständige Ausbildung in allen martialischen Künsten
erhalten, wie es seinem Rang und seiner Abstammung geziemte, aber es interessierte ihn einfach nicht. Seine Leidenschaft lag im Entschlüsseln und Zusammensetzen der wirren
Einzelheiten der Geschichte des Imperiums. Nichts faszinierte
ihn so sehr wie der Griff in den dunklen Morast der Legenden
und Mythen, aus denen der größte Teil der Vergangenheit zu
bestehen schien, und aus dem, was er dort fand, feste, unzweifelhafte Tatsachen zu rekonstruieren, so klar und scharf umrissen wie ein Diamant in einer Kohlenmine. Und wenn Owen
eine Lehre gezogen hatte aus all den Geschichten und Märchen, die ihm untergekommen waren, dann war es die Tatsache, daß auf dem Schlachtfeld keine verdammte Ehre und
kein strahlender Ruhm zu finden waren. Nur Blut und
Schlamm und die endlose Bitterkeit verlorener Hoffnungen.
    Wenn man sich erst durch die Berge von Lügen und Propaganda gearbeitet hatte, stellten sich die meisten Kriege im
Nachhinein als kleine, armselige Angelegenheiten heraus, die
dem Schutz von Handelsinteressen dienten oder das politische
Gesicht bestimmter Kreise wahren sollten. Owen wollte verdammt sein, wenn er kämpfen und sterben würde, nur damit
irgend jemand anderes

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