Der eiserne Thron
größter Bedeutung, obwohl er nie den Grund erwähnte. Er war nie besonders gut im Abgeben von Erklärungen, Euer Herr Vater.«
»Ich habe den Ring. Soweit ich weiß, ist es wirklich nur ein
ganz gewöhnlicher Ring.«
Er zeigte ihn Ohnesorg, der sich vorbeugte, den Ring betrachtete und sich wieder auf seine Pritsche zurücksinken ließ.
Seine Finger spielten mit dem Verschluß des silbernen
Flachmanns, doch er nahm keinen weiteren Schluck mehr aus
der Flasche.
»Es tut mir leid, vom Tod Eures Vaters zu hören. Ich habe
im Lauf der Jahre eine Menge Freunde verloren, aber es wird
nie leichter. Ihr seht ihm recht ähnlich, Owen Todtsteltzer,
wißt Ihr das? Habt Ihr eigentlich einen Plan, oder seid Ihr nur
auf der Flucht?«
»Ich habe einen Plan, ja«, entgegnete Oven ein wenig zögernd. »Wollt Ihr dabei mitmachen?«
»Nein. Aber ich schätze, mir bleibt gar keine andere Wahl.
Wenn Ihr mich gefunden habt, dann können das andere auch.
Ich mag nicht mehr viel wert sein, Todtsteltzer, aber was von
mir übrig ist, das gehört Euch.«
»Kann ich einen Augenblick mit dir reden, Owen?« unterbrach Hazel die Unterhaltung der beiden Männer und packte
ihn mit festem Griff am Arm. Er zuckte zusammen. Hazel zog
ihn auf die Füße und auf den Gang hinaus. Owen riß sich wütend los und schloß die Tür hinter sich.
»Bist du verrückt geworden?« sagte Hazel. »Wir können
uns nicht mit einem derartigen Wrack belasten! Er wird uns
nur im Weg stehen. Wir können noch nicht einmal mit Sicherheit sagen, daß er wirklich Jakob Ohnesorg ist!«
»Es macht nichts, wer er wirklich ist« widersprach Owen.
»Allein sein Name wird die Leute auf unsere Seite ziehen. Für
Jakob Ohnesorg werden Leute kämpfen und sterben, die für
Euch oder mich nicht einen müden Finger krümmen würden.«
»Aber … er ist nur ein Hausmeister!«
»Na und? Also wirklich, Hazel! Wenn hier irgend jemand
ein Snob sein sollte, dann ich! Und ich schätze, Ihr seid nicht
in der Position, um Steine zu werfen, wenn man Eure frühere
Beschäftigung in Nebelhafen bedenkt.«
Hazels Augenbrauen hoben sich gefährlich. »Wovon redest
du, Mann?«
»Nun, nach dem, was ich aus Cyders Reden geschlossen
habe, wart Ihr … eine Dame der Nacht! «
» Eine Dame der …! Ich sollte dir den Kopf abreißen und in
deinen hohlen Hals pinkeln, Owen Todtsteltzer! Ich war niemals eine Hure!«
»Aber was dann?«
»Wenn du es unbedingt wissen willst – ich war Dienerin bei
einer Dame!« Hazel bemerkte, daß sie schrie. Sie senkte ihre
Stimme. Auf ihren Wangen leuchteten hektische Flecken.
»Du mußt mich gar nicht so dämlich anstarren. Es ist ein
vollkommen ehrenhafter Beruf! Und damals war Arbeit ziemlich knapp.«
»Und warum habt Ihr dann … aufgehört?«
»Die Dame des Hauses hat mir einmal zu oft befohlen, die
Ecken zu fegen. Ich habe ihr einen Kinnhaken verpaßt, das
Tafelsilber eingesteckt und bin getürmt, bevor jemand die
Wachen rufen konnte. Bist du jetzt endlich zufrieden?«
»Sehr, jawohl. Es ist immer von Vorteil, wenn man einen
Beruf erlernt hat, auf den man zurückgreifen kann. Wenn die
Zeiten wieder einmal hart werden, dann kann ich Euch sicher
eine Stellung bei meinem Personal verschaffen …«
»Eher würde ich mich umbringen«, knurrte Hazel. »Nein.
Eher würde ich dich umbringen.«
»EISENHAND!!!« Owen und Hazel fuhren herum und erblickten die gewaltige Gestalt Tom Sefkas. Der Besitzer des
Olympus’ stürmte durch den Gang auf sie zu. Sie wichen einen Schritt zurück, als er stehenblieb und gegen die Tür der
›Hausmeisterwohnung‹ hämmerte. »Eisenhand! Setz deinen
wertlosen Arsch in Bewegung und komm raus! Ein Dutzend
Gäste wollen die Dusche benutzen, und du hast sie immer
noch nicht saubergemacht! Entweder setzt du dich augenblicklich in Bewegung, oder du bist gefeuert!«
Er wandte sich mit rotem Gesicht um und musterte Owen
und Hazel. »Und ihr beide müßt nicht meinen, daß ihr irgendwo hingeht. Ich habe erfahren, wer du bist, Todtsteltzer.
Wenn ich schon früher Bescheid gewußt hätte, wärst du erst
gar nicht in meinen Laden gekommen. Eine Bande blutrünstiger Kopfgeldjäger ist das letzte, was ich hier drin gebrauchen
kann. Wenn du auch nur versuchst, dein Schwert zu ziehen,
dann reiße ich dir den Arm aus! Der Preis auf deinen Kopf
wird mich zu einem reichen Mann machen. Du gehörst mir,
zusammen mit deinen Begleitern. Es sei denn, du willst dich
mit mir anlegen?«
Sefka spannte erwartungsvoll seine
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