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Der eiserne Thron

Der eiserne Thron

Titel: Der eiserne Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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einen Arm unter seinen Körper und
drückte sich rollend zur Seite, wodurch er sich von seinem
Angreifer lösen konnte. Er stolperte vorwärts, und eine Klinge
bohrte sich genau an der Stelle in den Schnee, wo er noch
einen Augenblick zuvor gelegen hatte. Owen fand sein
Gleichgewicht wieder und wirbelte herum. Und sah sich einer
Frau gegenüber, deren schwarze Lederkluft größtenteils von
weißen Fellen bedeckt war. Kein Wunder, daß er sie im Nebel
nicht hatte sehen können. Die weißen Felle bildeten eine perfekte Tarnung. Die Frau war mittelgroß und besaß ein blasses,
spitzes Gesicht mit dunklen Augen. Ihr schwarzes Haar war
kurz geschnitten, und sie grinste kühl und voller Selbstvertrauen. In der Hand hielt sie ein Schwert, und sie erweckte
den Eindruck, als wüßte sie sehr genau, wie man damit umging.
Und sie wollte kämpfen, denn kaum hatte Owen einen
flüchtigen Eindruck von ihr gewonnen, da war sie auch schon
über ihm. Die Spitze ihrer Waffe zielte auf sein Herz. Er
brachte sein eigenes Schwert gerade noch rechtzeitig hoch,
um ihren Hieb zu parieren, und einen Augenblick standen sie
sich gegenüber, Gesicht an Gesicht, Klinge an Klinge, bevor
der Kampf weiterging und jeder die Fähigkeiten des anderen
testete. Owen benötigte nicht lange zu der Feststellung, daß er
einer meisterhaften Schwertkämpferin gegenüberstand, aber
zu seiner eigenen Überraschung gab er einen Dreck darauf.
Das war genau die Sorte Kampf, die er bevorzugte. Einer gegen einen, von Angesicht zu Angesicht. Er war es müde, von
gesichtslosen Verfolgern gehetzt und aus dem Hinterhalt angegriffen zu werden. Er wünschte sich einen Feind, den er
sehen und treffen konnte. Seine Gegnerin war verdammt gut,
ganz ohne Zweifel – aber er war der Todtsteltzer. Und sie
würde herausfinden, was das hieß.
Sie stampften hin und her auf dem festgetrampelten, rutschigen Schnee; jeder suchte nach einer Lücke in der Dekkung des anderen, und ihre Schwerter krachten immer und
immer wieder klirrend aufeinander. Owen setzte all seine
Kraft und Geschicklichkeit ein und geriet doch unter starken
Druck. Die Versuchung, den Zorn aufzurufen, war beinahe
übermächtig, aber er tat es nicht. Teilweise, weil er sich Gedanken machte, was der Zorn seinem bereits ziemlich geschwächten Körper zufügen würde, doch hauptsächlich, weil
er verdammt sein wollte, wenn er sich wegen eines einzelnen
Angreifers in den Zorn flüchten würde. Er hatte schließlich
auch seinen Stolz. Owen hatte sich nie als Krieger gefühlt,
aber er war von den besten Schwertkämpfern des Imperiums
unterrichtet worden. Und ganz nebenbei – er war in letzter
Zeit einfach zu oft davongelaufen.
Owen warf sich auf seine Gegnerin und drängte sie allein
durch die Wucht und Geschwindigkeit seines Angriffs zurück,
dann wischte er ihr Schwert zur Seite und rammte sie mit der
Schulter. Der Aufprall raubte ihr die Luft und warf sie noch
weiter zurück. Sie verlor das Gleichgewicht und krachte
schwer auf den festgetretenen Schnee. Im gleichen Augenblick war Owen schon über ihr und stellte seinen Fuß auf ihr
Handgelenk, um sie daran zu hindern, ihr Schwert zu heben.
Sie griff mit der anderen Hand nach ihrem Disruptor, doch
Owens Waffe zeigte schon auf ihr Gesicht. Sie resignierte und
sank zurück in den Schnee. Überwältigt, aber keineswegs geschlagen. Die Frau funkelte ihren Bezwinger wütend von unten herauf an, und als sie schließlich sprach, klang ihre Stimme kalt und beherrscht.
»Nun mach schon!«
Zu seiner eigenen Überraschung zögerte Owen. Es war eine
Sache, jemanden in der Hitze des Kampfes zu töten, aber einen besiegten Feind zu ermorden, der hilflos auf dem Boden
lag …? Das war die Methode des Imperiums, und er war nicht
länger sein Untertan. Andererseits – wenn Owen sie nicht
tötete, würde sie mit ziemlicher Sicherheit wieder aufstehen
und sich auf ihn stürzen. Er dachte noch immer nach und bemühte sich um einen nichtssagenden Gesichtsausdruck, als
die Gestalten seiner Kameraden sich aus dem Nebel schälten.
Das Geräusch des Kampfes hatte ihnen seine Position verraten. Hazel warf einen Blick auf die am Boden liegende Kopfgeldjägerin und schüttelte empört den Kopf.
»Owen, darf ich dir Ruby Reise vorstellen?«
»Natürlich«, erwiderte Owen schwer. »Es mußte ja wohl so
kommen, oder?«
Er nahm den Fuß von Ruby Reises Handgelenk und trat einen Schritt zurück, damit sie aufstehen konnte. Sein Disruptor
war

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