Der eiserne Thron
verschwinden.«
»Ich dachte, Ihr sucht nach Jakob Ohnesorg«, meldete sich
Tobias Mond. »Das ist er.«
Owen und Hazel blickten überrascht zu Mond. »Wie
kommst du auf diese verrückte Idee?« fragte Hazel.
»Ich habe neben ihm gekämpft. Bei der Rebellion von Eisfels . Einige Hadenmänner hatten sich ihm angeschlossen, um
Erfahrungen zu sammeln, und ich war dabei. Ich habe Ohnesorg ein paar Mal bei Stabsbesprechungen gesehen, und ich
vergesse niemals ein Gesicht.«
Hazel musterte den Hausmeister. »Dieses klapprige Gestell
hier soll den Imperialen Truppen auf Eisfels das Fürchten gelehrt haben? Jetzt halt aber die Luft an!«
»Ach, zur Hölle«, sagte der Hausmeister unvermittelt. »Laßt
uns besser hier verschwinden …«
Verblüfft blickten alle zu dem alten Mann. Seine Stimme
klang plötzlich so … anders. Er setzte seinen Eimer und den
Wischmop ab und zog einen abgewetzten silbernen Flachmann aus seinem Overall. Mit zitternden Fingern schraubte er
die Kappe ab und nahm einen tiefen Schluck Sein Adamsapfel
hüpfte eckig an seinem unrasierten Hals auf und ab. Er senkte
die Flasche, seufzte erleichtert und drehte die Kappe sorgfältig wieder zu. Seine Hände schienen bereits viel weniger zu
zittern als vorhin, und sein Blick war klar und direkt. Er musterte Hazel und Owen von oben bis unten, dann wandte er
sich wortlos um und verschwand durch eine dritte Tür. Die
anderen mußten sich beeilen, um mit ihm Schritt zu halten.
Eisenhand marschierte durch einen Korridor, ohne sich nach
seinen drei Besuchern umzusehen oder darauf zu warten, ob
sie ihm folgten. Dann öffnete er eine Tür, die im Schatten
beinahe unsichtbar war. Er trat beiseite und bedeutete seinen
Gästen einzutreten. Ein wenig zaghaft folgten sie der Einladung und fanden sich in einem Kesselraum wieder, der zugleich als improvisiertes Wohnquartier diente. Abgesehen
vom Kessel nahm eine Pritsche mit einer zerzausten Decke
den größten Raum ein. Eisenhand ließ sich mit einem erleichtertem Seufzen darauf nieder. Owen blickte sich nach einem
Stuhl um, aber es gab keinen.
»Schließt die Tür und nehmt Platz«, sagte Eisenhand gereizt. »Wenn Ihr so herumsteht, vertreibt ihr jede Spur von
Gemütlichkeit.«
Owen schloß die Tür und setzte sich mit untergeschlagenen
Beinen auf den Fußboden. Hazel ließ sich neben ihm nieder.
Mond blieb gelassen stehen. Owen warf dem Hausmeister
einen prüfenden Blick zu und suchte verzweifelt nach einer
Spur des berühmten Rebellen in dem geschlagenen alten
Mann vor sich. Der Hausmeister erwiderte seinen Blick, und
langsam dämmerte Owen, daß der Mann vor ihm nicht mehr
annähernd so unbedeutend aussah wie noch einige Augenblicke zuvor. Sein Rücken war gerade, seine Hände zitterten
keine Spur, und in seinem unrasierten Gesicht zeigte sich
neue Kraft.
»Ich dachte, ich hätte mich ziemlich gut getarnt«, begann er
grimmig. »Ich schätze, ich sollte als erstes erfahren, von wem
Ihr meinen Namen habt?«
»Vom Abraxus-Informationszentrum«, erwiderte Owen.
Der Hausmeister knurrte verärgert.
»Diese verdammten Telepathen. Sie stecken ihre Nase in alles. Sieht so aus, als müßte ich wieder umziehen. Ich kann
nicht sagen, daß es mir leid tut. Der Laden ist ein einziger
Müllhaufen, und die Arbeit stinkt. Und sie nehmen mir sogar
noch Miete für dieses Loch hier ab, könnt Ihr Euch das vorstellen? Man sollte nicht meinen, daß sie die Frechheit besitzen, oder? Trotzdem, ich habe es schon schlechter gehabt.
Den größten Teil meines Lebens war ich auf die eine oder
andere Weise auf der Flucht, und die Leute haben ein gutes
Gespür dafür, wenn man unter Druck steht. Dann werden
Wohnungen plötzlich rar, Freunde drehen einem den Rücken
zu, und die Preise für alles mögliche schießen durchs Dach.«
Eisenhand brach ab und nahm einen weiteren Schluck aus
seinem Flachmann. Er verzog das Gesicht und schraubte die
Kappe wieder auf. »Ich erinnere mich an Zeiten, da hätte ich
diesen Fusel nicht einmal zum Schuhputzen benutzt. Ist doch
erstaunlich, an was man sich alles gewöhnen kann, wenn einem nichts anderes übrigbleibt. Ich erinnere mich an Zeiten,
da habe ich nur die feinsten Jahrgänge getrunken, die härtesten Brandys, perlenden Champagner … Sicher, damals war
ich noch wer. Damals galt mein Name noch etwas.«
»Wollt Ihr damit sagen, daß Ihr wirklich Jakob Ohnesorg
seid?« fragte Owen. Er versuchte erst gar nicht, seine Skepsis
zu verbergen.
»Ich war Jakob Ohnesorg.
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