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Der eiserne Thron

Der eiserne Thron

Titel: Der eiserne Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Heute bin ich Jobe Eisenhand.
Ich habe den Namen eines alten Freundes angenommen. Er
starb bereits vor langer Zeit und hinterließ keinen Erben. Ich
dachte, er hätte nichts dagegen, wenn ich seinen Namen benutze. Man sollte Respekt vor den Toten haben. Es gibt auch
so schon genügend Geister, die mich plagen. Ich brauche
nicht noch mehr davon.« Er unterbrach sich und musterte Tobias Mond. »Ich kann mich nicht an Euch erinnern. Ich habe
zu viele Armeen geführt und zu viele Schlachten geschlagen. Eisfels war eine der weniger guten. Am Ende hatten die Imperialen Angriffsschiffe die meisten meiner Leute umgebracht,
und ich entkam nur, weil ich um mein Leben rannte. Ich bin
am Ende eine ganze Menge gerannt, aber sie haben mich
trotzdem erwischt.«
Er unterbrach sich erneut, und seine Augen blickten in weite
Fernen. Owen beugte sich vor. »Sie haben Euch erwischt?
Was geschah?«
»Sie zerbrachen mich«, erwiderte der Mann, der einmal Jakob Ohnesorg gewesen war. »Folter, Drogen, Hirntechs,
Esper … irgendwann zerbricht jeder, wenn man nur lange und
fest genug zuschlägt. Und ich war so unendlich müde …«
»Aber … wie seid Ihr ihnen wieder entkommen?« wollte
Owen wissen.
»Ich bin nicht entkommen. Das Imperium hatte einen großen Schauprozeß vorbereitet, um der Bevölkerung meinen
Sinneswandel zu demonstrierten. Ich sollte vor den Holokameras stehen und all meine alten Freunde und meine Überzeugungen verraten. Ihr kennt diese Art von Prozessen sicher.
Und ich hätte es getan. Sie hatten mich zerbrochen. Zum
Glück hatten mich einige meiner Freunde in der KlonBewegung noch nicht aufgegeben und brachen in mein Gefängnis ein, um mich zu befreien. Sie hätten es nicht tun sollen. Zu viele gute Männer und Frauen ließen an diesem Tag
ihr Leben, nur um mich zu retten, einen gebrochenen, alten
Mann, der keine Kraft und keine Ideale mehr besaß. Sie
schafften mich unter falschem Namen auf ein Schiff, und
schließlich endete ich hier, wo jeder hinrennt, wenn es keinen
anderen Platz zum Leben mehr für ihn gibt. Wenn Ihr also
nach dem großen Krieger und dem berühmten Berufsrebellen
sucht, dann verschwendet Ihr Eure Zeit. Er starb vor vielen
Jahren in den Folterkammern unter dem Imperialen Palast von Golgatha.
Seht mich an. Ich bin siebenundvierzig und sehe doppelt so
alt aus. Meine Hände zittern die meiste Zeit, weil mein Körper die Erinnerung an die Mißhandlungen der Folter nicht
vergessen kann, und meine Erinnerungen sind ein einziges
Durcheinander. Die Hirntechs haben wirklich ganze Arbeit
geleistet. Ich bin nicht der, den Ihr sucht, und selbst wenn ich
es wäre – ich würde Euch nicht nützen.«
»Habt Ihr einen Beweis, daß Ihr der seid, für den Ihr Euch
ausgebt?« fragte Owen. »Alte Trophäen oder Erinnerungsstücke aus Eurer Vergangenheit?«
»Nein. Schnell und ohne viel Gepäck war immer meine Devise. Und außerdem ist mir egal, ob Ihr meinen Worten glaubt
oder nicht. Tut uns allen einen Gefallen und laßt mich in Frieden.«
Owen musterte den alten Mann und fühlte sich beinahe enttäuscht wie ein Kind. Was hatte sein Vater ihm für Geschichten über den sagenhaften Jakob Ohnesorg erzählt! Als Owen
dann älter wurde, hatte er seine Karriere als Historiker mit
Nachforschungen über Ohnesorg begonnen und zu seiner
Überraschung herausgefunden, daß die Wahrheit noch weit
beeindruckender war als die Geschichten seines Vaters. Ohnesorg hatte tatsächlich alles vollbracht, was sein Vater erzählt hatte, und noch einiges mehr. Er hatte auf Hunderten
von Welten gegen das Imperium gekämpft, einige Schlachten
gewonnen, noch mehr verloren, aber niemals aufgegeben.
Von all den zweifelhaften Freunden und Bekannten seines
Vaters war Jakob Ohnesorg der einzige gewesen, den Owen
jemals respektiert hatte.
»Erinnert Ihr Euch an meinen Vater?« fragte er unvermittelt. »Mein Name ist Owen Todtsteltzer.«
»Ja. Ich erinnere mich an ihn. Er war ein guter Mann. Ein
hervorragender Kämpfer und ein ganz außergewöhnlicher
Intrigant.« Ohnesorg blickte Owen fest in die Augen. »Da Ihr
hier seid nehme ich an, er ist tot?«
»Ja. Auf der Straße als Verräter niedergestochen. Ich bin
jetzt der Todtsteltzer. Zumindest so lange, bis die Eiserne Hexe mich in ihre Finger bekommt. Ich wurde für vogelfrei erklärt, und man hat mir all meine Besitztümer und meinen Titel
genommen.«
Ohnesorg musterte Owen nachdenklich. »Habt Ihr den Ring
Eures Vaters? Er sagte immer, der Ring sei von

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