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Der eiserne Thron

Der eiserne Thron

Titel: Der eiserne Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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gehen?«
»Selbstverständlich. Es ist nicht mehr allzu weit. Nach
Euch.«
»O nein. Nach Euch.«
Die Kopfbedeckung des Umhangs bewegte sich ruckartig,
was ebensogut ein zustimmendes Nicken wie eine amüsierte
Regung darstellen mochte, und Huth wandte sich um und ging
den Weg durch einen Nebentunnel voran, in dem es noch
mehr stank als bisher – wenn das überhaupt möglich war. Valentin folgte ihm dichtauf, die Waffe stets schußbereit in der
Hand. Er neutralisierte den größten Teil der Drogen in seinem
Kreislauf und hielt ein paar in Reserve – nur für den Fall.
Normalerweise wurden die Geldgeber immer nur einzeln
vorgeladen, damit niemand imstande war, einen der anderen
zu identifizieren, falls er geschnappt wurde. Es mußte etwas
ziemlich Wichtiges in der Luft liegen, um die Anwesenheit
von zweien gleichzeitig zu rechtfertigen. Valentin musterte
nachdenklich die Rückseite des rätselhaften Huth. Das fehlende Gesicht war ein interessantes Detail; der Untergrund
war schon beinahe fanatisch, wenn es darum ging, genau zu
wissen, mit wem er sich einließ. Sicher, es konnte eine holographische Maske sein, aber nur ein ESP-Blocker könnte
Huths Gedanken vor dem sondierenden Verstand eines Espers
schützen. Und ESP-Blocker würde der Untergrund unter gar
keinen Umständen tolerieren. Huth war einer der Leute, die
den Untergrund mit finanziellen Mitteln ausstatteten. Er besaß
hervorragende Beziehungen in den höchsten Kreisen und
stand sowohl mit den Espern als auch mit den Klonen in Kontakt – und das war bemerkenswert. Sie schenkten einem nicht
so leicht ihr Vertrauen, und es gab nur ganz wenige, die sogar
das Vertrauen beider Gruppen besaßen.
Wie um den Gedanken zu unterstreichen, blieben Huth und
Valentin plötzlich stehen, als sich vor ihnen die erste deutliche Warnung zeigte. Ein Toter hing wie eine zerbrochene
Puppe von der Decke herab. Seine Arme und Beine waren
zerschmettert, und überall ragten weiße Knochensplitter aus
dem gequälten, blutigen Fleisch. Der Leichnam hob langsam
den Kopf und blickte Huth und Valentin aus leeren Augenhöhlen an. Blut lief in Strömen an seinen farblosen Wangen
hinab wie dicke, purpurne Tränen. Er öffnete den Mund, und
Maden krochen über sein Kinn.
»Geht zurück«, sagte der Leichnam schleppend, als hätte er
bereits vergessen, wie man spricht. »Kehrt um, zögert nicht!«
Valentin wechselte einen Blick mit der leeren Kapuze von
Huth. »Seid ehrlich: Würdet Ihr Euch davon abschrecken lassen, wenn Ihr eine Eliteeinheit der Imperatorin wärt?«
»Nicht wirklich«, erwiderte Huth. »Andererseits habe ich es
auch schon oft genug gesehen. Sie bestehen darauf, diese
Schau abzuziehen, selbst wenn sie wissen, daß ich es bin.
Manchmal glaube ich, sie machen es nur, um in Übung zu
bleiben.«
Der tote Mann verzog das halb verweste Gesicht. »Kehrt
um. Ich meine es ernst. Das ist kein Witz.«
»Ach, halt endlich die Klappe«, sagte Valentin. »Ich hab’
schon in meinen Tagträumen ekelhaftere Dinge als dich gesehen.«
»Wahrscheinlich hat er das wirklich«, erklärte Huth dem
Leichnam. »Er ist nämlich Valentin Wolf. Der Valentin
Wolf.«
Der tote Mann verschwand von einem Augenblick zum andern. Der Gestank blieb der gleiche wie vorher. Natürlich. Die
leere Kapuze von Huth drehte sich Valentin zu. »Sie haben
von Euch gehört.«
Valentin grinste. »Jeder hat von mir gehört.« Er unterbrach
sich. Dann: »Hört Ihr nichts?«
Ein schwaches Brüllen wurde irgendwo hinter ihnen lauter
und lauter. Der Tunnel begann unter ihren Füßen zu vibrieren.
Wellen begannen sich auf dem dunklen Schlamm abzuzeichnen, der den Boden bedeckte. Der Luftdruck stieg merklich
an, als würde ein Zug durch den Tunnel heranrasen und die
Luft vor sich aufstauen. Das Brüllen wurde ohrenbetäubend,
und der Boden schüttelte sich förmlich. Der Druck der verdichteten Luft lag schwer auf Valentins Gesicht. Huth stand
regungslos dort, als habe ihn der Schreck erstarren lassen.
Dann brach donnernd eine schwere Wand von Wasser aus der
Dunkelheit hervor und begrub alles unter sich wie ein außer
Kontrolle geratener Zug.
»Sie haben die verdammten Abwasserkanäle geöffnet!«
schrie Valentin. »Haltet Euch irgendwo fest, oder Ihr werdet
weggespült!«
Die Flutwelle schoß heran, füllte den Tunnel, und dann war
sie vorüber. Kein Wasser, kein Krach, nichts. Die Luft war
still und ruhig und stank wie zuvor. Valentin stieß langsam
den Atem aus.
»Ihr

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