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Der eiserne Thron

Der eiserne Thron

Titel: Der eiserne Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Sein Atem beschleunigte
und vertiefte sich, als der Stoffwechsel intensiver wurde. Valentin war jetzt schneller, stärker, beweglicher als vorher und
mehr als bereit, sich dem zu stellen, was dort vor ihm lauerte.
Er grinste breit. Mochten sie nur kommen. Mochten sie ruhig
alle kommen. Eine mahnende Stimme in seinem Hinterkopf
meldete sich mit der Warnung, daß er seine Vorräte nicht
grundlos verbrauchen sollte. Er hatte zwar Schritte eingeleitet,
die schließlich zu einer neuen Quelle führen würden, um den
armen toten Georgios zu ersetzen, aber es wäre wirklich unklug, etwas aufzubrauchen, das er nicht einfach wiederbeschaffen konnte, bevor die neuen Kanäle etabliert waren und
sich als zuverlässig erwiesen hatten. Valentin beschloß, die
mahnende Stimme zu ignorieren. Sie klang einfach zu normal
und vernünftig, und Valentin Wolf war nicht zu dem Valentin
Wolf geworden, weil er sich normal und vernünftig verhalten
hatte.
    Plötzlich flammte in der Dunkelheit vor ihm ein Licht auf,
scharf und grell nach dem trüben Blauweiß der Deckenbeleuchtung, und platschende Schritte näherten sich durch den
Schlamm, der den Boden des Tunnels bedeckte. Valentins
Grinsen wurde noch breiter, als er die Disruptorpistole zog.
Eine dunkle Gestalt tauchte im Tunnel auf. Ihre Umrisse warfen Schatten an die Wände. Die Gestalt blieb ruhig und selbstsicher in respektvoller Entfernung zu Valentin stehen, und ein
Ball von leuchtend weißem Licht tanzte auf ihrer Schulter.
Ihre Umrisse schienen menschenähnlich zu sein, aber Valentin war nicht in der Stimmung, ein Risiko einzugehen. Genaugenommen war ihm sogar eher danach, zuerst zu schießen
und dann zu fragen, schon allein aus Prinzip. Und dann begann die Gestalt unvermittelt zu reden. Ihre Stimme besaß den
ruhigen, tonlosen Klang einer Maschine, wahrscheinlich
durch einen Lektron getarnt, um eine Identifikation unmöglich zu machen.
    »Ich wollte Euch nicht erschrecken, guter Mann, aber Ihr
werdet sicher verstehen, daß es sich auszahlt, wenn man in
unserer Position vorsichtig ist, wenn nicht gar paranoid. Erlaubt mir, daß ich Euch den ersten Teil des Losungswortes
nenne: Neue.«
    »Hoffnung«, erwiderte Valentin. Er entspannte sich ein wenig, ohne die Waffe zu senken. »Eine ziemlich offensichtliche
Losung, würde ich meinen. Aber niemand hat mich um meine
Meinung gefragt. Also: Darf ich erfahren, wer Ihr seid?«
    Die Gestalt näherte sich langsam, damit Valentin sich nicht
bedroht fühlen würde. Schließlich blieb sie vor ihm stehen,
tief gebückt unter der niedrigen Decke des Tunnels, und Valentins Interesse wuchs, als er erkannte, daß jegliches verräterische Merkmal unter dem weiten Umhang verborgen war.
Und was noch interessanter schien: Die Kapuze des Umhangs
war leer! Kein Gesicht, kein Kopf, überhaupt nichts! Der
Lichtkegel hüpfte fröhlich auf der Schulter der Gestalt und
blendete Valentin fast, so daß er seine visuellen Sinne dämpfen mußte.
    »Ich bin Huth«, sagte die Gestalt. »Koordinator zwischen
den Untergrundbewegungen der Klone und Esper und der
Kyberratten. Und wer seid Ihr, werter Herr?«
    »Valentin Wolf, Schirmherr und Berater der Untergrundbewegung. Ich habe von Euch gehört, Huth. Ihr seid der Schatten im Hintergrund, sozusagen die graue Eminenz hinter dem
Thron. Wir Patrone müssen alle unsere Identität enthüllen,
weil die Esper darauf bestehen, nur Euch allein erlaubt man
Anonymität. Wißt Ihr, ich frage mich schon lange, aus welchem Grund?«
    »Weil ich für sie wertvoll bin«, entgegnete Huth. »Und solange sie mich brauchen, geben sie meinem Wunsch nach. Ich
habe schon von Euch gehört, Valentin Wolf, aber ich schätze,
das hat jeder. Ihr habt eine ganz schöne Summe in den Untergrund gepumpt, alles was recht ist, aber laßt mich sagen, daß
ich den Grund nicht erkennen kann. Ihr seid immerhin der
Erbe des Wolf-Clans, und eines Tages fällt Euch alles in den
Schoß. Was um alles in der Welt fehlt Euch, das Ihr nur im
Untergrund finden könnt?«
    »Tut mir wirklich leid«, sagte Valentin. »Aber ich verrate
bei der ersten Begegnung niemals all meine kleinen Geheimnisse.«
    »Wie Ihr wünscht, mein Herr. Ich frage mich, was der Untergrund diesmal wieder will, daß so bedeutende Geldgeber
wie Ihr und ich so kurzfristig herbeigerufen werden?«
»Es sollte wirklich besser dringend sein«, meinte Valentin.
    »Ich fühle mich ziemlich nackt ohne meine übliche Maskerade. Wollen wir

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