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Der eiserne Thron

Der eiserne Thron

Titel: Der eiserne Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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gegenseitig den
Platz abspenstig machen zu wollen. Der Boden war mit Abfall
und Schrott übersät, zerfetzte Stücke von Hochtechnologie,
einige neu, einige scheinbar ziemlich alt. Zwischen den
Trümmern bewegten sich kleine Dinger. Valentin zog es vor,
nicht genauer hinzusehen. Langsam richtete er sich auf,
streckte sich und massierte unter dankbarem Seufzen seinen
geschundenen Rücken.
»Ihr seid doch der Technikexperte, Huth. Wo zur Hölle sind
wir diesmal gelandet? Sieht aus wie der Alptraum eines Wartungstechnikers.«
»Eine alte Reparaturwerkstatt, wie es aussieht. Verlassen
und vergessen und von den Kyberratten wieder in Betrieb
genommen. Zwischen den vielen verschiedenen Welten innerhalb Golgathas gibt es massenweise Plätze wie diesen
hier; früher einmal dienten sie einem bestimmten Zweck, aber
der technologische Fortschritt machte sie irgendwann überflüssig. Die Kyberratten lieben diese Höhlen; sie haben Hunderte davon in Besitz genommen und benutzen sie als Unterschlupf. Sie erscheinen auf keiner einzigen Karte mehr, und
auch die Datenbänke haben ihre Existenz längst vergessen.«
»Es ist eine Müllhalde, wenn Ihr mich fragt«, sagte Valentin.
»Nun ja, aber Ihr werdet zugeben, daß der Gestank nicht so
schlimm ist wie in den Abwässerkanälen.«
»Genaugenommen mag ich Müllhalden sogar. Sie kommen
meiner Vorliebe für Chaos entgegen. Ich liebe die schönen
Muster, die man dort findet.«
Er kicherte fröhlich, und die leere Kapuze Huths wandte
sich ihm zu. Valentin blickte zurück, und dann traten beide
gemeinsam vor und verbeugten sich höflich vor den EsperRepräsentanten in der Mitte der großen metallenen Höhle.
Wie immer hatten die Vertreter der Esper ihre wahre Identität
hinter telepathisch projizierten Bildern verborgen. Möglicherweise waren sie sogar persönlich anwesend, aber wahrscheinlich projizierten sie die Bilder von einem sicheren Ort
aus. Es war eine Gabe, um die Valentin sie mehr als beneidete.
Niemand kannte die mysteriösen Anführer der Esper, und
sie schienen entschlossen, ihr Geheimnis auch weiterhin zu
bewahren. Und so kam scheinbar aus dem Nichts ein Wasserfall, floß plätschernd und gurgelnd durch die Luft und verschwand am Boden einfach wieder. Seltsame Farbenspiele
überzogen das Wasser, und irgendwo in der Mitte gab es zwei
Flecke, die Augen darstellen mochten. Neben dem Wasserfall
hing ein wirbelndes Mandala in der Luft; ein kompliziertes
Muster ineinander verschlungener, leuchtender Linien, die
sich scheinbar bis in die Unendlichkeit umeinander wanden.
Valentin hätte es stundenlang betrachten können. Neben dem
Mandala wartete der dritte Sprecher der Esper, ein um einen
Baumstamm geschlungener Drache von drei oder vier Metern
Länge, dessen goldene Schuppen das Licht der Kaverne
schwach reflektierten. Valentin war sich nicht ganz sicher, ob
es sich bei dem Bild nur um einen Esper handelte oder ob der
Baum ein weiterer Anführer war. Der Baum sprach im weiteren Verlauf des Treffens kein Wort – andererseits redete auch
der Drache nicht viel. Und dann gab es da noch Mister Perfekt. Ein Esper mit massiven Muskeln, die schon beinahe an
eine Karikatur erinnerten. Er stand da, die Arme vor der gewaltigen Brust verschränkt, und starrte die beiden Besucher
herablassend an. Valentin spürte den beinahe unwiderstehlichen Drang, sich von hinten an die Gestalt heranzuschleichen
und laut Buh! zu rufen. Doch wahrscheinlich war auch sie nur
eine telepathische Vision und nicht wirklich anwesend.
Es gab keine Möglichkeit, das festzustellen. Die Bilder
konnten von überall her kommen. Sie existierten nur im
Verstand des Empfängers und hatten außerhalb keine Realität.
Valentin kannte dieses Gefühl. Er überlegte, daß Huth vielleicht ganz andere Bilder sah, und nahm sich vor, später mit
ihm darüber zu reden. Die Esper waren extrem vorsichtig,
wenn es um ihre Identität ging, und das nicht ohne Grund.
Auf Rebellion stand der Tod. Wenn man sie erwischte. In der
Kaverne war alles still, trotzdem war die Atmosphäre gespannt und knisterte förmlich von der ungesprochenen Sprache der Telepathen. Huth brachte seinen Mund dicht an Valentins Ohr.
»Ich kann mitverfolgen, was vorgeht. Hört einfach durch
mich zu.«
Ein scharfes Prickeln legte sich wie ein Helm aus Stacheldraht um Valentins Kopf, und allmählich wurde er sich eines
sanften Stimmengewirrs bewußt, das die Luft erfüllte. Die
Esper redeten scheinbar alle gleichzeitig und

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