Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der eiserne Thron

Der eiserne Thron

Titel: Der eiserne Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
Vom Netzwerk:
geglitten, als sie
plötzlich auseinanderbrach, und ein großes, widerliches und
tödliches Etwas sprang sie an. Drams Schwert war beinahe
augenblicklich in seiner Hand, doch die Kreatur schleuderte
ihn lässig zur Seite, ohne auch nur langsamer zu werden. Löwenstein erwartete den Angriff in aller Seelenruhe. Noch
mehr bösartige Stacheln wuchsen aus ihren Armen, ihrer
Brust und ihrem Rücken. Die Kreatur überragte sie trotz ihrer
eigenen gewaltigen Größe, und Löwenstein mußte den Kopf
nach hinten neigen. Aus ihren Augen und ihrem Mund strömte gleißende Energie, die das Gesicht des Wesens augenblicklich hinter einem wütenden Flammenmeer verschwinden ließ.
Die Kreatur schrie auf und wich zurück. Aus Löwensteins
Rüstung schossen peitschende Tentakel aus Stahl und fesselten sie, hielten sie gepackt und ließen sie nicht entkommen.
Die Aufrüstung der Imperatorin war nicht nur in der normalen
Welt von überlegener Macht. Löwenstein hielt die Kreatur mit
den Tentakeln umschlungen, während sie sie mit bloßen Händen zerriß.
Dram hatte sich wieder auf die Beine gerappelt und beobachtete das Geschehen aus respektvoller Entfernung. Irgend
jemand mußte eine Menge an Überlegung und Geld in den
Angriff gesteckt haben, aber wie üblich hatte man Löwenstein
wieder einmal unterschätzt. Sie riß der Kreatur den versengten
Kopf von den Schultern und hielt ihn vor ihre blitzenden Augen. Er wimmerte und wollte auseinanderfallen, doch sie verhinderte es allein durch ihren Willen.
»Wer hat dich geschickt? Wer hat dich geschaffen? Wer ist
dein Meister? Rede!«
Ihre Worte aktivierten ein verstecktes Programm in der
Kreatur, das alle Daten unwiederbringlich zerhackte. Die Imperatorin fluchte laut und ließ den Kopf fallen. Er löste sich
auf in Milliarden flüchtiger Bytes, die knisternd und funkensprühend zu nichts verbrannten. Dram trat vorsichtig zu Löwenstein und blieb neben ihr stehen.
»Was meinst du, wer sie geschickt hat? Shub? «
»Eher einer ihrer Agenten. Kein Mensch könnte sich gegen
ein Wesen von Shub zur Wehr setzen. Jedenfalls werden wir
hier keine Antworten finden, Dram. Es war dumm, das Gegenteil anzunehmen. Mein Fehler. Die Matrix ist viel zu groß
und mein Bewußtsein viel zu limitiert. Hier könnte sich jeder
und alles verstecken, und wir würden erst davon erfahren,
wenn es aus den Schatten hervorbricht, um nach uns zu
schnappen. Ich benötige jemanden, der sich hier auskennt.
Vielleicht eine Kyberratte. Meinst du, du könntest mir eine
Kyberratte beschaffen, Dram?«
»Kein Problem. Aber wahrscheinlich ist es gar nicht leicht,
eine zur Mitarbeit zu überreden.«
»Bring sie zu mir«, erwiderte Löwenstein. »Ich kann sehr
überzeugend sein, wenn ich mir Mühe gebe.« Sie ließ den
Blick über die Matrix schweifen, und Dram überlegte, wie
weit ihre aufgerüsteten Augen wohl sehen mochten. Sie
schwieg eine ganze Weile, und als sie schließlich doch wieder
sprach, klang ihre Stimme ruhig und besorgt. »Sieh dich um,
Dram. Dieser Ort ist größer als Golgatha. Wir haben ihn geschaffen, aber wir verstehen ihn nicht länger. Die Lektronen
und die KIs haben ihn für ihre eigenen Bedürfnisse und Nöte
geformt, und wir können höchstens Beobachter sein in ihrer
Welt. Sie steht nicht länger unter unserer Kontrolle – wenn sie
das überhaupt je tat. Trotzdem werde ich einen Weg finden,
Dram. Keine Maschine wird je mein Imperium regieren!«
Dram nickte respektvoll, und wenn er seine eigenen Gedanken und Pläne hegte, dann schwieg er. Gedanken konnten in
der Matrix verdammt weit reisen.
K APITEL Z EHN

F
EINDLICHE ÜBERNAHME
    Finlay Feldglöck hatte sich zum wöchentlichen Treffen des
Clanvorstands der Feldglöcks verspätet. Verspätungen waren
eine seiner Spezialitäten; sie sorgten dafür, daß andere Leute
seine Ankunft um so mehr anerkannten. Und außerdem sollte
nicht verschwiegen werden, daß er sich auf das bevorstehende
Treffen absolut nicht freute. In letzter Zeit schien wirklich
alles schiefzugehen, und zum erstenmal in seinem Leben hatte
er keine Ahnung, wie er sich am besten dagegen wehren sollte. Alles war so verdammt kompliziert geworden. Mit der
steigenden Popularität des Maskierten Gladiators stiegen auch
die Anforderungen, die die Rolle an ihn stellte, und der
Druck, den sein geheimes zweites Ich auf ihn ausübte, wurde
allmählich unerträglich. Er konnte seine beiden Leben sowieso nur noch deshalb miteinander vereinbaren, weil die

Weitere Kostenlose Bücher