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Der eiserne Thron

Der eiserne Thron

Titel: Der eiserne Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Shub war uns technisch immer mindestens ein halbes Jahrhundert voraus. Wenn
du recht behältst, dann stecken wir wirklich in ernsten
Schwierigkeiten.«
»Und wir können noch nicht einmal eine Warnung herausgeben, ohne wenigstens Hoffnung auf eine Lösung anzubieten; eine Massenpanik wäre die Folge, und die Matrix würde
augenblicklich zusammenbrechen. Vielleicht würden wir die
Abtrünnigen von Shub auch aufschrecken, wenn wir etwas
Unüberlegtes unternehmen. Ich habe bereits Spezialisten auf
eine technologische Lösung des Problems angesetzt, selbstverständlich unter strengsten Sicherheitsmaßnahmen; doch
niemand kann sagen, wie lange das dauert. Und wir können
nicht warten. Wir haben Hinweise darauf, daß bereits jemand
aus der Führungsschicht übernommen wurde. Jemand von
wirklich weit oben.«
»Nein!« sagte Dram. »Ich kann das einfach nicht glauben.
Keine Maschine der Welt könnte auf Dauer als Mensch
durchgehen. Außer … Shub wäre uns inzwischen wirklich so
weit voraus.«
»Irgend jemand hat uns bereits geschlagen, als wir die Schläfer von Grendel holen wollten. Irgend jemand mußte
wissen, daß wir planten, die Schläfer zu Stoßtruppen auszubilden, und er ist uns zuvorgekommen. Irgend jemand, der
sehr mächtig sein muß. Wenn in der Matrix eigenartige Dinge
geschehen, dann muß ich das wissen. Und das bedeutet, ich
muß mich selbst davon überzeugen. Und ich will verdammt
sein, wenn ich allein nachsehe. Deswegen habe ich dich gerufen.«
»Na, dann danke ich dir recht herzlich«, erwiderte Dram
säuerlich.
Löwenstein lachte nicht. »Sei wachsam, Dram. Du mußt
unbedingt sicherstellen, daß ich es wirklich bin, die zurückkehrt.«
Dram dachte noch immer über eine Antwort nach, als er
hörte, wie sich der Deckel von Löwensteins Kapsel schloß. Er
schluckte schwer, starrte zu der schweigsamen Decke hinauf
und betätigte den Schalter, der den Deckel seiner eigenen
Kapsel schloß. Während der Verschluß einrastete, kam ihm
der Gedanke, daß das Imperium sich wegen einer Beerdigung
jedenfalls keine Gedanken machen mußte, wenn etwas
schiefging; sie konnten ihn einfach mitsamt der Kapsel so
begraben, wie er war. Der Gedanke tröstete ihn nicht im geringsten. Dann herrschte für einen Augenblick finsterste Dunkelheit, bevor sein Bewußtsein in die Matrix schoß.
Drams Verstand sprang über das Komm-Implantat nach
draußen in die Imperiale Matrix wie ein Lachs, der die Stromschnellen eines Flusses überwand, wie ein Vogel, der durch
eine dunkle Schlucht jagt, voller Furcht und Erwartung. Auf
eine gewisse Art und Weise, über die er gar nicht gerne nachdachte, begleitete den Eintritt in die Matrix immer ein eigenartiges Gefühl, als würde er nach Hause kommen. Als würde
die endlose, schimmernde Ebene, über die er nun blickte, sein
Unterbewußtsein an den Ort erinnern, an dem er vor seiner
Geburt gewesen war. Die Matrix erstreckte sich in alle Richtungen, so weit das Auge reichte; eine massive Sphäre des
Seins, und er, unendlich klein, genau in ihrer Mitte. Über und
unter ihm und auf allen Seiten befanden sich fremdartige
Formen und Fragmente; Kreaturen, die scheinbar ohne jeden
Einfluß von Schwerkraft oder rationalem Verstand umherwirbelten. Dram konzentrierte sich und richtete seinen Willen
nach außen. Einen Augenblick später fand er sich auf einem
grasbewachsenen Hügel wieder. Er trug eine vollständige
Kampfrüstung mit Schwert und Disruptor an der Hüfte. Anscheinend dachte sein Unterbewußtsein, daß dieser Schutz
notwendig war, und Dram hatte keine Lust, darüber zu streiten. Es gab Wesen in der Matrix, die sich in praktisch jeder
nur gewünschten Form manifestieren konnten. Das hing von
der Macht ab, über die man verfügte. Dram war nur ein
Mensch und besaß kaum Aufrüstungen, und das band ihn an
seine normale Gestalt und Größe.
Er blickte sich ohne besondere Eile in seiner neuen Umgebung um und ließ die Fremdartigkeit von allem auf sich einwirken, bis er sich daran gewöhnt hatte. Was er sah, war nicht
real; es war lediglich sein Verstand, der die empfangenen
Eindrücke in dieser Weise interpretierte. Die Matrix war der
Versammlungsort des Imperiums für Geschäfte und Informationen, und hier besaßen Symbole und Sinnbilder Stärke. Unbewußte, geheime Bedeutungen tauchten unvermittelt an die
Oberfläche eines ungeübten Verstandes wie Wale aus großen,
geheimnisvollen Tiefen. Die größten Formen bildeten die
Datenblöcke: Ansammlungen

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