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Der eiserne Tiger

Der eiserne Tiger

Titel: Der eiserne Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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unwirtlichen Gegend fliegen zu können. Da habe ich
übrigens Jack kennengelernt.«
      Erstaunt wandte sie sich an Drummond. »Sie sind für die indischen Streitkräfte geflogen?«
      »Für fünfhundert
Pfund Sterling pro Woche«, sagte er. »Das ist eine Menge
Geld, damit kann man sich sehen lassen.«
      »Hören Sie nicht auf
ihn«, unterbrach ihn Hamid. »Er treibt gern solche
Spielchen mit den Leuten. Von Leh aus flog er dreimal täglich in
die Berge von Ladakh, wo er auf einem kleinen Rollfeld in einer
Höhe von 6000 Metern landete. Er flog Vorräte und Nachschub
ein und flog die Kranken und Verwundeten aus. Innerhalb von fünf
Wochen ist er diese Strecke mehr als hundertmal geflogen. Dann ist er
zusammengebrochen und hat drei Wochen im Lazarett gelegen, weil sein
Erschöpfungszustand dies erforderlich machte. Laut Vertrag wurden
ihm fünf Flüge pro Woche abverlangt und nicht mehr.«
      »Er hat vergessen zu
erzählen, daß sie mir die Zeit, die ich im Hospital
verbringen mußte, nicht bezahlt haben«, fügte Drummond
hinzu. »Da sehen Sie mal, wie heimtückisch diese Orientalen
sind.«
      Er steigerte die Geschwindigkeit und
flog eine langgezogene Kurve. Damit waren sie wieder aus einem
Paß heraus und gelangten in das dahinterliegende Tal. Ein breiter
Fluß wälzte sich zwischen schroffen Klippen träge
dahin, ein silbernes Band in einer atemberaubenden, wilden und
feindseligen, urweltlichen Landschaft.
      »Na, was habe ich Ihnen
gesagt?« meinte Drummond. »Hier sind wir wirklich am Ende
der Welt. Kaum zu glauben, daß die Chinesen Anspruch auf dieses
verfluchte Land erheben.«
    »Und warum tun sie das?«
      »Das ist der gleiche
psychologisch gut durchdachte Schachzug wie schon bei den
römischen Imperatoren: Locke den Mob in den Zirkus, damit er von
schwerwiegenderen Problemen abgelenkt wird. Infolge der Mißernte
in China im Jahre 1962 sind viele Menschen verhungert. Die chinesischen
Streitkräfte sind daraufhin in Indien einmarschiert. Indien war
auf diesen Angriff nicht vorbereitet. So war es den Chinesen ein
leichtes, den Sieg zu erringen. In Peking konnten sie den Gürtel
enger schnallen und Fahnen schwenken.«
      »Und sie haben wirklich Anspruch auf Baipur erhoben?«
      »Ebenso wie die anderen
angrenzenden Länder. In alten Zeiten war Baipur tatsächlich
einmal ein Teil des Kaiserreiches China. In Baipur leben Mongolen. Nur
Mitglieder der herrschenden Klasse sind Moslems, Nachkommen der
Angreifer. Aber niemand glaubt ernsthaft daran, daß sie angreifen
könnten. Der alte Khan hat es vorgezogen, völlig neutral zu
bleiben. Er ist der einzige Regent eines Grenzstaates, der keinen
gegenseitigen Verteidigungspakt unterzeichnet hat, der sich Indien
gegenüber nicht verpflichten wollte.«
      »Doch gegen Sie als Berater hat er nichts einzuwenden?«
      »Seine ganze Armee besteht nur
aus fünfundsiebzig Leuten. Und ist überhaupt nur ein
politischer Schachzug. In Peking lacht man darüber.«
      Fast hätte sie Mr. Cheung
erwähnt, ihr fiel jedoch gerade noch rechtzeitig wieder ein, was
Drummond ihr am Vorabend erzählt hatte. Selbst wenn Hamid
wußte, wie die Dinge wirklich standen - daß Cheung in
Wahrheit ein Agent Nationalchinas war und Drummond Waffen für
tibetanische Guerillakämpfer einflog, würde er es
wahrscheinlich vorziehen, offiziell nichts davon zu wissen. Sie dachte
an Vietnam und seufzte. Es war doch überall das gleiche - Gewalt,
Blutvergießen und unendliches Leid. Es war ein
immerwährender Kreislauf.
      Sie überflogen jetzt das Tal in
einer Höhe von kaum mehr als dreihundert Metern. Plötzlich
sah sie an einer Flußbiegung Sadar liegen. Die Flachbauten lagen
unregelmäßig auf einem ausgedehnten Plateau verstreut. Der
Palast des Khans lag wie eine Festung in einem von hohen Mauern
umgebenen Park.
      Die Beaver legte sich in die Kurve,
flog dicht an dem schlanken Minarett einer Moschee vorbei. Als sie die
Stadt hinter sich gelassen hatten, erblickte sie im Süden inmitten
einer Ebene das Rollfeld, eine schmale Landebahn, die mühselig in
dem rauhen, unwegsamen Gelände angelegt worden war, am einen Ende
eine Windhose an einer langen Stange. Drummond kreiste einmal und
bewerkstelligte dann gegen den Wind eine perfekte Landung zwischen zwei
Reihen leerer Ölfässer.
      Auf diesem behelfsmäßigen
Flughafen befand sich ein improvisierter Hangar aus rostigem Wellblech,
anscheinend kaum groß genug für die Beaver. Drummond hielt
darauf zu und drosselte den

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