Der eiserne Tiger
fahren, sind wir geliefert. Ich bin auch noch aus einem anderen Grund dagegen. Mit drei Lastwagen machen wir mehr Eindruck als mit einem. Dadurch hält man uns für stärker als wir sind. Und das kann bestimmt nicht schaden, wenn wir zum Beispiel auf kleinere Patrouillen stoßen.«
»Und was ist mit den Frauen?« fragte Brackenhurst. »Glauben Sie nicht, es ist langsam an der Zeit, daß wir sie absetzen?«
»Damit sie den Chinesen in die Hände fallen? Was für eine blödsinnige Idee! Das hätte ich nicht einmal Ihnen zugetraut. Gehen Sie zu Ihrem Lastwagen zurück. Sie fahren an dritter Stelle.«
Verachtung sprach aus Hamids Haltung und Stimme. Brackenhurst wandte sich ab und schlich davon wie ein geprügelter Hund,
»Um Himmels willen, Herr Major«, mischte sich jetzt Father Kerrigan ein und beugte sich aus dem Fenster von Hamids Laster, »sehen Sie denn nicht, daß der Mann am Ende seiner Kraft ist?«
»Allerdings. Und deshalb muß man ihm sagen, was er zu tun hat. Ich fürchte, eine andere Möglichkeit gibt es nicht.« Hamid wandte sich an Drummond. »Du fährst am besten mit Achmed im Versorgungslaster an der Spitze. Ich folge euch. Im Falle einer Gefahr blockiert ihr die Straße mit eurem Laster. Dann können die anderen beiden Wagen wenden. Wenn ihr dann schnell genug rennt, könnt ihr aufspringen.«
»Wir wollen es hoffen«, meinte Drummond lakonisch.
Er trat an Hamids Laster und winkte Janet zu. Sie winkte zurück, der Junge ebenfalls. Eigentlich das erste Lebenszeichen von ihm.
Er kletterte neben Achmed ins Führerhaus. Sie fuhren ab. Der Nebel hatte sich gelichtet. Das war nicht gerade günstig. Der Regen prasselte mit unverminderter Kraft hernieder. Es war eiskalt, und er hatte einen bitteren Geschmack im Mund. Er fuhr sich mit der Hand über die Bartstoppeln. Dann lehnte er sich zurück, die Maschinenpistole auf dem Schoß, und sah auf die Straße hinaus.
Als sie kaum zwanzig Minuten gefahren waren, hupte Hamid mehrmals hintereinander. Achmed fuhr an den Straßenrand, als Hamid vor ihnen hielt.
Hamid sprang aus dem Laster und trat zu ihnen. »Ich glaube, Brackenhurst ist nicht mehr hinter uns.«
»Was hat der blöde Kerl wohl jetzt wieder vor?« sagte Drummond wütend.
»Von mir aus kann er verrecken, aber ich mache mir Sorgen um die Frauen und Kinder.«
Drummond nickte. »Wartet ihr hier. Wir fahren im Versorgungslaster zurück. Es kann ja immerhin sein, daß er eine Panne hat. Ich staune sowieso, daß diese alten Vehikel nicht schon längst den Geist aufgegeben haben.«
Achmed wendete und fuhr den Weg zurück, den sie gekommen waren. Nach fünf Minuten erreichten sie den dritten Laster. Er stand am Straßenrand, Brackenhurst und die Frauen daneben.
Sie fuhren an dem Laster vorbei, wendeten und hielten ein paar Meter dahinter. Drummond sprang aus dem Führerhaus und trat zu der kleinen Gruppe. Brackenhurst lächelte nervös und schien ungeheuer erleichtert.
»Ein Glück, daß Sie gekommen sind. Ich habe es ja gewußt.«
»Was ist denn los?« erkundigte sich Drummond.
»Wir müssen die Frauen jetzt hierlassen«, erklärte Brackenhurst.
»Guck dir den Laster doch mal von unten an, Achmed«, sagte Drummond und stieg ins Führerhaus von Brackenhursts Lastwagen.
Er trat mehrmals auf das Bremspedal. Nichts tat sich. Da rief ihm Achmed etwas zu. Er sprang heraus, drängte sich durch die Frauen, die schweigend und dicht aneinandergedrängt dastanden, und kroch ebenfalls unter den Lastwagen.
»Sehen Sie, Sahib«, sagte Achmed grimmig. »Die Bremse kann gar nicht funktionieren. Das Bremskabel ist mit voller Absicht unterbrochen und zerstört worden.«
Als Drummond den Schaden gerade untersuchen wollte, hörte er, wie der Motor des Versorgungslasters ansprang. Wie gehetzt krabbelte er unter dem Laster hervor, doch zu spät. Als er die Frauen beiseiteschob, gab Brackenhurst Gas. Das Motorengeräusch des sich rasch entfernenden Lasters wurde immer leiser, dann war alles ruhig.
Achmed trat neben Drummond. »Dieser Mr. Brackenhurst, in der Hölle soll er braten, oder es gibt keine Gerechtigkeit! Was sollen wir jetzt tun, Sahib?«
»Ihm nachfahren, was sonst?«
»Aber die Bremse funktioniert doch nicht, Sahib.«
»Ich werde das Steuer übernehmen. Ich fahre nicht zum erstenmal mit defekter Bremse.«
In diesem Augenblick fing ein kleines Kind an zu weinen. Erschöpft wandte er sich den
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