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Der eiserne Tiger

Der eiserne Tiger

Titel: Der eiserne Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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verantwortlich machen.«
      »Wo ist denn der Lastwagen?«
      »Den haben wir ungefähr fünfzig Meter von der Straße im Wald versteckt. Ich habe beschlossen, von der Straße abzubiegen, als wir die Schüsse hörten. Es war ja klar, daß wir so nicht weiterkommen würden. Ich bin dann zurückgegangen, um mich davon zu überzeugen, daß unsere Spuren zugeschneit sind.«
      »Nach den Soldaten zu urteilen, haben die Chinesen das nächste Dorf offensichtlich schon überrannt. Was machen wir jetzt?«
      »Keine Ahnung. Aber laß uns das besprechen, wo wir es etwas bequemer haben. Und wo wir wenigstens bis morgen früh sicher sind.«
      Drummond stolperte in der Dunkelheit hinter ihm her, bis er die Umrisse des Lastwagens erkannte. »Es ist zwar nicht gerade das Savoy«, meinte Hamid, »aber in einer solchen Nacht immer noch besser als eine Schneewehe. Vorsicht, hier liegen überall Kisten und Kästen herum. Ich habe die halbe Wagenladung rausgeschmissen.«
      Die Plane des Lastwagens wurde etwas beiseitegeschoben, ein Lichtschimmer war zu sehen, und Father Kerrigan fragte flüsternd: »Major Hamid, sind Sie es?«
      »Ja, mit einem Gast«, erwiderte dieser ebenso leise. »Dem heimgekehrten Wanderer.«
      Drummond kletterte hinter ihm her über die Ladeklappe. Er ließ die Plane wieder zurückgleiten, damit kein Lichtschein nach draußen drang. Dann wandte er sich um. Hamid hatte wirklich gründlich ausgemistet. Die restlichen Kisten hatte er so aufeinandergestapelt, daß ein kleiner Alkoven entstand. In der Mitte stand ein wärmender Ölofen auf einer Kiste sowie ein trübe brennendes Licht.
      Father Kerrigan murmelte etwas und legte ihm die Hand auf die Schulter, aber Drummond hatte nur Augen für Janet, die hinter dem Kocher neben dem jungen Khan hockte.
      »Jack«, flüsterte sie. »Jack.«
      Er trat zu ihr, sank auf die Knie und ergriff ihre Hand. Die Stimme versagte ihm, er konnte ihr nicht mit Worten zu verstehen geben, was ihn bewegte. Daher zog er nur kurz ihre Hand an die Lippen.
      »Was ist denn geschehen?«
      Wieder berichtete er kurz, was ihm widerfahren war. Als er aufblickte, hatte sie Tränen in den Augen. »Diese armen, armen Frauen und Kinder - und Achmed.«
      »Ich konnte nichts tun«, versicherte ihr Drummond. »Wirklich gar nichts.«
      »Ich hätte auch nicht gedacht, daß wir heil von diesem Berg runterkommen«, seufzte Hamid.
      Alle schwiegen bedrückt. Schließlich nahm sich Janet wieder an die Kandare und setzte den Kessel aufs Feuer. Father Kerrigan sprach aus, was alle dachten: »Die Schüsse, die wir gehört haben, müssen also Brackenhurst gegolten haben, nicht wahr?«
      Hamid nickte. »Ein Stück weiter die Straße rauf habe ich Chinesen zu Pferde gesehen. Das bedeutet, daß sie das nächste Dorf bereits eingenommen haben.«
      »Sind wir denn hier auch wirklich sicher?«
      »Heute nacht schon.«
      »Und was soll morgen werden?«
      Hamid zuckte traurig die Achseln. »Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Selbst wenn es uns gelänge, den Lastwagen hier wieder rauszukriegen, was ich bezweifle, könnten wir ja nirgendwo hinfahren. Auf keinen Fall würden wir unbehelligt durch das Dorf kommen, und zurück können wir auch nicht, weil wir dann den Verfolgern in die Hände fallen würden.« Er wärmte sich die Hände an der kleinen Flamme. »Aber wir haben ein Dach über dem Kopf, haben es warm und brauchen auch nicht zu hungern. Unter den gegebenen Umständen ist das allerhand.«
      »Bohnen haben wir«, fügte Janet hinzu. »Nichts als Bohnen. Und natürlich Tee.«
      »Jedenfalls werden wir nicht verhungern«, meinte Hamid zuversichtlich.
      Sie füllte zwei Blechtassen mit Tee und reichte sie Hamid und Drummond. »Mehr haben wir nicht. Das muß für alle reichen.«
      Drummond zog die Handschuhe aus und legte seine halb
    erfrorenen, klammen Hände um die Tasse, um sie zu erwärmen. Kerim saß in Decken eingewickelt da und sah ihm mit ernster Miene zu.
      Dann lächelte er und entblößte dabei seine gleichmäßigen weißen Zähne. Drummond erwiderte sein Lächeln. »Langsam kommt wieder Leben in ihn«, meinte er.
      Father Kerrigan nickte. »Der natürliche Schwung und die Widerstandskraft der Jugend, die lassen sich nicht verleugnen«, meinte er.
      Drummond saß zusammengekauert da, starrte in die Flamme und dachte an alles mögliche. An die brennende Stadt, den beschwörenden Blick des alten Khan, als er ihm dieses letzte

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