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Der eiserne Tiger

Der eiserne Tiger

Titel: Der eiserne Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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rechtzeitig auf. Dann fiel der Lastwagen wie ein Stein in die Tiefe. Das Wehgeschrei der armen, darin eingesperrten Menschen klang ihm noch lange in den Ohren. Dreimal schlug der Laster auf seinem steilen Weg ins Tal noch auf. Metall schürfte über Felsen. Nach dem dritten Mal war alles still, dann kam es zu einer fürchterlichen Explosion.
      Drummond kroch zitternd an den Rand der Straße und blickte hinab. Grelle Flammen loderten empor. Dieser Anblick war ihm so unerträglich, daß er sich wie in Krämpfen wand und fürchterlich erbrach.
      Eine Weile blieb er an einen Felsen gelehnt sitzen, dann kroch er über die Stelle hinweg, wo der Regen und der Sturzbach von oben die Straße ausgehöhlt hatten und ging wie betäubt im Regen bergab.
      Etwa eine halbe Meile weit fiel die Straße steil zum Tal hin ab. Als sich der Nebel einen Augenblick lichtete, sah er, wie sich der Fluß unten durch das Tal wand. Der Regen erschien ihm immer eisiger, und dann brach die Dunkelheit herein.
      Es gab nur einen Weg. Wohin ihn der führen würde, stand in den Sternen. Er war nicht einmal mehr bewaffnet. Seine Maschinenpistole war mit dem Lastwagen ins Tal gestürzt.
      Etwas streifte sein Gesicht. Er hob seine behandschuhte Hand an die Augen und sah, daß Schneeflocken auf dem Handschuh schmolzen. Er blickte auf und sah sich um. Der Regen war in Schneeregen übergegangen.
      Weiter die Straße entlang hörte er Schüsse. Erschöpft blieb er stehen. Bald sah er wie ein Schneemann aus. Wer war das? Hamid oder Brackenhurst? Er konnte es nicht wissen und ging weiter.
      Es wurde rasch dunkel. Aus dem Regen war jetzt endgültig Schnee geworden, der in dichten Flocken fiel und die schlammige Straße weiß überpuderte. Wieder hörte er Schüsse aus Handfeuerwaffen, jetzt schon viel näher.
      Er befand sich in einer verzweifelten Lage. Wenn er auf der Straße blieb, würde er, nach den Schüssen zu urteilen, früher oder später in sein Unglück rennen. Ohne ein Dach über dem Kopf würde er jedoch in einer so kalten Nacht unweigerlich erfrieren.
      Inzwischen hatte er schon fast den Talgrund erreicht. Rechts und links der Straße wuchsen Bäume. Im Schutz dieser Bäume ging er vor Müdigkeit schwankend weiter, immer parallel zur Straße. Es war so kalt, daß er die behandschuhten Hände in den Achselhöhlen vergrub.
      Ein Stückchen weiter die Straße entlang hörte er das Getrappel von Pferdehufen. Ein Pferd schnaubte leise. Drummond trat rasch hinter einen Baum und wartete.
      Durch den Schnee gedämpftes Pferdegetrappel. Ein halbes Dutzend Reiter kam vorbeigaloppiert. Die Männer trugen grobe Lammfellmäntel, wie sie für die Menschen in den Bergen typisch waren, doch die roten Sterne auf den Schirmmützen und die über die Schulter gehängten Maschinengewehre verrieten ihm, mit wem er es zu tun hatte.
      »Was soll ich jetzt bloß machen?« flüsterte er vor sich hin, sobald das Hufgetrappel verklungen war.
      Dicht neben ihm kicherte jemand, dann hörte er Ali Hamids Stimme: »Das habe ich mich auch schon gefragt.«

    12. Kapitel
    DIE LANGE NACHT

      Als ich dich kommen hörte, dachte ich zunächst, wir wären in Schwierigkeiten. Ich war drauf und dran, sehr ungnädig zu werden.«
      Hamid lächelte, seine Zähne leuchteten. »Ein Glück, daß diese Soldaten vorbeigeritten sind. Als du daraufhin in Deckung gingst, wußte ich, daß du auf unserer Seite bist.«
      Drummond konnte Hamids Gesicht im Dunkeln nicht erkennen. Er war so erleichtert, seine Stimme zu hören, daß er die Hand ausstreckte, um ihn zu berühren. »Ali, du alter Schurke, bist du es wirklich? Was ist denn geschehen?«
      »Das wollte ich dich auch gerade fragen. Wir haben auf dich gewartet, damit du uns sagst, was mit Brackenhurst los ist. Da bist du an uns vorbeigebraust, als sei die halbe chinesische Armee hinter dir her.«
      »Das war ich gar nicht, das war Brackenhurst«, erklärte Drummond und berichtete rasch von den Geschehnissen. Auch den Verlust des Lastwagens verschwieg er nicht.
      Sie schwiegen beide, als er geendet hatte. Dann sagte Hamid leise: »Vor uns war schweres Artilleriefeuer. Ich glaube, er hat seine Sünden schon abgebüßt, Jack.«
      »Ausgeschlossen«, widersprach Drummond. »Seine Sünden wiegen zu schwer.«
      »Nun ja«, meinte Hamid nachdenklich, »aber ich fürchte, er hat gar nicht mehr gewußt, was er tat, seit wir Sadar verlassen haben. Man kann ihn deshalb auch nicht für sein Tun

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