Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der eiserne Wald

Der eiserne Wald

Titel: Der eiserne Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Howard
Vom Netzwerk:
bleiben, um nicht mit irgendeinem Logo versehen zu werden. An einem Ort, wo man vergessen konnte, was man hinter sich gelassen hatte.
    Verdammt, vielleicht waren diese Bäume ja Zion. Das Gelobte Land, von dem alle redeten und das niemand finden konnte. Mit Gras, Tieren, sauberem Wasser und einer Luft, die man problemlos atmen konnte. Genau wie in den Geschichten. Doch ich sagte mir auch, dass nichts davon eine Rolle spielte. Noch nicht. Denn eine rosige Zukunft war nur dann wichtig, wenn ich meinen alten Herrn retten konnte.
    Jeder braucht etwas, woran er glauben kann, hatte Pa immer gesagt. Er hatte sein Leben lang versucht, die Welt lebenswert zu machen. Und ich sollte verdammt sein, wenn ich zuließ, dass er irgendwo ganz allein krepierte.
    Am liebsten wäre ich sofort aufgebrochen und einfach Richtung Westen gefahren, aber wenn ich auf die Ebenen hinauswollte, brauchte ich Proviant. Mais und Sprit. Und ich hatte keinen Cent, um die Sachen zu bezahlen.
    Deshalb überlegte ich mir, dass ich Frosts Domizil noch einmal einen Besuch abstatten sollte.
    *
    Ich lud die Nagelpistole voll, bis sie fast platzte. Mit den saubersten, glänzendsten Nägeln, die ich hatte. Anschließend schob ich das Stück Borke ganz tief in meine Tasche, damit es mir möglichst nahe war. Und dann fuhr ich zurück zu Frosts Haus. Noch vor Sonnenaufgang.
    Zunächst beobachtete ich mit dem Fernrohr, das ich mir angeschafft hatte, um damit meinen Kunden die Baumkronen zeigen zu können, das Gelände. Dann ging ich zu dem Lagerschuppen neben dem Haupthaus und zerschoss mit der Nagelpistole das Schloss. Die Bioausrüstung, mit der Crow ihren Sprit braute, war verschwunden, was nur bedeuten konnte, dass sie bereits nach Westen aufgebrochen waren. Genau wie ich es mir gedacht hatte.
    Ich entdeckte erst einen, dann noch fünf weitere Kanister mit Sprit. Danach lief ich zur Hintertür, klopfte laut und positionierte mich mit gezückter Nagelpistole neben der Tür – nur für den Fall, dass ich falschlag und Crow oder Frost herausgerannt kämen.
    Doch in der stillen Nachtluft rührte sich nichts. Wieder klopfte ich, schlug auf die Stahltür ein wie auf eine Trommel, so fest, dass ich glaubte, meine Hand müsste brechen.
    Immer noch nichts. Niemand da.
    Ich fuhr den Wagen vor, nahm den Schweißbrenner und schnitt damit das gesamte Schloss aus der Hintertür. Dann trat ich den Rest des Gebildes ein, setzte meine Schutzbrille auf und stürmte mit gezogener Nagelpistole durch sämtliche Zimmer.
    Leer. Jeder der verdammten Räume war leer. Frosts Arbeitszimmer war sogar vollkommen ausgeräumt worden.
    Ich lud mir so viele Popcornschachteln auf, wie ich tragen konnte, und verstaute sie zusammen mit den Spritkanistern hinten im Wagen. Mein Buch und das Borkenstück schob ich ganz nach unten in eine Kiste mit Nägeln, und als ich dann alles gepackt hatte, fuhr ich den Wagen auf das Feld und verbarg ihn zwischen den Haufen mit dem Altmetall.
    Die Sonne war schon fast ganz aufgegangen, und ich hatte seit zwei Tagen und ebenso vielen Nächten nicht mehr geschlafen. Also nahm ich die Nagelpistole und eine fertige Popcornschachtel und ging in das Schlafzimmer hinauf, wo ich Zee gefunden hatte. Ich streckte mich auf dem Bett aus, einem richtigen Bett, und aß das Popcorn, bevor ich ein Nickerchen machte.
    Als ich aufwachte, saß Sal neben mir auf dem Bett. Und mit seiner verschwitzten Hand umklammerte er meine Nagelpistole.

Kapitel 17
    D ie Sonne hatte das Haus bereits völlig aufgeheizt, und die Laken klebten praktisch an meiner Haut. Reglos sah ich zu Sal hoch und fixierte dann die Nagelpistole. Dabei traute ich mich nicht einmal zu blinzeln.
    »Was zum Teufel machst du hier?«, fragte ich ihn, ohne seinen dicken Finger am Abzug aus den Augen zu lassen.
    »Das ist mein Haus, Baumfuzzi. Die Frage ist also, was machst
du
hier?«
    Ich grinste ihn an, um ihm das Gefühl zu geben, wir wären Freunde, und dass er verrückt sein müsse, zu vergessen, wie gern er mich hatte. Aber Sal erwiderte mein Lächeln nicht. Er rutschte nur auf dem Bett herum und wedelte mit der Nagelpistole.
    »Na ja, weißt du, Sal«, begann ich wieder. »Ich habe einfach eine Nacht Schlaf gebraucht, bevor ich euren Wald fertig mache.«
    »Schlaf, was? Und Sprit hast du wohl auch gebraucht?«
    »Der wurde langsam knapp.«
    »Und ein bisschen Mais?«
    »Genau.«
    »Also bist du ein dreckiger Dieb, ja?«
    Ich wollte etwas sagen, aber Sal sprang vom Bett und richtete die Nagelpistole auf meine

Weitere Kostenlose Bücher