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Der eiserne Wald

Der eiserne Wald

Titel: Der eiserne Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Howard
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ihm rüberging. Vielsagend zeigte ich auf die Pfeife mit dem Gift.
    »Gutes Zeug, mein Freund. Aber nicht genug, um etwas abzugeben.«
    »Geht er auch manchmal selbst rein?«, fragte ich weiter.
    »Fetti?«
    »Ja.«
    Der Tripnotyst schüttelte den Kopf. »Nur die hübsche Lady. Und ihre Kleine.«
    »Zee?« Entweder hatte sie mich dort im Zelt verraten, oder sie hatte versucht, uns etwas Zeit zu verschaffen. So oder so war ich nun wieder auf mich allein gestellt. »Was hat sie gesehen?«
    »Hören Sie, mein Freund. Ich bin vielleicht gerade so high, dass ich in den Wipfeln Ihrer Metallbäume schwebe, aber ich werde bestimmt nicht über meine Kunden tratschen. Zumindest nicht bei irgendwelchen Pennern, die mich nicht bezahlen können.«
    »Hat sie auch die Mauer gesehen?«, hakte ich nach, während ich mich zu ihm hockte.
    »Die Mauer?« Der Tripnotyst lachte, bis er einen Hustenanfall bekam. »Das ist nur der Anfang, mein Freund. Geben Sie’s auf, und entspannen Sie sich. Bei den beiden Mädels ergibt sowieso nichts irgendeinen Sinn.«
    »Wie viel kostet eine Sitzung?«
    »Mehr als Sie sich leisten könnten. Ich mache mir nichts aus Wäldern.«
    »Wie wäre es mit einem Buch? Würden Sie das nehmen?«
    Er musterte mich eingehend. »Hängt von der Qualität ab«, sagte er dann. »Und von der Größe.«
    »Können Sie lesen?«
    Der Tripnotyst nickte mit glasigen Augen. Das Crystal entfaltete seine Wirkung. »Woran wollen Sie sich erinnern?«
    »Sie ist nicht für mich.« Hastig stand ich auf. »Geben Sie mir zwei Stunden. Ich kenne da jemanden, dem der Trip seines Lebens bevorsteht.«

Kapitel 15
    A ls ich zum Schrotthof zurückkam, saß der Rasta auf meinem Wagen und sang lauthals ein Lied über Babylon. Der Einäugige zog vielsagend die Brauen hoch, als ich zu meinem Stellplatz ging. Aber ich nickte nur lächelnd, als wäre das alles ganz normal. Dann kletterte ich auf das Wagendach zu meinem neuen, irren Kumpel.
    »Du musst mir sagen, wo du meinen Vater gesehen hast«, erklärte ich ihm. »Du musst dich an gewisse Dinge erinnern.«
    Der Rasta hörte auf zu singen und starrte mich an. »Oh, Mann, ich erinnere mich doch. Das Gelobte Land, jenseits des Ozeans.«
    »Aber wie bist du da hingekommen?«
    Der Alte zeigte grinsend nach Norden, dann nach Süden, Osten und Westen. »Der König.«
    »Der König«, murmelte ich und musterte angestrengt das faltige Gesicht des Mannes. »Wir müssen einen Ausflug machen«, sagte ich dann. »Wir beide.«
    »Nur zu, Sir. Nur zu.«
    Ich half ihm auf die Füße, so dass wir beide hoch über dem verrosteten Schrott balancierten, der uns umgab.
    Diese Leute sind wie Fahrkarten, dachte ich. Zees Mutter mit ihrem Tattoo, der Rasta mit seiner Borkenhaut. Frost glaubte, die Frau wäre der goldene Schlüssel, aber ich war der Meinung, der alte Irre könnte sich am Ende als wertvoller erweisen. Wobei Frost nicht einmal wusste, dass der Rasta überhaupt existierte.
    Zumindest noch nicht.
    Ich dachte an Zee und fragte mich, auf wessen Seite sie verdammt noch mal eigentlich stand. Um die Wahrheit zu sagen, ich hoffte fast, sie möge auf Frosts Seite stehen. Denn falls nicht, steckte das Mädchen jetzt verdammt tief in der Klemme.
    Als ich zum Zelt des Tripnotysten zurückkam, ging schon fast die Sonne unter. Ich spähte erst mal vorsichtig durch die Zeltklappe hinein, doch das war reine Zeitverschwendung – der Zigeuner befand sich noch genau dort, wo ich ihn zurückgelassen hatte, und schlief in seiner Hängematte seinen Rausch aus. Nur dass er inzwischen mit Staub und Dreck bedeckt war.
    Ich rüttelte ihn wach. Unter der Berührung begann er zu zittern und zog sich eine Decke über die Schultern. »Wie wäre es mit dem nächsten Schuss?«, fragte ich ihn. Dabei streckte ich ihm das Buch entgegen. »Sie können es entweder lesen oder eintauschen.«
    Der Zigeuner setzte sich auf und griff gierig nach dem Buch.
»Meriwether Lewis und William Clark – Tagebuch der ersten Expedition zu den Quellen des Missouri, sodann über die Rocky Mountains zur Mündung des Columbia in den Pazifik und zurück.«
Er sah mich skeptisch an. »Eine wahre Geschichte?«
    Ich zuckte nur mit den Schultern.
    »Dafür bekommen Sie einen Trip«, erklärte er und stand auf. »Nur einen.«
    »Ist gut. Mehr brauchen wir auch nicht.«
    *
    Die Augen des alten Rastas wurden riesig, als sich der Deckel des Stahlcontainers über uns schloss. Dicht aneinandergedrängt sahen wir zu dem leeren Monitor hinauf.
    »Keine Sorge, du

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