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Der eiserne Wald

Der eiserne Wald

Titel: Der eiserne Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Howard
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verschwommenes Bild präsentierte.
    »Warum denn?« Er drehte sich zu mir und fotografierte mich, wie ich den Wagen lenkte.
    »Weil sie nicht dir gehört.«
    »Ist doch egal. Was meinst du, was für Bäume wachsen da?« Der Junge schob sich die Kamera unter das Shirt und machte Fotos von seinem Bauch.
    »Wen interessiert’s? In der Not frisst der Teufel Fliegen, schätze ich.«
    »Ich habe Bücher über sie gelesen: Apfelbäume, Bananenbäume, Mangobäume und Limonenbäume. Walnussbäume, Kirschbäume, Pfirsichbäume und Pflaumenbäume. Hey!« Sal hielt mir die Kamera unter die Nase. »Lächeln!«
    Ich schnappte mir das Ding und schob es unter meinen Sitz. Wenig später war es Sal so langweilig, dass er sich zusammenrollte und einschlief. Bei jedem Schlagloch knallte sein Kopf gegen das Fenster, und sein Mund war verklebt mit Speichel.
    Die Tasche stand offen vor Sals Füßen, also beugte ich mich rüber und suchte die Bilder, die wir bei Frost von der Decke geholt hatten. Die Tattoo-Koordinaten, ausgebreitet auf lebendiger Haut. Dann wühlte ich ein wenig in den Fotos, die Zee gemacht hatte. Schnappschüsse von Crow und Sal lagen direkt neben Bildern von mir beim Bau des Waldbodens. Auf diesen Fotos erkannte ich mich kaum, mein Gesicht wirkte konzentriert, und meine Hände arbeiteten präzise.
    Ich überprüfte die Tankanzeige. Obwohl ich so viel zusätzliches Gewicht aufgeladen hatte – Spritkanister, Mais und den kleinen Sabberkönig –, sah es gut aus. Noch einen Tag oder so, dann hatten wir die Ebenen hinter uns und würden uns den Maisplantagen nähern, diesem schimmernden Landstrich voller zehn Meter hoher Pflanzen, Maiswilderern, Erntehelfern und GenTech-Agenten. Aber die Maisplantagen standen momentan nicht zur Debatte. Noch nicht. Denn in den dichten Staubwolken vor uns entdeckte ich die ersten Anzeichen für Ärger.
    Piraten.
    Und zwar verdammt viele.
    *
    Es waren zwei Trucks. Sie waren gebaut wie Panzer und verleibten sich gerade einige arme Kreaturen ein. Gott weiß, was diese Leute sich dabei gedacht hatten, die Vierzig zu Fuß zu bereisen, aber wahrscheinlich war das am Anfang noch anders geplant gewesen. Auf dieser langen Straße kann so ziemlich alles passieren.
    Ich versuchte abzuschätzen, wie viele und wie weit entfernt sie noch waren, aber dann stürzte sich wieder der Staub auf uns und raubte mir den Blick in die Zukunft.
    »Aufwachen«, sagte ich so laut, dass Sal sich prompt den Kopf am Wagendach stieß. »Wir kriegen Gesellschaft.«
    Wegen der Staubwolken sah er nichts, also starrte er mich fragend an. »Die sehen nicht aus wie Händler«, erklärte ich, »und wir sind eine leichte Beute.« Ich lenkte den Wagen von der Straße runter.
    »Was machen wir denn jetzt?«, fragte Sal panisch. »Meinst du, die haben uns gesehen?«
    »Und wie die uns gesehen haben. Piraten beobachten immer genau, was auf der Straße los ist.«
    Ich sprang aus dem Wagen und setzte meine Schutzbrille auf, damit ich etwas sehen konnte. Der Staub war richtig übel. Wirklich verdammt übel. Und das war so ziemlich das einzig Gute hier.
    Ich schrie Sal an, er solle seinen fetten Hintern aus dem Wagen rausschwingen, dann zeigte ich ihm, wie er mit den Fingern im Sand graben konnte.
    »Beeil dich«, befahl ich ihm, während ich weiter versuchte, in dem Staub irgendetwas zu erkennen. »Mach so schnell du kannst.«
    Während Sal neben der Straße herumbuddelte, kümmerte ich mich um den Motor, riss Schläuche ab und schraubte ein paar Teile raus. Dann lud ich die Spritkanister und ungefähr die Hälfte unserer Maisvorräte ab, zog mein Buch und die Borke hervor und stopfte sie zusammen mit den Fotos und der Kamera in Zees Tasche. Das alles versenkte ich in dem Graben, den Sal ausgehoben hatte. Mit bloßen Händen schaufelte ich weiter und arbeitete mich so tief vor, wie es nur ging. Anschließend schüttete ich den Sand auf unsere Sachen und drückte alles platt.
    Angestrengt spähte ich nach vorne.
    Immer noch nur Staub.
    Ich überprüfte die Nagelpistole.
    »Bisher wissen sie nur, dass ich hier bin«, sagte ich. Sal kniff die Augen zusammen und wandte sich mir zu. »Also würde ich vorschlagen, du haust ab«, erklärte ich ihm. »Verschwinde. Weg von der Straße, und dann geh in Deckung. Aber lauf nicht zu weit, sonst findest du hinterher nicht mehr zurück.«
    Sal rührte sich nicht. Ich war mir ziemlich sicher, dass er gleich losheulen würde. Verdammt, wahrscheinlich heulte er schon längst.
    Ich holte meine

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