Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der eiserne Wald

Der eiserne Wald

Titel: Der eiserne Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Howard
Vom Netzwerk:
Spieleinsatz und endete bei einem fetten Junkie-Arsch, mit dem sie eine Tochter großzog. Und mein Vater begegnete erst meiner Mutter und zog dann mit mir durch die Stahlstädte, um in einer Welt, in der nichts überleben konnte, künstliche Natur zu schaffen.
    Oder?
    Kurz überlegte ich, die Frau zu wecken, ihr fest in die silbrigen Augen zu sehen und zu fragen, was sie wusste. Sie nach meinem Vater zu fragen. Und nach dem Baum, der auf ihrem Bauch wuchs. Denn es war schon seltsam, dass ausgerechnet dieses Tattoo, das Pa gut gekannt haben musste, jetzt auf den Ort verwies, an den er verschleppt worden war.
    Es wurde immer später, und mir fielen die Augen zu. Und bevor ich noch einen Gedanken fassen, aufstehen oder mich auch nur rühren konnte, war ich eingeschlafen. Die Stirnlampe brannte weiter und verbrauchte die Batterie, so dass sie, als ich irgendwann aufwachte, den Geist aufgegeben hatte.
    Aber das war egal, denn als ich aufwachte, stand die Sonne am Himmel, und ich hörte Alpha, wie sie durch den Wald kam und meinen Namen rief.
    *
    »Wo ist Crow?«, fragte ich Alpha, als ich mich auf den Sockel der Statue hinausschob und ins Licht blinzelte.
    »Schläft noch«, erklärte sie. »Wie ein Toter. Falls Tote schnarchen.«
    »Gut.« Ich wollte nicht, dass Crow den Wald zu Gesicht bekam. Oder die Statue. Denn jeder noch so kleine Wissensvorsprung, den ich gegenüber dem Wächter hatte, konnte irgendwann vielleicht noch nützlich werden.
    Sal schob sich hinter mir aus dem Fuß, blass und in der morgendlichen Hitze bereits verschwitzt. Gähnend sackte er in sich zusammen.
    »Dein Freund?«, fragte Alpha.
    »So was in der Art.«
    »Und wo ist die Frau?«
    Wie aufs Stichwort kroch Hina aus der Statue, völlig verschwitzt und unter größten Anstrengungen. Ich schwöre, es sah aus, als würde die Statue sich selbst gebären. Da fiel mir wieder ein, dass Zee ja gesagt hatte, Frost habe seine Frau auf Crystal gebracht. Dann plagte Hina jetzt wohl gerade der schlimmste Kater, den man haben konnte. Und sie musste damit klarkommen, dass ihre Tochter tot war.
    »Wir fahren nach Vega«, informierte ich sie, während ich ihr auf die Füße half. »Und ich denke, du solltest mit uns kommen. Aber wenn du nicht willst, werde ich dich nicht zwingen.«
    »Hier kann ich nicht bleiben«, erwiderte Hina. Sie stand mit dem Rücken zur Statue. In der heißen Sonne schien sie irgendwie zu schrumpfen. Aber ihre Augen blickten so kalt wie eh und je.
    »Du hast da so etwas gesagt«, begann ich mit leiser Stimme. »Über diese Kopien von Harvest.«
    Ohne zu blinzeln, starrte sie mich an.
    Aber ich konnte einfach nicht mit ihr über meinen alten Herrn reden. Nicht, solange Sal dabei war. Denn auch er gehörte zu den Leuten, denen gegenüber ich irgendwann vielleicht noch einen Vorteil brauchen würde.

Kapitel 31
    S ämtliche Fahrzeuge der Piraten waren in Brand gesteckt worden und hatten im Schlamm vor sich hin geschmort. Aus den großen Stahlkarossen stieg noch immer Rauch auf.
    »Wir sitzen hier fest«, murmelte Alpha, den Blick auf ein qualmendes Wrack gerichtet.
    »Nein«, widersprach ich. »Mein Wagen müsste funktionieren, wenn er noch da ist, wo wir ihn zurückgelassen haben. Wir müssen uns eben zu Fuß auf die Suche nach ihm machen.«
    Also füllten wir einige Flaschen mit Regenwasser und stöberten ein Säckchen Maismehl auf, das für alle reichen musste. Dann machten wir uns zu fünft auf den Weg nach Norden, zurück in Richtung der Vierzig.
    Wir müssen ausgesehen haben wie eine Familie von Freaks, wie wir so mit unseren schlammverklebten Stiefeln über die Ebene wanderten. Old Orleans verschwand irgendwann hinter uns, während vor uns nicht sonderlich viel zu sehen war. Nur endloser Dreck und der ausgewaschene Himmel.
    Alpha ging voraus und führte uns zu der Stelle, an der hoffentlich noch immer mein Wagen stand. Ich wiederum hielt mich hinter der Gruppe und versuchte zu entschlüsseln, wie es zwischen Hina, Sal und ihrem ehemaligen Leibwächter so stand. Wahrscheinlich wollte ich auch einfach herausfinden, wem von ihnen ich trauen konnte.
    Crow trug den ganzen Vormittag über abwechselnd Hina auf den Armen oder Sal auf den Schultern, da beide zu schwach waren, um weit zu laufen. Der dicke Junge war ganz still geworden, als ich ihm das mit Zee gesagt hatte. Er hatte sogar heimlich geweint. Aber jetzt dachte er die ganze Zeit laut darüber nach, was wohl mit einem passierte, wenn man starb, und ob man dann irgendwo anders hinkam.

Weitere Kostenlose Bücher