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Der eiserne Wald

Der eiserne Wald

Titel: Der eiserne Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Howard
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glaube an das Gelobte Land.« Crow tätschelte grinsend den Pistolengriff. »Und wir werden alle zusammen dorthin reisen. Ist es nicht so, kleiner Mann?«

Kapitel 33
    D er Schlamm wurde zu Sand, und der Sand wurde zur Vierzig. Sobald wir den alten Teerstreifen erreichten, wandten wir uns nach Westen.
    »Der Wagen steht in dieser Richtung«, versicherte Alpha. »Falls er überhaupt noch da ist.«
    Gegen Morgen bildeten sich die ersten Staubwolken, und wir mussten uns eine Stunde lang aneinander festhalten, während wir hustend durch den Dreck stolperten. Und dann, als der Wind sich legte, kam die Hitze. Mir lief der Schweiß über das Gesicht und in die Augen, die bald total verklebt waren und anschwollen. Beide Wasserflaschen waren leer. Aber wir fünf gingen weiter. Bald sahen wir aus, als wären wir selbst aus Sand.
    Mein alter, brauner Wagen hatte sich im Dreck quasi aufgelöst, erst als wir ihn fast erreicht hatten, entdeckte ich ihn, halb von Sand bedeckt.
    Ich rannte los, rannte bis zur Erschöpfung. Die Pistole schlug gegen mein Bein, während ich die Straße entlanglief, unter einer Sonne, die brannte, als würde der Winter niemals kommen. Meine Haut spannte, und in meinen Beinen zog es schmerzhaft, aber das Grinsen auf meinem Gesicht hätte nicht breiter sein können. Niemand war wohl jemals so glücklich darüber gewesen, einen alten Schrotthaufen wiederzusehen. Ich konnte es kaum glauben. Meine alte Blechkiste. Wartete hier brav auf mich wie ein guter Freund, den ich gar nicht verdient hatte. Und erst einen halben Tag später, nachdem wir sie ausgegraben hatten, sahen wir, dass sie keine Räder mehr hatte.
    Wir hatten den ganzen Nachmittag geschuftet, auch wenn ich schon früh erkannt hatte, dass das Innere des Wagens geplündert worden war. Die Türen waren alle offen, der Mais und der Sprit waren weg. Irgendjemand hatte den Beifahrersitz komplett rausgerissen und die Nylonverkleidung von den Türen gelöst. Aber der Motor schien noch genauso halb funktionstüchtig zu sein, wie ich ihn zum Schein zurückgelassen hatte, und so arbeiteten wir voller Hoffnung weiter, bis Crow auf Höhe des ersten Rades schaufelte und entdeckte, dass es fehlte. Daraufhin schaffte ich den Dreck rund um den restlichen Wagen weg und förderte die traurige Wahrheit zutage. Die miesen Scheißkerle hätten genauso gut das ganze verdammte Ding abschleppen können. Was bringt einem denn ein Wagen ohne Räder?
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte Sal und ließ sich in den Staub fallen. Die Sonne hatte dem Jungen nicht gutgetan: Unter der Staubschicht war sein aufgedunsenes Gesicht dunkelviolett, seine Haut war rissig und voller Blasen. Aber im Vergleich zu Crow war das gar nichts. Die Verbrennungen des Wächters bildeten teils schrumpelige, teils glasige Flecken, die so zerfetzt und schuppig aussahen, als wollte er sich die Haut abziehen und eine komplett neue wachsen lassen.
    »Wir warten«, erklärte Alpha. Ich hatte ihr den alten Sombrero von meinem Dad gegeben. Sie hatte prompt ein Loch hineingebohrt, damit ihr Iro oben rausragen konnte. Man hätte meinen sollen, es störte mich, dass sie den Hut von meinem alten Herrn kaputt machte, aber so war es nicht. Mir gefiel es, wenn sie ihn trug.
    »Irgendwann kommt jemand vorbei, und dann nehmen wir dem die Räder ab«, fuhr sie fort. »Dürfte nicht lange dauern. Um diese Jahreszeit nicht.«
    »Du musst es ja wissen, Pirat«, grinste Crow.
    »Wenn das gegen dein moralisches Empfinden verstößt, kannst du gerne etwas Besseres vorschlagen«, erwiderte sie.
    »Moralisches Empfinden?« Crow lehnte sich so abrupt gegen den Wagen, dass er leicht wackelte. »Welches moralische Empfinden?«
    *
    Ich hatte nur einen Teil meiner Werkzeuge mit nach Old Orleans genommen, bloß einige Schraubenschlüssel und Ratschen und ein paar Ersatzsicherungen. Und das Fernrohr. Das Ding war zwar ziemlich schwer, aber ich hatte mir gedacht, dass es ganz nützlich sein könnte, und genau das war jetzt der Fall, als wir zu fünft im Wagen hockten und schwitzten. Alpha beobachtete durch das Fernrohr die Straße.
    Einer der Plünderer hatte versucht, die Mikrowelle herauszureißen, und hatte sich dabei solche Mühe gegeben, dass nun die Verkabelung kaputt war. Das konnte ich flicken, aber das Wasserproblem war kniffliger. Der Tank war vollkommen trocken.
    »Es gibt eine gute Nachricht«, sagte ich zu den anderen. »Wir haben neben der Straße Mais und Sprit vergraben.«
    »Ja«, bestätigte Sal. »Und wir haben

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